Die südamerikanischen Unabhängigkeitskriege

Südamerika war seit Beginn der Kolonisation fest in spanischer Hand. Die Herrschaft der Spanier begann zwar mit brutaler Gewalt gegenüber der einheimischen Bevölkerung, mit der Zeit etablierte sich jedoch ein System aus der gemeinsamen Verwaltung von spanischen Beamten und den privilegierten Kreolen (in Amerika geborene Weiße) und es kehrte eine lange Zeit der Stabilität ein.

Erst mit der Revolution von Schwarzen auf Haiti Ende des 18. Jahrhunderts, welche zum Entstehen des ersten von Schwarzen regierten Staates des neuen Kontinents führte, machte sich Besorgnis bei den Kreolen breit, diese Revolution könnte sich auch auf die anderen Kolonien ausbreiten.

 

Karte Südamerika Ende des 18. Jahrhunderts

Karte Südamerika Ende des 18. Jahrhunderts

 

Doch der Auslöser der Unabhängigkeitsbewegung war erst die Absetzung der spanischen Königsfamilie durch Napoleon und den spanischen Kriegseintritt gegen England mit der anschließenden Seeblockade der Engländer, die die Kreolen dazu brachte, die Kontrolle über Südamerika nicht mehr von Spanien abhängig zu machen sondern die Länder selbst zu verwalten.

 

 

 

Der Beginn der Aufstände:

Die ersten Aufstände fanden im damaligen Neugranada (auf dem Gebiet des heutigen Kolumbiens) ab 1810 statt. Diese breiteten sich schnell auch auf Venezuela, Chile und das Vizekönigreich Rio de la Plata aus. Doch anstatt gegen die eigentliche Fremdherrschaft der Spanier anzukämpfen, entwickelten sich die Aufstände mehr zu einem Bürgerkrieg zwischen den Royalisten, die der spanischen Königsfamilie treu ergeben waren und der gemischtrassigen und schwarzen Bevölkerung, die eher die reichen Kreolen absetzen wollten.

Der erste Ausruf zu einer eigenständigen Republik wurde 1811 in Venezuela durchgeführt. Doch bereits kurz nach dessen Ausrufen, wurden die Anhänger der Republik durch den Royalisten Domingo de Monteverde vertrieben und der alte Status wieder hergestellt. Einer der vertriebenen Republikaner war Simon Bolivar, der nach Neugranada floh und 1813 mit einer neuen Armee einmarschierte, die Royalisten schlug und erneut die Republik ausrief.

 

Simón Bolívar

Simón Bolívar

 

Auch dieses mal war der Bestand der Republik nur von kurzer Dauer, als Jose Boves von den Royalisten zum Gegenschlag ausholte, Bolivar erneut vertrieb und wieder den alten Status herstellte.

 

 

 

Die spanische Intervention:

Als der spanische Unabhängigkeitskrieg gegenüber Napoleon in Europa beendet war und König Ferdinand wieder auf dem Thron saß, erfolgte ab 1814 der Versuch Spaniens durch das Entsenden von Truppen wieder die Kontrolle über die Kolonien zu erhalten.

Hierfür wurden General Pablo Morillo rund 10.000 Mann zur Verfügung gestellt, mit denen er Venezuela und Neugranada besetzen sollte. Ihm gelang es mit seiner Armee zwar die Küstenstädte einzunehmen, im Landesinneren musste er sich jedoch dem erbitterten Widerstand der Guerillatruppen von Simon Bolivar beugen. Bolivar konnte sich zudem auf die Unterstützung von Antonio Paez und dessen zähen Rinderhirten der venezolanischen Ebenen sowie den, nach dem Krieg gegen Napoleon nun ohne Beschäftigung, britischen und irischen Soldaten, die aus der kleinen britischen Kolonie Südamerikas kamen.

Mit dieser Armee fiel Bolivar 1819 in Neugranada ein, errang einen Sieg gegen die Spanier bei Boyaca und besetzte die Stadt Bogota. Auch die Stadt Carabobo fiel kurze Zeit später in Bolivars Hände. Damit kontrollierte er fast das gesamte Gebiet von Neugranada und Venezuela, welches er zu einem Großkolumbien vereinigte.

 

 

 

Die Revolution in Argentinien und Chile:

In Argentinien wurde bereits 1810 eine Junta (Versammlung) eingerichtet, die die Soldaten gegen die Spanier und Royalisten führte. 1812 wurde die Armee durch Jose de San Martin verstärkt, der im spanischen Unabhängigkeitskrieg bereits gekämpft hatte und über entsprechende Erfahrungen verfügte. Er verbesserte die Taktiken und Disziplin seiner Soldaten und konnte sie so erfolgreich gegen die Spanier und Royalisten führen.

In Chile konnten die Spanier und Royalisten im Bürgerkrieg bis 1814 ihre Machtposition behalten und den Revolutionsführer Bernardo O´Higgins vertreiben. Dieser floh mit seinen Anhängern nach Argentinien wo er sich mit der Armee von San Martin vereinigte.

Um nun in den letzten beiden Hochburgen der Spanier Peru und Chile die Herrscher zu vertreiben, wurde von San Martin und O´Higgins der Plan für einen Feldzug zuerst gegen Chile und anschließend gegen Peru erdacht. Dieser wurde im Januar 1817 umgesetzt, wobei das 5.000 Mann starke Heer den beschwerlichen Weg über die Anden nahm, bei dem Marsch zwar einige Verluste zu beklagen hatte, aber so den Feind völlig überraschend angreifen und bei Chacabuco schlagen konnten.

Die Spanier hingegen entsendeten von Peru aus ihre Armee um wieder die Kontrolle über Chile zu erlangen. Zu Beginn dieses Feldzuges gelangen ihnen einige Siege, im April 1818 erlagen sie jedoch San Martin, womit die Unabhängigkeit Chiles endgültig wurde.

Ab 1820 bereitete San Martin eine Invasion Perus mit der Hilfe der chilenischen Flotte und dem englischen Admiral Thomas Cochrane vor. Diese begann ab 1821, wobei die Stadt Lima eingenommen wurde von wo aus er die Unabhängigkeit ausrief. Auf Anraten von Simon Bolivars zog sich San Martin ab 1822 jedoch in sein Privatleben zurück und Bolivar selbst führte den Feldzug gegen die verbliebenen Royalisten in Peru. Den entscheidenden Sieg errang im Dezember 1824 sein Stellvertreter Antonio Jose de Sucre bei der Schlacht bei Ayacucho, wo er die peruanischen Soldaten entscheidend Schlug und damit die spanische Herrschaft über Südamerika endgültig ein Ende setzte.

 

Antonio José de Sucre

Antonio José de Sucre

 

 

 

 


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Revolutionen in Lateinamerika: Wege in die Unabhängigkeit 1760-1830

 Revolutionen in Lateinamerika: Wege in die Unabhängigkeit 1760-1830 Gebundene Ausgabe – 16. März 2010


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Lateinamerika: Seine Geschichte im Überblick von Kolumbus bis heute

 Lateinamerika: Seine Geschichte im Überblick von Kolumbus bis heute Broschiert – 27. Oktober 2014


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Der bekannte Wiener Journalist und Bestsellerautor Wolfgang Hingst liefert mit diesem Buch einen Überblick über die Geschichte Lateinamerikas, von der abenteuerlichen Wiederentdeckung des Kontinents durch Kolumbus bis zur unmittelbaren Gegenwart. Der besseren Übersicht wegen wird das halbe Jahrtausend dieser atemberaubenden Geschichte anhand der Entwicklung in den einzelnen Staaten im heutigen Lateinamerika behandelt. Eine Darstellung in dieser Form hat bisher in der Literatur gefehlt. Die neuere Geschichte Lateinamerikas ist geprägt von Völkermord, Sklaverei und Kolonialismus und vom heroischen Kampf gegen diese Unterdrückung, angeführt von den indigenen Völkern. Wurde Lateinamerika zuerst von den Europäern unterworfen und geplündert, waren es nach der Unabhängigkeit von den Kolonialmächten Spanien und Portugal die Vereinigten Staaten, die Lateinamerika als ihren „Hinterhof“ betrachteten und ausplünderten - meist mit Hilfe von durch sie installierte Diktaturen. Erst die neueste Geschichte zeigt, dass auch diese Ära zu Ende geht. Insgesamt geht es um ein Projekt für alle, die wissen möchten, aus welchem Umfeld so unterschiedliche Charaktere wie Papst Franziskus, Evo Morales oder Fidel Castro hervorgegangen sind.

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Geschichte Lateinamerikas: Von den frühesten Kulturen bis zur Gegenwart (Beck'sche Reihe)

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