Der Siebenjährige Krieg in Europa

Nach dem österreichischen Erbfolgekrieg und der Abtretung von Schlesien an Preußen, verfolgte Österreich weiterhin das Ziel dieses Gebiet wieder zurück zu erobern. Hierfür bildete Maria Theresia Erzherzogin von Österreich eine Allianz mit Frankreich und Russland, um einen neuen Krieg gegen Preußen führen zu können.

 

Hintergrund:

Der österreichische Erbfolgekrieg endete 1748 mit dem Frieden von Aachen. In diesem musste Österreich Schlesien an Preußen abtreten. Die österreichische Erzherzogin Maria Theresia verfolgte daraufhin das Ziel, Preußen politisch zu isolieren um freie Hand für einen Krieg zu haben. Hierzu schmiedete sie ein Bündnis mit der Zarin Elisabeth von Russland, die eine Expansion in Richtung Westen wünschte und mit Ludwig XV. von Frankreich, der seinen Hauptgegner jedoch in England sah und kaum auf einen neuen Krieg vorbereitet war.

 

Friedrich II. von Preußen

Friedrich II. von Preußen

 

Friedrich II. von Preußen sah in dem Bündnis zwischen Österreich und Frankreich einen neuen Krieg aufziehen und fühlte sein Land bedroht. Doch anstatt abzuwarten, mobilisierte er sein Heer und marschierte 1756 in Sachsen ein, einem engen Verbündeten von Österreich. Damit begann der Siebenjährige europäische Krieg.

 

Europa bis zum Ende 18. Jahrhundert

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Der Kriegsverlauf:

Ohne Kriegserklärung marschierte Friedrich am 29. August 1756 mit seinen Truppen in Sachsen ein. Überrascht von dem Einmarsch konnten die Sachsen nicht schnell genug ihre Soldaten mobilisieren, was den preußischen Truppen schnelle und weite Gebietseroberungen einbrachte. So konnte am 9. September bereits Dresden eingenommen werden und das sächsische Heer in Pirna eingekesselt werden. Mit der Hoffnung auf das österreichische Entsatzheer verschanzten sich die Sachsen und harten aus. Zwar kam das österreichische Heer, die Preußen konnten diese jedoch am 1. Oktober 1756 bei der Schlacht bei Lobositz in Böhmen zurückdrängen. Die Sachsen kapitulierten daraufhin.

1757 trat das Heilige Römische Reich sowie Schweden der Allianz mit Österreich bei und Preußen sah sich weiteren Feinden gegenüber. Um gegen einen Angriff der Franzosen auf Hannover gegenüber zu treten, stellten die deutschen Fürstentümer eine Observationsarmee auf, da weder Preußen noch die hannoverische Schutzmacht England eigene Truppen entsenden konnten.

Friedrich marschierte währenddessen mit seinen Truppen in Böhmen Richtung Prag ein. Dort kam es vor den Toren der Stadt am 6. Mai zu einer Schlacht mit den Österreichern, diese konnten die Preußen zwar für sich entscheiden, doch die österreichischen Truppen zogen sich in die prager Festung zurück, so dass Friedrich diese belagern musste. Unter der Führung von Feldmarschall Graf Daun marschierte von Süden her das österreichische Entsatzheer auf Prag um den dortigen Truppen zu Hilfe zu kommen. Friedrich marschierten ihnen entgegen und am 18. Juni 1757 kam es zur Schlacht von Kolin. Die preußische Armee musste eine Niederlage einstecken und sich zusammen mit den Belagerungstruppen wieder nach Sachsen zurück ziehen. Als die Reichsarmee des Heiligen Römischen Reiches in Thüringen einfiel, musste Friedrich den größten Teil seiner Truppen dorthin schicken. Die Österreicher nutzen die Gelegenheit und zogen mit ihren Truppen gegen die geschwächten preußischen Truppen. Am 7. September konnten sie diese in der Schlacht von Moys schlagen und zurückdrängen. Beim Verfolgen konnten die Österreicher die Festungen Schweidnitz und Breslau einnehmen, womit Ende November 1757 der größte Teil Schlesiens wieder unter der österreichischen Kontrolle lag.

Am 5. November 1757 konnte Friedrich in der Schlacht bei Roßbach die einrückende Reichsarmee vernichtend schlagen. Nach dieser Niederlage konnte sich diese auch nicht mehr erholen und aktiv an den Kämpfen teilnehmen. Sofort lies Friedrich anschließend seine Truppen wieder in den Süden gegen die Österreicher marschieren, die er am 5. Dezember in der Schlacht von Leuthen schlagen konnte. Bis in den April 1758 konnte Friedrich auch wieder die verlorenen Gebiete in Schlesien zurückerobern.

In Ostpreußen war Generalfeldmarschall Johann von Lehwaldt mit einer Armee von 30.000 mit der Verteidigung gegen die Russen beauftragt. Diese griffen am 1. Juli mit rund 100.000 Mann an und eroberten am 5. Juli die Festung Memel. Am 30. August konnten die Russen die anrückenden Preußen in der Schlacht bei Groß-Jägersdorf schlagen, doch durch die schlechte Versorgung mussten sie sich aus Ostpreußen zurück ziehen. Lediglich die Festung Memel blieb von den Russen besetzt.

Am 12. September griffen zudem die Schweden von Stralsund aus preußisches Gebiet an. Nachdem sich die Russen zurückgezogen hatten, wurde Generalfeldmarschall Johann von Lehwaldt mit der Zurückschlagung der Schweden beauftragt. Bis zum Jahresende konnte Lehwaldt die gegnerischen aus den Gebieten zurückdrängen, nur noch Stralsund blieb in schwedischer Hand.

1758 versuchte Friedrich durch die Eroberung von Olmütz einen Weg in das österreichische Kernland zu schlagen. Nachdem jedoch bei Domstadtl ein großer Versorgungskonvoi für die Preußen überfallen und zerstört wurde, mussten die Preußen ihren Feldzug einstellen und sich aus Mähren zurückziehen.

Gleichzeitig fielen die Russen erneut in Ostpreußen ein und versuchten ihre Armee mit den Österreichern, die aus Böhmen entgegen marschieren sollten, zu vereinigen. In der Schlacht von Zorndorf konnte die Vereinigung durch die Preußen verhindert werden und die Russen mussten sich hinter die Weichsel zurückziehen, besetzten jedoch weiterhin Teile Ostpreußens. Zudem nutzten die Österreicher den Kampf zwischen den Preußen und den Russen um erneut weite Teile Schlesiens einzunehmen. Im Spätsommer griffen österreichische Truppen und der Führung von Graf Leopold Joseph von Daun die preußischen Truppen im Süden Sachsen an, besiegten sie in der Schlacht von Hochkirch und zogen sich Ende November wieder nach Böhmen zurück.

Im Jahre 1759 machten sich die hohen Verluste der letzten Schlachten bemerkbar und Preußen konnte keine eigenen Feldzüge mehr starten sondern behielt seine Armee in der Defensive und konnte nur noch auf Angriffe reagieren. So versuchten die Österreicher und Russen erneut ihre Armeen zu vereinigen, was ihnen diesmal östlich von Frankfurt an der Oder gelang. Friedrich versuchte mit dem Rest seiner Armee die vereinigten Streitkräfte des Feindes anzugreifen, erlitt bei der Schlacht von Kunersdorf jedoch eine schwere Niederlage, wobei sich seine Armee zeitweise sogar auflöste. Wegen auftretender interner Streitigkeiten der Verbündeten, nutzten diese anschließend allerdings nicht die Möglichkeit ungehindert nach Berlin zu marschieren, was Friedrich später in einem Brief an seinen Bruder Heinrich als das Mirakel des Hauses Brandenburg bezeichnete. Zum Ende des Jahres zogen sich die Russen ebenso wie die Österreicher zurück.

In der Zwischenzeit besetzte auch die neu aufgestellte Reichsarmee des Heiligen Römischen Reiches im Sommer 1759 große Teile Sachsens sowie Dresden. Bei dem Rückzug der Österreicher vereinigten sich diese Armeen und konnten bei dem Gefecht von Maxen noch ein preußisches Kontingent unter der Führung von General von Finck einschließen und zur Kapitulation zwingen. Hierbei gingen an die 14.000 preußische Soldaten in Gefangenschaft.

1760 begannen die Österreicher erneut mit dem Feldzug in Schlesien von Laudon aus und besetzten wichtige Festungen. Bei Landeshut konnte zudem ein preußisches Korps vernichtet werden. Währenddessen marschierte Friedrich auf Dresden zu um die Stadt wieder zurückzuerobern. Im zog ein österreichisches Entsatzheer unter der Führunf von Daun entgegen und verfolgte die Preußen, als diese nach dem Einmarsch der Österreicher in Schlesien dorthin abzogen. Am 15. August 1760 erfolgte der angriff Friedrichs auf die beiden österreichischen Heere bei Liegnitz. Den Preußen gelang hierbei wieder ein Sieg und die Vereinigung mit den Truppen von Prinz Heinrich, womit die Russen abgehalten werden konnten, ebenfalls wieder einzumarschieren.

Die Reichsarmee eroberte indes den Rest von Sachsen und auch Berlin fiel kurzzeitig in russische Hände. In der Schlacht bei Torgau vom 3. November konnte Friedrich die Truppen von Daun noch mal besiegen und nach Sachsen zurückdrängen. Ende des Jahres lagen trotzdem Ostpreußen, Sachsen und Schlesien in feindlichen Händen und einige Teile Pommerns wurden von den Schweden besetzt.

1761 lag der Schwerpunkt des Krieges erneut in Schlesien, wo Friedrich mit knapp 50.000 Mann ein befestigtes Lager in der Nähe von Bunzelwitz bezog und sich erfolgreich gegen die 132.000 Mann starke Armee der Russen und Österreicher zur Wehr setzte. Da die Russen mit Versorgungsschwierigkeiten zu kämpfen hatten, zogen sie sich im September zurück, kurz darauf auch die Preußen. Die Österreicher setzten nach und eroberten die Festung Schweidnitz und Oberschlesien. Im Norden gelang es den Preußen sich erfolgreich gegen die Schweden zu verteidigen.

Das Jahr 1762 begann mit dem Tod der russischen Zarin Elisabeth am 5. Januar. Ihre Nachfolge trat der preußenfreundliche Neffe Peter III. an, der mit Preußen in dem Frieden von Sankt Petersburg vom 5. Mai ein Friedens- sowie Bündnispakt schloss. Am 22. Mai folgte der Friedensschluss mit Schweden. Kurz darauf wurde Peter III. Opfer eines Putsches in Russland. Seine Ehefrau und Mitbegründerin des Putsches Katharina die Große trat daraufhin seine Nachfolge an. Sie löste zwar das Bündnis mit Preußen auf, hielt sich aber an den Friedensvertrag.

Durch die nun freiwerdenden Truppen konnte sich Friedrich ganz auf die Österreicher konzentrieren. Bei Burkersdorf gelang es ihm die Truppen von Daun zu schlagen und die Festung Schweidnitz zurückzuerobern. Bei Freiberg konnte ebenfalls Prinz Heinrich einen Sieg in der letzten Schlacht gegen die Österreicher erringen und Sachsen wieder zurückerobern.

Am 15. Februar 1763 wurde der Frieden von Hubertusburg geschlossen, der zwischen Preußen und Österreich den Vorkriegsstatus wiederherstellte.

 

 

 

Nachwirkungen:

Trotz der mehrmaligen Möglichkeiten Preußen vollständig zu schlagen und zu besetzen, verhinderten interne Streitigkeiten des Bündnisses zwischen Russland, Österreich und Frankreich diesen Schritt. Somit gelang es Preußen den Krieg zwar nicht zu gewinnen, aber es konnte gestärkt aus dem Konflikt hervortreten und sich als 5. Großmacht in Europa etablieren.

Mit 7 Jahren war der Krieg nicht besonders lang, die Verluste hingegen waren im Kriegsgebiet jedoch enorm. So verlor alleine Preußen rund 180.000 Mann, Österreich rund 140.000 und Russland 120.000. Die Verluste in der Zivilbevölkerung beliefen sich alleine in Preußen auf rund 320.000 und in Österreich auf rund 160.000 Tote, für damalige Verhältnisse wirkten sich diese Zahlen katastrophal aus.

 

 

 

 

Passende Literatur zum Thema findet Ihr hier:

 

Der Siebenjährige Krieg: Ein Weltkrieg im 18. Jahrhundert (Beck'sche Reihe)

 Der Siebenjährige Krieg: Ein Weltkrieg im 18. Jahrhundert (Beck'sche Reihe) Taschenbuch – 7. Januar 2013


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Die Schlachten und Hauptgefechte des Siebenjährigen Krieges

 Die Schlachten und Hauptgefechte des Siebenjährigen Krieges Taschenbuch – 3. Januar 2012


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von Decker betrachtet in diesem Buch die Schlachten des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) insbesondere mit Bezug auf den Einsatz der Artillerie. Nachdruck des Originals von 1837.

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Handbuch zur preußischen Militärgeschichte 1688-1786

 Handbuch zur preußischen Militärgeschichte 1688-1786 Gebundene Ausgabe – 29. Juni 2011


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Gestützt auf gesicherte Quellen werden Organisation, Ausrüstung, Waffen, Verpflegung und Unterbringung, Führung und Marschleistungen sowie die Kampfweisen der preußischen Armee bis hin zu den Kommandounternehmen des kleinen Krieges beschrieben. Die bisher wenig bekannte Marine wird ebenso erfasst wie die geheimdienstliche Informationsgewinnung. Der Autor geht jedoch weit darüber hinaus. Er zeigt politische und kulturelle Entwicklungen auf und stellt militärische Gesichtspunkte in den gesamthistorischen Zusammenhang. Bedeutende Persönlichkeiten des In- und Auslands werden in Kurzbiographien erfasst. Der Leser erhält Einblick in die Intrigen am Hofe des ersten Preußenkönigs, erlebt Friedrich den Großen in seinen Reisegewohnheiten, erfährt die Besonderheiten seines Führungsstils und erhält zahlreiche Hintergrundinformationen. Viele Abbildungen von militärischen Formationen bei Paraden, auf dem Marsch und in der Schlacht illustrieren dieses Handbuch, das nicht nur für Liebhaber Preußens, sondern für jeden geschichtlich Interessierten eine wertvolle Lektüre ist

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Friedrich der Große und seine Armee (Epochen der Weltgeschichte)

 Friedrich der Große und seine Armee (Epochen der Weltgeschichte) Gebundene Ausgabe – 30. November 2009


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In diesem Band der Reihe zu militärhistorischen Themen wird eine wesentliche Epoche der europäischen Geschichte durch ihre Feldherren und deren Armeen skizziert und von Experten der Militärgeschichte analysiert. Über den »Alten Fritz« ist Vieles geschrieben worden. Dieser Band bietet deutlich mehr: Er ist der Abriss der Epoche im Spiegel seiner Armeen. Der Band stellt - historisch fundiert - die damalige politische Lage, das Zeitalter und seine führenden Köpfe vor, um dann den Fokus auf die jeweilige Armee zu richten. Der Autor analysiert Stärken und Schwächen unterschiedlichster Führungskonzepte und Strategien und präsentiert, auch in eingängigen Abbildungen, Offizierkorps, Soldaten, Waffengattungen und technische Einheiten. In zahlreichen zeitgenössischen Erinnerungen und Tagebuchaufzeichnungen, die ausgesprochen unterhaltsam zu lesen sind, sind Geschichtsbilder über politische Auswirkungen entstanden, die in herkömmlichen Geschichtsbüchern kaum zu finden sind und die bis in unsere Tage reichen.

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