Schlachtschiff HMS Marlborough

Das Schlachtschiff HMS Marlborough gehörte der Iron-Duke-Klasse an, die aus vier Schiffen bestand und erstmals über eine vollwertige Mittelartillerie und Ballonabwehrkanonen verfügte.

 

Stapellauf und Bauform:

Die Planung und Konstruktion der Schiffe der Iron-Duke-Klasse orientierten sich an den Schiffen der Orion und Dreadnought-Klasse. Die wichtigste Neuerung fand in der Bewaffnung der Schiffe statt.

Da die Zerstörer und die kleinen Kreuzer anderer Marine Streitkräfte seit der Jahrhundertwende sowohl in der Bewaffnung als auch in der Panzerung deutlich verstärkt wurden, genügten die bis dahin genutzten 10,2-cm Geschütze nicht mehr, da diese über eine zu geringe Durchschlagskraft besaßen um die Panzerung zu durchbrechen. So wurden in den Schiffen der Iron-Duke-Klasse erstmals 12 x 152 mm L/50 Geschütze eingebaut, womit die Mittelartillerie eine deutliche Verbesserung der Durchschlagskraft erhielt und auch neuere Panzerung durchschlagen konnte.

Ebenso wurden in den Schiffen erstmals Ballonabwehrkanonen montiert, die der Bekämpfung von Luftschiffen dienen sollten. Besonders das Deutsche Reich setzte auf diese Luftschiffe, entweder zur Aufklärung oder für die Bombardierung. Bisher waren die britischen Kriegsschiffe nur mit leichten Flugabwehr Kanonen oder Maschinengewehren ausgerüstet, denen entweder die Reichweite oder die Durchschlagskraft fehlte. Die neuen Ballonabwehrkanonen sollten diesen Mangel beheben.

Als große Schwachstelle galt weiterhin das Fehlen der Torpedoschotten. Wegen der begrenzten Aufnahmefähigkeit der Trockendocks, durften die britischen Kriegsschiffe eine bestimmte Breite nicht überschreiten. Um die Maße einzuhalten wurde in den meisten Fällen auf die Schotten verzichtet, die bei einem Torpedotreffer das eindringende Wasser begrenzen sollten und im Falle einer Schlagseite das Gegenfluten ermöglichen. Das Fehlen der Schotten wurde zwar im Bereich der Turbinenräume mit Panzerstahl versucht auszugleichen, die Kesselräume hingegen hatten nur einen Schutz gegen Überwasser Treffer, nicht gegen Torpedotreffer.

Als Antriebsanlage wurden 18 Dampfkessel der Firma Babcock & Wilcox mit Kohle und Ölfeuerung genutzt, wobei die Schiffe der Iron-Duke-Klasse die letzten Schlachtschiffe der Royal Navy waren, die mit Kohle befeuert wurden.

Der Stapellauf der HMS Marlborough erfolgte am 24. Oktober 1912, die Indienststellung am 2. Juni 1914.

 

 

HMS Marlborough

 

 

 

Einsatz im Krieg:

Nach der Indienststellung und den Erprobungsfahrten wurde die HMS Marlborough dem 1. Schlachtgeschwader zugeteilt und diente dort als Flaggschiff.

Vom 31. Mai auf den 1. Juni 1916 nahm das Schiff an der Skagerrakschlacht teil, wobei es einen Torpedotreffer unterhalb der Brücke durch den deutschen kleinen Kreuzer SMS Wiesbaden erhielt. Zwei Besatzungsmitglieder kamen bei dem Treffer ums Leben, fünf der Kessel mussten geflutet werden, sodass das Schiff Schlagseite erhielt. Nachdem eine notdürftige Reparatur auf See vorgenommen wurde, konnte die Marlborough nach Großbritannien geschleppt werden. Die Reparatur dauerte bis zum 29. Juli 1916.

Bis zum Ende des Krieges diente die HMS Marlborough weiterhin in der Grand Fleet, nahm jedoch an keinen weiteren Kampfhandlungen teil.

 

 

 

Einsatz nach dem Krieg:

Nach dem ersten Weltkrieg wurde die HMS Marlborough der Mittelmeer Flotte zugeteilt, um Anfang 1919 in das Schwarze Meer zu verlegen und den russischen Bürgerkrieg zu beobachten. In Folge dessen, nahm das Schiff im April des Jahres die Mutter des russischen Zaren, Maria Feodorowna, die Schwester des Zaren Xenia Alexandrowna Romanowa mit ihren Kindern, Großfürst Nikolai und weitere Mitglieder der Zarenfamilie auf um diese in das Exil zu bringen.

Von 1926 bis 1929 diente das Schiff noch in der Atlantik Flotte bevor es nach Großbritannien zurück kehrte.

 

 

 

Verbleib:

Nach den Bestimmungen des Londoner Flottenabkommens vom 22. April 1930 durfte die HMS Marlborough mit ihrer Ausrüstung und Bewaffnung nicht mehr von der Royal Navy genutzt werden. Es wurde daher ein großer Teil der Bewaffnung entfernt und als Artillerieschulschiff konnte es noch bis 1932 verwendet werden.

Im Juni 1932 erfolgte dann schließlich der Verkauf und die Verschrottung.

 

 

 

Schiffsdaten:

Name:  

HMS Marlborough

Land:  

Großbritannien

Schiffstyp:  

Schlachtschiff

Klasse:  

Iron-Duke-Klasse

Bauwerft:  

Devonport Dockyard, Plymouth

Baukosten:  

unbekannt

Stapellauf:  

24. Oktober 1912

Indienststellung:  

2. Juni 1914

Verbleib:  

Im Juni 1932 verkauft und verschrottet

Länge:  

189,8 Meter

Breite:  

27,4 Meter

Tiefgang:  

8,4 Meter

Verdrängung:  

Max. 30.380 Tonnen

Besatzung:  

925 - 995 Mann

Antrieb:  

18 Babcock Dampfkessel

4 Parsons-Dampfturbinen

Leistung:  

29.000 PSw

Höchstgeschwindigkeit:  

21,25 kn

 

Bewaffnung:

 

10 x 34,3 cm L/45 Mk.V Geschütze in Zwillingstürmen

12 x 15,2 cm L/50 Mk.XI Geschütze

2 x 7,6 cm L/45 Flugabwehrkanonen

4 x 533 mm Torpedorohre

Panzerung:  

Panzerquerschott 102–203 mm

Seitenpanzer bis 305 mm

Oberdeck 25 mm

oberes Panzerdeck 38 mm

unteres Panzerdeck 25 mm

 

 

 

 

 

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