Großlinienschiff SMS Ostfriesland

Das Großlinienschiff SMS Ostfriesland gehörte der Helgoland Schiffsklasse an und war das erste Kriegsschiff in der kaiserliche Marine, dessen Hauptbewaffnung erstmals 30,5-cm betrug. Sie gehörte zu den modernsten Kriegsschiffen der Marine, wurde aber wie der größte Teil der Flotte überwiegend defensive eingesetzt.

 

Stapellauf und Bauform:

Zwischen 1907 und 1908 wurden Entwürfe vorgelegt, ältere Panzerschiffe gegen moderne Großlinienschiffe auszutauschen, die von der Kalibergröße denen der britischen Schiffe zumindest ebenbürtig erschienen. Dazu zählte die Helgoland-Klasse mit der insgesamt 4 Schiffe geplant waren. Im Gegensatz zu den britischen Schiffen wurde bei der Helgoland-Klasse großer Wert auf die Panzerung gelegt, die denen der anderen Schiffe stärker ausgeprägt war.

Zu der Zeit der Schiffsplanung war den Konstrukteuren zwar bereits das Prinzip der überfeuernde Aufstellung von Geschütztürmen bekannt, bei der Helgoland-Klasse wurde jedoch die Hauptartillerie auf 6 Doppeltürme aufgeteilt, wobei jeweils 1 Turm auf der Mittschiffslinie und jeweils 2 Türme an Backbord und Steuerbord standen.

Der Stapellauf der SMS Ostfriesland erfolgte am 30. September 1909, die Indienststellung am 1. August 1911.

 

 

 

Werdegang der SMS Ostfriesland:

Nach der Indienststellung und den üblichen Erprobungsfahrten wurde die Ostfriesland am 22. September 1911 dem I. Geschwader zugeteilt, wobei das Schiff am 29. April 1912 zum Flaggschiff ernannt wurde.

Nach der Ermordung des österreichisch-ungarischem Thronfolgers in Serbien nahm die Ostfriesland zusammen mit den anderen Schiffen der deutschen Hochsee Flotte an einer Norwegenreise teil. Als sich die diplomatische Krise weiter zuspitzte, wurden die Schiffe vorzeitig zurück beordert.

 

SMS Ostfriesland

 

Seitenansicht der SMS Ostfriesland

 

 

 

Einsatz im Krieg:

Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges wurden die Schiffe des I. Geschwaders mit Sicherungsaufgaben in der Nordsee betraut um eindringende britische Schiffe abzufangen.

Im Laufe des Jahres 1915 wurden mehrere Vorstöße mit dem Geschwader unternommen. So deckten die großen Schiffe am 24. Januar 1915 den Rückzug der deutschen Schiffe nach dem Gefecht auf der Doggerbank oder führten Sicherungsaufgaben während des Vorstoß in die Rigaer Bucht im August durch.

Vom 31. Mai auf den 1. Juni 1916 war die Ostfriesland an der Skagerrakschlacht beteiligt, wo sie einen britischen Zerstörer sowie den Panzerkreuzer HMS Defence versenken konnte. Auf dem Rückweg lief das Schiff auf eine Seemine, was zu einem Toten und eindringendem Wasser führte. Die anschließenden Reparaturarbeiten zogen sich bis zum 25. Juli 1916 hin. Im Oktober war die Ostfriesland an der Besetzung der baltischen Inseln beteiligt.

Der letzte Vorstoß des Schiffes wurde in der Nacht vom 23. auf den 24. April 1918 in der Nordsee durchgeführt. Anfang November sollte die Ostfriesland laut dem Flottenbefehl vom 24. Oktober 1918 an der Entscheidungsschlacht gegen die britischen Marine teilnehmen. Aufgrund der dadurch ausgelösten Revolten auf einigen Schiffen der Hochseeflotte, wurde auch auf der Ostfriesland am 6. November 1918 die Befehlsgewalt von den Soldatenräten übernommen und der Befehl zum Auslaufen verweigert. Erst nachdem die Revolte niedergeschlagen wurde, kehrte das Schiff am 9. November wieder in Wilhelmshaven zurück.

Nach den Bestimmungen des Waffenstillstandes gehörte die SMS Ostfriesland nicht zu den Schiffen, die in Scapa Flow interniert werden mussten. Es erfolgte am 16. Dezember 1918 die außer Dienststellung in Deutschland und am 5. November 1919 die Streichung von der Liste der Kriegsschiffe.

 

SMS Ostfriesland unter US Flagge

 

 

 

Verbleib:

Erst durch eine Nachforderung der Siegermächte nach dem Abschluss des Versailler Vertrages, musste die SMS Ostfriesland als Reparationsleistung an die USA ausgeliefert werden. Somit lief das Schiff am 7. April 1920 von Wilhelmshaven aus nach Rosyth in Schottland, wo es Übergeben und in den Dienst der US Navy gestellt wurde.

Da die US Navy keine Verwendung für das Schiff hatte, wurde es am 20. September 1920 außer Dienst gestellt. Am 4. Januar 1921 fuhr das Schiff nach Cape Henry vor Virginia Beach um als Zielschiff für Fliegerbomben genutzt zu werden.

Nach dem 3. Angriff am 21. Juli 1921 wurde das Schiff so stark beschädigt, dass es sich auf die Seite drehte und innerhalb von 10 Minuten versunken war.

 

SMS Ostfriesland während der Bombentests

 

Treffer zwischen den achteren Geschütztürmen

 

Treffer einer 1000kg Bombe

 

Luftaufnahme eines Treffers

 

Bombentests 21. Juli 1921

 

Bombentests 21. Juli 1921

 

Inspekteure begutachten Bombenschäden

 

Die SMS Ostfriesland beginnt zu sinken

 

Die SMS Ostfriesland beginnt zu sinken

 

 

 

Schiffsdaten:

Name:  

SMS Ostfriesland

Land:  

Deutsches Reich
Ab 7. April 1920 USA

Schiffstyp:  

Großlinienschiff

Klasse:  

Helgoland-Klasse

Bauwerft:  

Kaiserliche Werft, Wilhelmshaven

Baukosten:  

43.579.000 Mark

Stapellauf:  

30. September 1909

Indienststellung:  

1. August 1911

Verbleib:  

Am 21. Juli 1921 als Zielschiff für Fliegerbomben versenkt

Länge:  

167,2 Meter

Breite:  

28,5 Meter

Tiefgang:  

Max. 8,94 Meter

Verdrängung:  

Max. 24.700 Tonnen

Besatzung:  

1.113 bis 1.192 Mann

Antrieb:  

15 Marinekessel
3 stehende 4-Zylinder-Verbundmaschinen

Leistung:  

34.944 PS (25.701 kW)

Höchstgeschwindigkeit:  

21,0 kn (39 km/h)

Bewaffnung:  

12 × 30,5 cm L/50 Schnellfeuergeschütz (1.020 Schuss)

14 × 15 cm L/45 Schnellfeuergeschütz (2.100 Schuss)

14 × 8,8 cm L/45 Schnellfeuergeschütz (davon 2 Flugabwehr Kanonen, 2.800 Schuss)

6 Torpedorohre ⌀ 50 cm
(4 Seiten, 1 Bug, 1 Heck unter Wasser, 16 Schuss)

 

Panzerung:  

Wasserlinie: 120–300 mm
Deck: 55–80 mm
Torpedoschott: 30 mm
Türme: 100–300 mm
Kasematten: 170 mm
vorderer Leitstand: 100–400 mm
achterer Leitstand: 50–200 mm

 

 

 

 

 

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