Hilfskreuzer Kaiser Wilhelm der Große

Die Kaiser Wilhelm der Große war ein Passagierschiff des Norddeutschen Lloyd und war für die Transatlantikpassage zwischen Bremerhaven und New York gebaut worden. Mit Beginn des ersten Weltkrieges wurde das Schiff von der kaiserlichen Marine für Kriegszwecke Zweckentfremdet und als Hilfskreuzer vor der westafrikanischen Küste eingesetzt.

 

Stapellauf und Bauform:

Zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Norddeutsche Lloyd die weltgrößte Flotte an Schnelldampfern. Der Ausbau der Flotte auf größere Schiffe wurde jedoch durch die Flächenbegrenzung der Schleuse in Bremerhaven begrenzt, da diese zu der Zeit keine größeren Schiffe durchlassen konnte. Um konkurrenzfähig bleiben zu können, übte die Firma mit Unterstützung von Kaiser Wilhelm II. ausreichend Druck auf Bremerhaven aus, damit diese die Schleuse ausbaute. Damit konnten nun auch größere Schiffe für den Norddeutsche Lloyd gebaut und gekauft werden, unter der kaiserlichen Bedingung, diese auf einer deutschen Werft bauen zu lassen.

1896 erfolgte dann der Auftrag an die A.G. Vulcan Werft in Stettin für den Bau der Kaiser Wilhelm der Große. Der Stapellauf erfolgte bereits am 4. Mai 1897, die Indienststellung am 19. September 1897.

 

Namensgeber Kaiser Wilhelm der Große

 

Kaiser Wilhelm der Große

 

 

 

Werdegang der Kaiser Wilhelm der Große:

Die Jungfernfahrt von Bremerhaven nach New York lief zur vollsten Zufriedenheit der Firmenführung. Der Vorstand lobte das Schiff als gelungenden Bau mit vorzüglichen Leistungen. Bereits im November des Jahres der Jungfernfahrt konnte das Schiff den Rekord für die ostwärtige Transatlantikreise brechen, im Februar 1898 fiel der Rekord in der entgegengesetzten Richtung. Im gleichen Jahr wurde das Schiff dann für die kommerzielle Überfahrt freigegeben und eingesetzt.

Die erste Beschädigung bekam das Schiff bereits am 30. Juni 1900 als ein Feuer die Piers in Hoboken, New York erfasste. Die Kaiser Wilhelm der Große konnte rechtzeitig auslaufen und trug nur geringe Schäden davon, die deutschen Passagierschiffe Main, Bremen und Saale hingegen verbrannten vollständig. Das Feuer kostete rund 300 Menschen das Leben.

Im November 1906 kam es zu einem Unfall mit der RMS Orinoco, als die Kaiser Wilhelm der Große deren Fahrwasser kreuzte und die Orinoco der Kaiser Wilhelm der Große mittschiffs rammte. Dabei wurde ein 21 x 8 Meter großer Bereich aufgerissen, 5 Passagiere starben dabei.

Kurz vor dem ersten Weltkrieg wurde das Schiff 1914 umgebaut um mehr Passagiere der 3. und 4. Klasse aufnehmen zu können um den steigenden Bedarf an Auswanderern in die USA befördern zu können.

 

Die Kaiser Wilhelm der Große erreicht den Hafen von Hoboken

 

Eine der Antriebsmaschinen der Kaiser Wilhelm der Große

 

Rauchersalon 1. Klasse.

 

Werbeplakat Kaiser Wilhelm der Große

 

 

 

Einsatz im Krieg:

Als der erste Weltkrieg ausbrach befand sich das Schiff gerade in Bremerhaven als die Marineführung entschied es für Kriegszwecke einzusetzen. Hierfür wurde ein Sichtschutzanstrich angebracht und vier 10,5-cm-Schnellladekanonen verbaut. Als Hilfskreuzer sollte das Schiff nun gegen britische und französische Schiffe, überwiegend Handelsschiffe eingesetzt werden.

Gleich nach dem Umbau lief die Kaiser Wilhelm der Große unter der Führung von Fregattenkapitän Max Reymann aus, konnte die noch nicht ganz geschlossene britische Blockade der Nordsee durchbrechen und traf in seinem Einsatzgebiet vor der Westküste Afrikas ein.

Das erste britische Schiff wurde am 7. August 1914 aufgebracht. Dabei handelte es sich um den Fischdampfer Tubal Cain der nach der Aufnahme der Besatzung mit Sprengpatronen versenkt wurde. Anschließend wurden noch die Passagierschiffe Galicean und Atalante aufgebracht, wurden nach der Durchsuchung jedoch wieder freigelassen, da sich auf den Schiffen viele Frauen und Kinder befanden und dessen Festsetzung vom deutschen Kapitän ausgeschlossen wurde.

Die britischen Frachtdampfer Kaipara und Nyanga folgten am 16. August.

Am 17. August verlegte die Kaiser Wilhelm der Große vor die Küste von Spanisch-Sahara bei Río de Oro in neutrale Gewässer um von den deutschen Schiffen Magdeburg und der Bethania Kohle aufzunehmen. Am 26. August traf der britische Kreuzer HMS Highflyer ein, der unter Missachtung der spanischen Neutralität umgehend das Feuer auf die Kaiser Wilhelm der Große eröffnete. Nach rund einer halben Stunde hatte das deutsche Schiff seine gesamte Munition verschossen. Auf Befehl des Kapitäns fuhr das Schiff in seichtere Gewässer und lies von der Besatzung Sprengladungen anbringen um das Schiff selbstzuversenken. Nach Zündung der Ladungen begab sich die Besatzung auf die Rettungsboote und ging an Land.

 

Gefecht vom 26. August 1914 der Kaiser Wilhelm der Große

 

Das bis 1952 oder 1960 aus dem Wasser ragende Wrack des Schiffes

 

 

 

Verbleib:

Nach der Selbstversenkung am 26. August 1914 verblieb das Wrack noch an der Untergangsstelle, da es aufgrund des seichten Gewässers nicht vollständig versinken konnte. Erst 1952 (oder 1960, eine genaue Zeitangabe ist nicht vorhanden) wurde das Wrack gehoben und verschrottet.

 

 

 

Schiffsdaten:

Name:  

Kaiser Wilhelm der Große

Land:  

Deutsches Reich

Schiffstyp:  

Passagierschiff, ab 1914 Umbau zum Hilfskreuzer

Klasse:  

Einzelschiff

Bauwerft:  

AG Vulcan Stettin

Baukosten:  

unbekannt

Stapellauf:  

4. Mai 1897

Indienststellung:  

19. September 1897

Verbleib:  

Am 26. August 1914 von seiner Besatzung selbstversenkt und 1952 bzw. 1960 verschrottet.

Länge:  

197,7 Meter

Breite:  

20 Meter

Tiefgang:  

Max. 8,3 Meter

Verdrängung:  

Max. 20.380 Tonnen

Besatzung:  

488 Mann

Antrieb:  

4 Vierfachexpansions-Dampfmaschinen

Leistung:  

28.000 PS (20.594 kW)

Höchstgeschwindigkeit:  

22,35 kn (41 km/h)

Bewaffnung:  

4 × 10,5-cm-Schnellladekanonen

 

Panzerung:  

keine

 

 

 

 

 

Passende Literatur zum Thema findet Ihr hier:

Die kaiserliche Marine im Ersten Weltkrieg: Von Wilhelmshaven nach Scapa Flow

Die kaiserliche Marine im Ersten Weltkrieg: Von Wilhelmshaven nach Scapa Flow Gebundenes Buch – 16. Oktober 2013

Begünstigt durch die imperialen Bestrebungen von Wilhelm II. entwickelte sich die Kaiserliche Marine ab 1900 zu einer der modernsten Kriegsflotten weltweit. 1914 wähnte sie sich mit der britischen Royal Navy auf Augenhöhe. Dieser Text-Bildband analysiert Stärken und Schwächen der kaiserlichen Flotte und ihrer Gegner im Ersten Weltkrieg. Mit exklusiven Schwarz-Weiß-Fotos und farbigen Darstellungen ausgewählter Memorabilien.

Hier klicken!

 

 

Deutsche Kriegsschiffe: Die Kaiserliche Hochseeflotte 1914-1918 (Typenkompass)

Deutsche Kriegsschiffe: Die Kaiserliche Hochseeflotte 1914-1918 (Typenkompass) Taschenbuch – 24. September 2015

In diesem Typenkompass wird die deutsche Kriegsmarine der Kaiserzeit hervorragend und systematisch vorgestellt. Deutsche Großkampfschiffe und Kreuzer während des Ersten Weltkriegs und Dickschiffe der kaiserlichen Marine porträtiert Robert Rosentreter mit Namen, Typen, Bewaffnungen, technischen Daten, Werdegang und Verbleib.

Hier klicken!

 

 

Deutsche Kriegsschiffe: Die Torpedoboote der kaiserlichen Marine (Typenkompass)

Deutsche Kriegsschiffe: Die Torpedoboote der kaiserlichen Marine (Typenkompass) Taschenbuch – 31. Mai 2018

Passend zu ihrer ursprünglichen Aufgabe des deutschen Küstenschutzes verfügte die kaiserliche Marine u. a. über Schnell- und Torpedoboote. Die Aufgabe der deutschen Schnellboote bestand vor allem darin, britische Monitore - das waren Kriegsschiffe in seichten Küstengewässern und auf Flüssen - anzugreifen. Torpedoboote wiederum galten dank ihrer Torpedobewaffnung auch als wirkungsvolle und verhältnismäßig preiswerte Methode gegen große Linienschiffe. Eckhard Klien stellt in diesem Typenkompass alle Schnell- und Torpedoboote vor, die zwischen 1872 und 1918 in der kaiserlichen deutschen Marine zum Einsatz kamen.

Hier klicken!

 

 

Deutsche Kriegsschiffe: Das kaiserliche Ostasiengeschwader (Typenkompass)

Deutsche Kriegsschiffe: Das kaiserliche Ostasiengeschwader (Typenkompass) Taschenbuch – 24. Januar 2019

Nach der von Großbritannien und den USA erzwungenen Öffnung der Häfen Chinas für den Handel mit ausländischen Mächten wollten auch deutsche Kaufleute sich ein Stück vom Kuchen abschneiden. Durchsetzen ließen sich solche Interessen nur mit einer starken Marine im Rücken. Deshalb entstand ab 1859 in mehreren Schüben das deutsche Ostasiengeschwader. Volker A. Behr skizziert alle wichtigen Kriegsschiffe, die im kaiserlichen Ostasiengeschwader von 1886 bis in den Ersten Weltkrieg hinein Dienst taten, mit ihrer Einsatzgeschichte, ihrer Ausrüstung und Bewaffnung sowie ihren technischen Besonderheiten.

Hier klicken!

 

 

Die Deutsche Marine in ihrer neuesten Uniformierung (Militaria, Kaiserreich, Uniformen, Abzeichen, Kaiserliche Marine, 1. Weltkrieg, History Edition)

Die Deutsche Marine in ihrer neuesten Uniformierung (Militaria, Kaiserreich, Uniformen, Abzeichen, Kaiserliche Marine, 1. Weltkrieg, History Edition) Gebundenes Buch – 3. August 2011

Das Original "Die Deutsche Marine in ihrer neuesten Uniformierung" erschien erstmals im Jahre 1910 im Verlag Moritz Ruhl. Dieser Band beinhaltet neben der detaillierten 70-seitigen Beschreibung, 18 farbige Uniformtafeln der Kaiserlichen Marine. Ein klassisches Nachschlagewerk für die Uniformkunde! Format A5, 92 Seiten gebunden, farbige Tafeln. History Edition Band 7.

Hier klicken!

 

 

 

 

 

This post is also available in: English (Englisch) Français (Französisch) Italiano (Italienisch) 简体中文 (Vereinfachtes Chinesisch) Русский (Russisch) Español (Spanisch) العربية (Arabisch)

Kommentare sind deaktiviert.

error: Content is protected !!