Kleiner Kreuzer SMS Graudenz

Der kleine Kreuzer SMS Graudenz gehörte zur gleichnamigen Kreuzer Klasse mit dem Schwesterschiff SMS Regensburg, die erst kurz vor dem ersten Weltkrieg fertiggestellt wurden und zu den modernsten Kreuzern der kaiserlichen Marine gehörten.

 

Stapellauf und Bauform:

Die Graudenz-Klasse entsprang aus dem Amtsentwurf von 1911 vom Konstruktionsamt des Reichsmarine und sollte die beiden Schiffe der veralteten Irene-Klasse ablösen sowie als Nachfolgemodell der Karlsruhe-Klasse dienen.

Die Bauweise gegenüber der Vorgänger-Klasse war nahezu identisch. Es wurden lediglich 4 anstatt 5 Kesselräume eingeplant sowie die Anzahl der Schornsteine von 2 auf 3 erhöht.

Wie auch die Vorgänger-Klassen wurden die Schiffe der Graudenz-Klasse nach Städten benannt. Namensgeber war die Stadt (heute Grudziądz) im ehemaligen Westpreußen, südlich der Stadt Danzig.

Der Stapellauf des Schiffes erfolgte am 25. Oktober 1913, die Indienststellung am 10. August 1914.

 

SMS Graudenz

 

 

 

Einsatz im Krieg:

Mit Beginn des ersten Weltkrieges wurde das Schiff der IV. Aufklärungsgruppe zugeteilt und verrichtete zunächst überwiegend Vorposten- und Sicherungsdienste in der Nordsee, führte zwischendurch jedoch auch Vorstöße an die britische Küste durch.

Am 24. Januar 1915 war die Graudenz an dem Seegefecht auf der Doggerbank beteiligt, verließ dieses jedoch ohne Beschädigungen.

Im September beteiligte sie sich an der Rettung der Überlebenden des Zusammenstoßes zwischen den Torpedobooten V 1 und G 12 beim Horns Riff in der östlichen Nordsee vor der Küste Dänemarks.

In der Zeit vom 26. Oktober 1915 bis zum 18. Februar 1916 befand sich die Graudenz für Umbaumaßnahmen in der Werft in Kiel. Dabei wurden die 12 10,5cm Geschütze gegen 7 15cm Geschütze getauscht um mehr Feuerkraft einsetzen zu können. Weiter wurden 2 8,8cm Flugabwehrkanonen, 2 50cm Torpedorohre verbaut sowie Einrichtungen zum Mitführen von rund 120 Seeminen. Nach dem Umbau wurde das Schiff wieder für Sicherungsaufgaben in die Nordsee verlegt.

Am 22. April 1916 wurde die Graudenz durch eine Mine schwer beschädigt und musste durch das Torpedoboot S 51 und den kleinen Kreuzer Frauenlob nach Wilhelmshaven geschleppt werden, wo die Reparatur bis zum 13. September 1916 andauerte.

Bis zum Kriegsende versah das Schiff schließlich nur noch Sicherungsdienste in der deutschen Bucht.

 

 

 

Verbleib:

Die Graudenz gehörte zu den wenigen Kriegsschiffen die nach den Bedingungen der Kapitulation nicht nach Scapa Flow überführt werden musste. Es verblieb zunächst in der kaiserlichen Kriegsmarine, wurde jedoch am 5. November 1919 aus der Militärliste gestrichen und am 10. März 1920 außer Dienst gestellt.

Am 1. Juni 1920 erfolgte dann doch noch die Forderung der Siegermächte das Schiff auszuliefern. Unter der Bezeichnung Schiff E wurde es zunächst nach Cherbourg gebracht und anschließend an Italien übergeben. Dort wurde es am 6. Mai 1925 mit dem Namen Ancona in die italienische Marine aufgenommen.

Im September 1935 erfolgte die Verlegung in die Reserveflotte Italiens, anschließend die Außerdienststellung und ab 1938 wurde mit der Verschrottung begonnen.

 

Siegelmarke SMS Graudenz

 

 

 

Kommandanten:

10. August 1914 - 8. September 1914 Kapitän zur See Karl von Restorff
8. September 1914 - April 1916 Fregattenkapitän/Kapitän zur See Theodor Püllen
Mai 1916 Kapitänleutnant Carlo Peucer in Vertretung
Mai - Juni 1916 Kapitänleutnant Richard Feldt in Vertretung
Juni - Juli 1916 Kapitän zur See Karl Weniger
Juli 1916 - Januar 1918 Fregattenkapitän Rudolf Madlung
Januar 1918 - Juni 1919 Korvettenkapitän Friedrich Bessel
Juni 1919 - 10. März 1920 Korvetten-/ Fregattenkapitän Bernhard Bobsien

 

 

Schiffsdaten:

Name:  

SMS Graudenz

Land:  

Deutsches Reich

Schiffstyp:  

Kleiner Kreuzer

Klasse:  

Graudenz-Klasse

Bauwerft:  

Kaiserliche Werft Kiel

Baukosten:  

8.800.000 Mark

Stapellauf:  

25. Oktober 1913

Indienststellung:  

10. August 1914

Verbleib:  

An Italien ausgeliefert und 1938 verschrottet

Länge:  

142,7 Meter

Breite:  

13,8 Meter

Tiefgang:  

Max. 6,08 Meter

Verdrängung:  

Max. 6.382 Tonnen

Besatzung:  

385 Mann

 

Antrieb:

 

10 kohlegefeuerte Dampfkessel und
2 ölgefeuerte Doppelender-Kessel
2 Satz Dampfturbinen

Leistung:  

26.000 PS (19.123 kW)

Höchstgeschwindigkeit:  

27,5 kn (51 km/h)

Bewaffnung:  

12 × Schnellfeuergeschütz 10,5 cm L/45 (1.800 Schuss)

2 × Torpedorohr ⌀ 50,0 cm (5 Schuss)

ab 1916:

7 × Schnellfeuergeschütz 15,0 cm L/45 (980 Schuss)

2 × Flak 8,8 cm L/45

4 × Torpedorohr ⌀ 50,0 cm (5 Schuss)

120 Seeminen

 

Panzerung:

 

Gürtel: 18–60 mm
Deck: 20–40 mm

 

 

 

 

 

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