Der englische Bürgerkrieg

Während auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches langsam der dreißigjährige Krieg sich seinem Ende neigte, schwelte in England bereits die nächste religiöse Auseinandersetzung im Zusammenspiel zwischen dem Konflikt von König und seinem Parlament. Wollte der König seine Macht uneingeschränkt ausüben, versuchte das Parlament weiter seine eigene Macht zu stärken. Die Spannungen endeten schließlich im Bürgerkrieg auf englischen Boden.

 

Ursache:

Das englische Königreich mit seinen besetzten Gebieten Schottland und Irland war im 17. Jahrhundert in 4 unterschiedliche religiöse Ausrichtungen unterteilt. Dazu gehörten die Anglikanern, Puritanern, Presbyterianern und Katholiken.

Bereits im Jahre 1534 hatte sich unter König Heinrich VIII. die Anglikanischen Staatskirche in England etabliert. Unter Elisabeth I. konnte diese sich weiter Festigen, da sich die Lehren jedoch kaum vom Katholizismus unterschieden, bekamen die radikal-calvinistischen Puritaner enormen Zulauf. Nach dem Tod von Elisabeth folgte ihr Jakob VI. von Schottland, der als Jakob I. 1603 erstmals Schottland und England als König vereinigte. Jakob war überzeugter Protestant, im Gegensatz zu seinen Vorgänger legte er allerdings mehr Wert auf seine politische Macht als auf seinen Glauben. Er vertrat die Ansicht, dass seine Herrschaft einzig der Gnade Gottes zu verdanken sei und das er auch nur ihm Rechenschaft abzulegen hätte. Damit geriet er in einen direkten Interessenkonflikt mit dem englischen Parlament, dass bereits sei 300 Jahren in England integriert war. Die Befugnisse dieses reichten zwar bei weitem noch nicht an die heutigen heran, für damalige Verhältnisse war England jedoch bereits in der Demokratisierung deutlich weiter als das restliche Europa.

Für seine Machtbasis näherte sich Jakob der anglikanische Staatskirche, da dessen religiöse Anführer ebenfalls die These vom Gottesgnadentum der Könige überzeugt waren. Auf der anglikanische Bischofskonferenz von 1604 wurde sowohl der puritanische als auch der katholische Glaube verbannt, damit verschärften sich die Spannungen in England erheblich, die 1605 Pulververschwörung vorerst ihren Höhepunkt erreichen sollten. Bei dieser Verschwörung wollten katholische Edelleute unter der Führung von Guy Fawkes Jakob und sämtliche Parlamentarier ermorden. Der Anschlag konnte jedoch im Vorfeld vereitelt werden. Seine autoritäre Führung behielt Jakob indes weiter bei.

Nach dem Tod von Jakob I. 1625 folgte sein Sohn Karl I. auf den Thron. Karl heiratete die katholische Henrietta Maria de Bourbon, Tochter König Heinrichs IV. von Frankreich und hetzte damit besonders die Puritanern gegen sich auf, zumal er die königliche Gottesgnade in einem größeren Maße vertrat wie sein Vater und eine Aussöhnung mit der katholischen Kirche vorantrieb. So begann das, vor allem aus Puritanern bestehende Parlament, dem König die finanziellen Mittel zu verweigern, die er zum Herrschen benötigte. Karl berief daraufhin ab 1628 kein Parlament mehr ein und herrschte bis 1640 uneingeschränkt über sein Reich. Weiter lies er seine politischen Gegner verfolgen, was besonders die Puritaner betraf und scharrte Berater wie William Laud, den Erzbischof von Canterbury um sich. Laud begann eine einheitliche, anglikanische Kirchenverfassung durchzusetzen, was auch das presbyterianische betraf woraufhin die Schotten einen Aufstand begannen.

 

König Karl I.

König Karl I.

 

 

Der Bürgerkrieg:

1638 schlossen sich die presbyterianischen geprägten Schotten zum Covenant with God (Bund mit Gott) zusammen um gegen die Pläne von William Laud, dem Erzbischof von Canterbury zur einheitlichen, anglikanische Kirchenverfassung vorzugehen. 1639 beorderte Karl seinen Berater Thomas Wentworth aus Irland zurück, ernannte ihn zum Earl of Strafford und beauftragte ihn, den Aufstand der Schotten militärisch niederzuschlagen.

Straffords Feldzüge scheiterten allerdings und die hohen Kosten des Krieges zwangen Karl dazu, 1640 nach 11 Jahren wieder das Parlament einzuberufen um neue Gelder bewilligt zu bekommen. Die Parlamentarier zeigten sich jedoch den militärischen Feldzügen in Schottland und dem Herrscherstil von Karl sehr kritisch gegenüber, womit Karl das Parlament nach kurzer Zeit wieder auflöste. Durch anhaltende militärische Misserfolge berief Karl dieses im selben Jahr wieder ein. Um eine erneute Ignorierung der Bedingungen für die Gelder auszuschließen, musste sich Karl einigen, neuen Bedingungen beugen. So wurde verlangt, dass er seinen Berater den Earl of Strafford wegen Hochverrat anklagen sollte. Dem stimmte Karl zu, Thomas Wentworth wurde daraufhin 1641 hingerichtet.

Nun befürchteten die irischen Katholiken, durch den Verlust des für sie wohlgesinnten Earl of Strafford, eine aggressive und gewaltsame Anglikanisierung des Landes. Daraufhin kam es 1641 in Irland ebenfalls zu einer Rebellion, in der dem aufgebrachtem Mob dutzende angesiedelter englischer und schottischer Siedler protestantischem Glaubens zum Opfer fielen.

Durch die offene Auflehnung der Iren bewilligte das Parlament die benötigten Gelder, versuchten aber, das damit finanzierte Heer nicht unter dem Kommando des Königs zu belassen, sondern es unabhängig führen zu lassen. Damit versuchten sie zu verhindern, dass der König anstatt den Aufstand niederzuschlagen, seine eigene Macht in England festigen wollte, zur Not auch mit militärischer Gewalt.

Der damit verbundene Streit über die Unterstellung des Heeres spaltete das Parlament nun endgültig in das königstreue Lager, die an der Gottesgnade für den König festhielten und den Parlamentariern, die die Macht des Königs einschränken wollten. Angestachelt durch die ihm treu ergebenen Parlamentarier, ging König Karl soweit, 1642 einen Putsch gegen die Opposition des Parlaments durchzuführen. Er marschierte mit 400 Soldaten zum Unterhaus um 5 Parlamentarier verhaften zu lassen. Diese konnten vor dem Eintreffen jedoch fliehen. Karl hingegen hatte mit seiner Aktion die Rechte des Parlamentes verletzt und einen deutlichen Verfassungsbruch begangen. Dies führte zu einer lautstarken Empörung der Bevölkerung Londons, sodass Karl sich nach Oxford begab und seine treuen Anhänger um sich versammelte. Im Gegenzug befasste sich das Unterhaus mit der Aufstellung einer eigenen Armee um gegen Karl und seinen Beratern, den sogenannten Royalisten vorzugehen.

 

Nachdem sich die militärische Auseinandersetzung zwischen den Royalisten und den Parlamentariern (die aufgrund ihres runden Haarschnitts auch Roundheads genannt wurden) schlossen sich dem König die Gebiete Wales, in Cornwall und der Nordosten Englands an. Das erste Aufeinandertreffen der beiden Heere war bei der Belagerung von Kingston upon Hull durch den royalistischen Earl of Newcastle, der die Belagerung jedoch am 11. Oktober 1642 abbrach. Am 23. Oktober kam es bei Edgehill zur ersten offenen Feldschlacht, die jedoch ohne Sieger ausging. Auf ihrem Weg nach London nahmen die Royalisten unterwegs Oxford ein. General Skippon wurde mit der Verteidigung Londons beauftragt. Dieser befestigte mit seinen 20.000 Mann die Stadt, zu einem Gefecht kam es jedoch nicht.

 

Machtverhältnisse in England nach Ausbruch des Bürgerkrieges 1643

Machtverhältnisse in England nach Ausbruch des Bürgerkrieges 1643

 

1643 begannen die Schotten Partei für die Parlamentarier zu ergreifen, nachdem die Royalisten unter der Führung von Sir Ralph Hopton die Städte Devon, Dorset und Somerset einnehmen konnten. Im Juli stieß das Heer von Hopton zu dem Heer von Ruprecht von der Pfalz, in dessem weiteren Verlauf das vereinigte Heer die Stadt Bristol Angriff und unter hohen Verlusten einnehmen konnte. Mit Gloucester wurde eine weitere Stadt von den Royalisten belagert, als sich jedoch das Entsatzheer der Parlamentarier unter der Führung von Robert Devereux, 3. Earl of Essex am 5. September 1643 eintraf, zogen sich die Royalisten zurück. Eine Schlacht zwischen den beiden Heeren fand später, am 20. September bei Newbury statt, doch auch hier gab es keinen klaren Sieger.

Das Jahr 1644 begann für die Royalisten mit einigen Niederlagen. So mussten sie am 25. Januar die Belagerung der Stadt Nantwich aufgeben, als parlamentarische Truppen unter Sir Thomas Fairfax der Stadt zu Hilfe kam. Am 2. Juli trafen bei York ebenfalls beide Heere aufeinander, als die Parlamentarier die Stadt belagerten und von dem royalistischen Heerführer Ruprecht von der Pfalz zu einer offenen Feldschlacht bei Marston Moor herausgefordert wurden. Bei dieser erlitten die Royalisten ebenfalls schwere Verluste. Damit verloren die königstreuen die Kontrolle über Nordengland.

Im Südwesten Englands konnten die Royalisten ihren letzten, großen Sieg erringen, als sie das Heer vom Earl of Essex am 1. September bei Lostwithiel in Cornwall in einen Hinterhalt lockten und ihm schwere Verluste zufügte. Anschließend zog König Karl sein Heer wieder nach Oxford zurück.

Den entscheidenden Vorteil der parlamentarischen Armee gegenüber der royalistischen Armee kam ab 1645 zum Vorschein, als der Aufbau der sogenannten New Model Army abgeschlossen war und diese im Krieg eingesetzt werden konnte. Diese Armee war aufgebaut aus Berufssoldaten, die hervorragend ausgebildet, ausgerüstet und besoldet waren. Zudem konnten sich Soldaten durch ihre Leistungen in höhere Dienstgrade hocharbeiten, was sonst nur den Adeligen vorbehalten war. Der erste Erfolg wurde am 14. Juni 1645 in der Schlacht von Naseby errungen, als Karls Truppen geschlagen wurden. Auch am 10. Juli bei der Schlacht bei Langport musste Karl eine Niederlage einstecken. Bis zum Herbst 1645 konnten die Parlamentarier so große Gebiete erobern.

 

Machtverhältnisse in England Ende 1645

Machtverhältnisse in England Ende 1645

 

1646 waren die royalistischen Truppen gänzlich in der Defensive. Nachdem die parlamentarischen Truppen am 8. Mai Newark-on-Trent einnahmen und die damit letzte Stadt in Nordengland fiel, wurde kurz darauf Oxford belagert, wohin sich Karl nach seinen Niederlagen 1645 zurückzog. Karl selbst konnte noch aus dem Belagerungsring fliehen und flüchtete nach Newcastle um Schutz bei den schottischen Truppen zu suchen. Nachdem er die ausweglose Lage seines Heeres erkannte, befahl er am 16. Juni 1646 allen seinen Soldaten die Kriegshandlungen einzustellen.

 

 

 

Das Aufleben des Bürgerkrieges:

1647 wurde Karl von den Schotten an die Parlamentarier ausgeliefert. Diese waren während der Gefangenschaft von Karl in innere Streitigkeiten mit der Armee verwickelt, dessen Umstand sich Karl zunutze machte, die Schotten auf seine Seite ziehen konnte und einen neuen Bürgerkrieg begann. Mit den Aufständen ab Juli 1648 der königstreuen Royalisten und dem Einfall schottischer Truppen entflammte der eigentlich beigelegte Krieg wieder auf, konnte durch die Zerschlagung des schottischen Heeres durch Oliver Cromwell und der Befriedung aufständischer Städte schnell beendet werden. Lediglich in Irland dauerte der Aufstand noch an.

 

 

 

Das Ende des Bürgerkrieges:

Oliver Cromwell hatte sich während des Bürgerkrieges durch seine militärischen Erfolge ein hohes Ansehen erarbeitet. Zudem verfügte er über die Unterstützung gut ausgestatteter Bürger, welche seine Macht und Einfluss deutlich stärkten. So konnte er nach dem Bürgerkrieg mit Hilfe der Armee dutzende presbyterianischer und königstreuer Abgeordneter festnehmen lassen und auch einigen anderen den Zutritt zum Parlament verwehren. Durch diese Maßnahmen verringerte sich das Parlament auf ein sogenanntes "Rumpfparlament", welches auf Drängen von Cromwell einen Prozess gegen Karl eröffnete in Folge dessem er für schuldig befunden wurde seine Macht missbraucht zu haben und am 30. Januar 1649 hingerichtet wurde.

 

 

 

Folgen des Bürgerkrieges für England:

Durch die Hinrichtung von Karl I. wurde England anschließend durch das Rumpfparlament in Form einer Republik, bestehend aus England, Schottland und Irland im Commonwealth regiert. Damit endete für kurze Zeit die Monarchie in England. Doch bereits 1653 wurde die neue Republik durch eine Militärdiktatur unter Cromwell als Lordprotektor ersetzt. Bis 1658 hielt er die Macht inne, bevor er starb und sein Sohn Richard seine Nachfolge antrat. Doch auch er konnte sich nur bis zum Jahre 1660 im Amt halten, bevor das Parlament seine Abdankung forderte und Karls Sohn, Karl II. von Frankreich nach England holte und diesen wieder als König einsetzte.

Damit war die Monarchie in England zwar wieder hergestellt, doch musste diese viel ihrer ehemaligen politischen Macht einbüßen. Dafür trat das Parlament deutlich gestärkt aus dem Bürgerkrieg hervor.

 

 

 

 

 

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