Dienstgrade des Deutschen Heeres (Deutsches Kaiserreich)

Bis zur Gründung des ersten deutschen Kaiserreichs gab es unter den souveränen süddeutschen Staaten, den Großherzogtümern und den einzelnen Königreichen keine einheitliche Streitmacht und damit auch keine einheitliche Dienstgradbenennung und Strukturieung. Bei den meisten kleineren Fürstentümern orientierte man sich jedoch weitestgehend an dem preußischem Muster. Erst mit der Reichsgründung ab 1871 wurden die Dienstgrade nach und nach vollständig dem preußischen angeglichen.

 

Aufteilung der Mannschaftsdienstgrade nach der Reichsgründung:

- Schütze, Füsilier, Grenadier, Musketier, Dragoner, Husar, Kürassier, Ulan, Kanonier

( Soldaten ind den Gardetruppenteilen hatten den Dienstgrad Garde-Füsilier, Garde-Grenadier usw. )

- Gefreiter: Wappen-Knopf (wie Sergeanten, jedoch in kleinerem Durchmesser) auf beiden Kragenseiten (seit 1853)

- Obergefreiter (nur im Dienst der Fußartillerie): Sergeantenknopf, Unteroffizierstroddel bzw. -faustriemen am Seitengewehr (Bajonett bzw. Reitersäbel)

Kragen mit großem Adlerknopf der Sergeanten und Feldwebel (wikipedia.de)
Kragen mit großem Adlerknopf der Sergeanten und Feldwebel (wikipedia.de)

 

Zusätzlich gab es neben den Mannschaftsdienstgraden noch sogenannte "Freiwillige" die einen 1 Jährigen Dienst im Heer geleistet haben. Diese wurden wie folgt gekennzeichnet:

- Einjährig-Freiwilliger: gedrehte Wollschnur in den Landesfarben entlang des Rands der Schulterklappen - Kapitulant: schmale Wollborte in den Landesfarben quer über den unteren Rand der Schulterklappen; Bajonett-Troddel bzw. Säbel-Faustriemen in Landesfarben (ähnlich dem Unteroffiziersabzeichen)

Die Bezeichnungen Einjähriger-Freiwilliger sowie Kapitulant waren keine militärischen Dienstgrade. Die Abzeichen wurden bei einer eventuellen Beförderung jedoch nicht abgelegt.

 

Aufteilung der Unteroffizieredienstgrade ohne und mit Portepee:

Unteroffiziere ohne Portepee

- Unteroffizier bzw. Oberjäger (Jägertruppe): Tresse (Silber- oder Goldmetall) um Kragenrand und Ärmelaufschläge, Bajonett-Troddel bzw. Reitersäbel-Faustriemen in Landesfarben (z.B. Preußen schwarz-weiß, Bayern weiß-blau), Schirmmütze (seit 1875) - Sergeant: wie Unteroffizier, Sergeantenknopf (mit aufgeprägten Landeswappen: preußischer Adler, bayerischer Löwe etc.) - Fähnrich, (seit 1. Januar 1899, vorher: Portepee-Fähnrich: wie Unteroffizier, Portepee am Seitengewehr, Offizierskokarde an der Kopfbedeckung

Anwärter zum Berufsoffizier (seit dem 1. Januar 1899 Fahnenjunker genannt) trug die Bezeichnung (Portepee-)Fähnrich. Vor der Beförderung zum (Portepee-)Fähnrich wurde die Mannschaftsuniform getragen. Die Beförderung zum (Portepee-)Fähnrich wurde durch eine bestandene Fähnrichsprüfung sowie mindestens sechs Dienstmonaten erreicht. Anschließend konnte die Unteroffiziersuniform mit oben genanntem zusätzlichen Abzeichen getragen werden. Nach dem Bestehen der Offiziersprüfung wurde die Berechtigung zum Tragen der Offiziersseitenwaffe in Form eines Degens, Säbels oder Pistole ausgestellt, ebenso wurde der Dienstgrad Untgeroffizier mit Portepee erteilt.

 

Unteroffiziere mit Portepee

- Vizefeldwebel bzw. Vizewachtmeister: wie Sergeant, Offiziersseitenwaffe (mit Portepee) am Mannschaftskoppel, Offiziersknöpfe, Offizierskokarde an der Kopfbedeckung - (Portepee-)Fähnrich: ähnlich Vizefeldwebel, jedoch Kragen ohne Tressen und Sergeantenknopf. Offiziersseitenwaffe. Offiziersüberrock mit Mannschaftsschulterklappen (dann Seitenwaffe bei Fußtruppen durch den linken Rockschoß gesteckt, bei berittenen Truppen untergeschnallt), Offizierskokarden an der Kopfbedeckung - Feldwebel bzw. Wachtmeister: wie Vizefeldwebel, seit 1889 trugen die Kompaniefeldwebel (Etatsmäßige Feldwebel) eine zweite (schmale) Tresse aus Metallgespinst über den Ärmelaufschlägen (der Ausdruck „Kolbenringe“ kam dafür jedoch erst in der Reichswehr auf) - Offizierstellvertreter: wie Vizefeldwebel, Metalltresse um Schulterklappen, Offizierskopfbedeckung,

Ab ca. 1893 kam es dann auch erstmals bei den Unteroffiziersdienstgraden zum Gebrauch, Winkeltressen aus Metall an der neu eingeführten blusenartigen Litewka zu tragen. So wurde auf dem linken Oberarm die nach oben offenen Winkel folgendermaßen getragen: Unteroffizier - ein Winkel; Sergeant - zwei Winkel; Vizefeldwebel - drei Winkel; Feldwebel - vier Winkel

Die Winkeltressen wurden auch von den Schutztruppen in den deutschen Kolonien angelegt.

 

Offiziere

Subalternoffiziere

- Feldwebelleutnant: wie Vizefeldwebel, Schulterstücke wie Leutnant - Leutnant (seit 1. Januar 1899, vorher: Second-Lieutenant): Schulterstücke aus acht nebeneinanderliegenden Plattschnüren (silber), Epaulette ohne Fransen und ohne Stern - Oberleutnant (vorher: Premier-Lieutenant): wie Leutnant, ein (quadratischer, auf die Spitze gestellter) goldener Stern, Epaulette ohne Fransen mit einem Stern

Hauptleute und Rittmeister

- Hauptmann bzw. (bei der Kavallerie und sonstigen berittenen Einheiten, z. B. Train) Rittmeister: wie Leutnant, zwei goldene Sterne auf Schulterstück und Epaulette ohne Fransen

Stabsoffiziere

Die Epauletten der Stabsoffiziere hatten am Rand schmale Fransen, die Schnüre der Schulterstücke lagen nicht nebeneinander, sondern waren aus silbernen Plattschnüren geflochten - Major: ohne Stern - Oberstleutnant: ein goldener Stern - Oberst: zwei goldene Sterne

Epauletten und Schulterstücke der Offiziere (wikipedia.de)
Epauletten und Schulterstücke der Offiziere (wikipedia.de)

 

Generale

Die Epauletten der Generaldienstgrade hatten breite Fransen (sogenannte Kantillen), die Schulterstücke waren aus goldenen und silbernen Plattschnüren geflochten.

- Generalmajor: kein Stern
- Generalleutnant: ein Stern
- General der Infanterie bzw. Kavallerie bzw. Artillerie: zwei Sterne (als charakterisierter
Generalfeldmarschall zusätzlich zwei gekreuzte Marschallstäbe)
- Generaloberst: wie Generalmajor, drei Sterne (zur Dreieckspyramide angeordnet; als charakterisierter
Generalfeldmarschall zusätzlich zwei gekreuzte Marschallstäbe)
- Generaloberst mit dem Rang eines Generalfeldmarschalls: vier Sterne (im Viereck angeordnet, Dienstgrad eingeführt zum 23. Januar 1911)
- Generalfeldmarschall: zwei gekreuzte Marschallstäbe

Generaloberst mit dem Rang eines Generalfeldmarschalls war ein persönlicher Ehrentitel. Ihm entsprach der bis dahin verliehene Ehrendienstgrad charakterisierter Generalfeldmarschall.

 

 

 

 


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Für Kaiser Wilhelm war klar: Das Auto wird nur eine vorübergehende Erscheinung sein, denn er glaubte mit Inbrunst an die Überlegenheit des Pferdes. Sein Militär jedoch sah das anders und begann schon um die Jahrhundertwende mit der Erforschung der Möglichkeiten dieser neuartigen Erfindungen. Auch wenn letztendlich im Großen Krieg der Pferdewagen dominierte: in Diensten des kaiserlichen Heeres waren viele Motorräder, Personen- und Lastwagen, Zugmaschinen und zuletzt auch Panzerwagen.

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