Großlinienschiff (Schlachtschiff) SMS Nassau

Das Großlinienschiff SMS Nassau gehörte der gleichnamigen Schiffs-Klasse an und stellte den Beginn der Schlachtschiffe der kaiserliche Marine. Trotz der bereits bei der Konstruktion bekannten technischen Fortschritte, blieb die Schiffsklasse hinter ihren Möglichkeiten zurück.

 

Stapellauf und Bauform:

Die Konstruktion der Nassau-Klasse beruht auf den Erfahrungen der Vorgänger Schiffe der Deutschland-Klasse. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigten sich die Marineführungen der größten Seestreitmächte immer mehr mit dem Bau von Schlachtschiffen. In dem deutschen Kaiserreich begannen die Planungen für eine derartige Schiffsklasse bereits um 1904, worauf hin die Schiffe der Nassau-Klasse entwickelt wurden. Etwas früher lief bereits die HMS Dreadnought in Großbritannien vom Stapel, was als erstes Schlachtschiff der Welt zählte.

Besonders im Bereich der Feuerleitung wurden große Fortschritte erzielt, da die Planungen bereits davon ausgingen, dass zukünftige Seegefechte in einer größeren Entfernung abspielen würden und dementsprechend die Zielerfassung auf eine große Distanz entscheidend sei. Zudem sollte auch das Zusammenwirken der Waffen eines Schiffes verbessert werden.

Weiter wurde im Bereich des Schutzes Maßnahmen getroffen. So wurde der Baustoff Holz für die Inneneinrichtung überwiegend durch Blech und Metall ersetzt um Feuer kaum Möglichkeiten zur Ausbreitung zu geben.

Durch die immer größere Sprengkraft von Torpedos wurde in der Nassau-Klasse eine neuartige Bauweise eingeführt, um die Energie einer Detonation deutlich abzufangen. Dabei wurde die Außenwand relativ dünn gehalten, dahinter wurde ein mehrere Meter langer leerer Gang angelegt der mit einer weiteren Wand abgeschlossen wurde. Dahinter wiederum befanden sich die Kohle und Öllager.

Während der Planung der Schiffe der Nassau-Klasse war bereits die Möglichkeit bekannt, die Hauptgeschütze in einer Linie und übereinander feuernd aufzustellen. Da jedoch in Deutschland noch keine Turbinenanlagen für Schiffe gebaut werden konnten, mussten die Schiffe der Nassau-Klasse noch mit Kolbendampfmaschinen ausgerüstet werden, was einen dementsprechenden Platz im Inneren des Schiffes verbrauchte und somit die Hauptgeschütze in Hexagonalaufstellung verbaut wurden.

Der Stapellauf der SMS Nassau erfolgte am 7. März 1908, die Indienststellung am 1. Oktober 1909.

 

Obere Ansicht der Nassau-Klasse

 

SMS Nassau an der Ausrüstungpier in Kiel

 

Backbord Geschütz der SMS Nassau während der Bauphase

 

SMS Nassau

 

 

 

Einsatz im Krieg:

Nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges war die Nassau zunächst in der Ostsee vom 6. bis 20. August 1915 an dem Vorstoß in der Rigaer Bucht beteiligt um die dortige Auslegung von Minensperren zu schützen.

Vom 5. bis 26. März 1916 erfolgten Operationen an der Ostküste Großbritanniens, unter anderem die Beschießung der Luftschiffhallen von Tondern. Am 24. April 1916 begleitete das Schiff einige große Kreuzer der kaiserlichen Marine, die die britischen Küstenstädte Great Yarmouth und Lowestoft beschossen.

Auch an der Skagerrakschlacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1916 war die Nassau beteiligt, erlitt durch 2 Treffer und dem Zusammenstoß mit dem britischen Zerstörer HMS Spitfire einige Beschädigungen und hatte 11 tote Mannschaftsmitglieder. Die Reparaturarbeiten dauerten bis zum 10. Juli 1916 an.

Bis Ende 1917 erfolgten noch einige Vorstöße in der Nordsee, die jedoch ereignislos blieben.

Anfang Dezember 1917 kam es unter der Führung des Heizers Joseph Götz zu einem Aufstand auf der Nassau, der jedoch schnell niedergeschlagen werden konnte. Götz wurde deßwegen am 6. Dezember 1917 zu 6 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Der letzte Vorstoß erfolgte am 23. April 1918 auf Stavanger in Norwegen, anschließend verblieb das Schiff, wie die meisten anderen Großkampfschiffe bis zum Kriegsende in den Häfen.

 

Beschädigungen der Nassau nach dem Zusammenstoß mit der HMS Spitfire

 

SMS Nassau

 

SMS Nassau

 

SMS Nassau

 

 

 

Verbleib:

Nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages musste die SMS Nassau als Reparationsleistung an Japan ausgeliefert werden. So wurde das Schiff am 5. November 1919 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und am 7. April 1920 an Japan überstellt.

Da diese keine Verwendung für das deutsche Schiff hatten, wurde es bereits im Juni 1920 an eine Verschrottungsfirma in Schottland verkauft und in Dordrecht verschrottet.

 

 

 

Kommandanten:

Oktober 1909 – September 1910 Kapitän zur See Schütz
16. September 1910 – 30. September 1912 Kapitän zur See Gisberth Jasper
1. Oktober 1912 – 25. August 1915 Kapitän zur See Ludolf von Usslar
August – November 1915 Kapitän zur See Max Köthner
November 1915 – Februar 1916 Kapitän zur See Robert Kühne
März 1916 – Januar 1917 Kapitän zur See Hans Klappenbach
Januar 1917 – November 1918 Kapitän zur See Victor Reclam
6. November – 20. Dezember 1918 Kapitän zur See Hermann Bauer

 

 

 

Schiffsdaten:

Name:  

SMS Nassau

Land:  

Deutsches Reich

Schiffstyp:  

Großlinienschiff
(Schlachtschiff)

Klasse:  

Nassau-Klasse

Bauwerft:  

Kaiserliche Werft, Wilhelmshaven

Baukosten:  

37.400.000 Mark

Stapellauf:  

7. März 1908

Indienststellung:  

1. Oktober 1909

 

Verbleib:

 

Am 7. April 1920 an Japan ausgeliefert, im Juni 1920 verkauft und verschrottet

Länge:  

146,1 Meter

Breite:  

26,9 Meter

Tiefgang:  

Max. 8,76 Meter

Verdrängung:  

Max. 20.535 Tonnen

Besatzung:  

1008 Mann

Antrieb:  

12 kohle-/ölgefeuerte Dampfkessel

3 stehende 3-Zylinder-Dreifachexpansions-Dampfmaschinen

 

Leistung:  

26.244 PSi

Höchstgeschwindigkeit:  

20 kn

Bewaffnung:  

12 × 28 cm Schnellfeuergeschütz L/45

12 × 15 cm Schnellfeuergeschütz L/45

14 × 8,8 cm Schnellfeuergeschütz L/45 (Seeziel bis 1916)

2 × 8,8 cm L/45 (Flugabwehr Kanonen ab 1915)

6 × Torpedorohr 45 cm

 

Panzerung:  

Gürtel: 80–300 mm
Seitenpanzer: 100–170 mm
Deck: 55–80 mm
Kasematten: 160 mm
Türme: 90–280 mm
Leitstände: 50–400 mm

 

 

 

 

 

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