Schlachtschiff France

Das Schlachtschiff France war das vierte und damit letzte Schiff der Courbet Schiffsklasse und damit eines der ersten modernen Dreadnought Schlachtschiffe der französischen Marine, die kurz vor dem ersten Weltkrieg fertiggestellt wurde.

 

Stapellauf und Bauform:

Mit dem Stapellauf der britischen HMS Dreadnought 1906 veränderte sich das Konzept der Schlachtschiffe grundlegend. Die französischen Schlachtschiffe waren bis dahin mit verschiedenen Kalibern wie bei der Danton Klasse ausgerüstet, bis 1909 änderte sich jedoch auch die Haltung der französischen Marineführung.

Ab 1910 führte Augustin Boué de Lapeyrère als neuer Minister das französische Marineministerium und leitete auch das 1906 beschlossene Programm zur Modernisierung und Ausbau der französischen Flotte. Lapeyrère orientierte sich bei den Vorschlägen und Entwürfen neuer Schlachtschiffe an den Modellen, die zu dieser Zeit in anderen Ländern gebaut wurden. So sollten die Schiffe der Courbet Klasse eine Länge von 166 Metern und eine Breite von 27 Metern mit einer Verdrängung von maximal 25.850 Tonnen erhalten.

Als Bewaffnung wurden zwölf 30,5 cm Geschütze des Typs L/45 Modell 1910 ausgewählt. Diese Waffen wurden bereits 1906 unter der Bezeichnung L/45 Modell 1906 eingeführt, wurden anschließend jedoch etwas modifiziert. Diese Kanonen waren in 6 x 560 Tonnen schweren Zwillingstürmen untergebracht, wobei jeweils 2 Türme vorne und hinten sowie jeweils 1 Turm an der Seite untergebracht worden war. Für die Mittelartillerie wählten die Konstrukteure 22 x 13,86 cm Geschütze L/55 Modell 1910 aus. Diese waren zwar vom Kaliber vergleichbaren Kriegsschiffen aus Großbritannien und dem Deutschen Reich unterlegen, jedoch hatten diese Geschütze eine sehr gute Handhabung während des Ladevorganges und eine höhere Feuergeschwindigkeit. Weiter wurden noch 4 x 45 cm Torpedorohre des Modells 1909 eingebaut, dessen Rohre unter der Wasserlinie lagen.

Im Gegensatz zu den ersten Schwesterschiffen Courbet und Jean Bart hatten die Paris und die France 24 Belleville Kessel um die zwei in Lizenz gebauten Parsons Dampfturbinensätzen mit jeweils zwei Propellerwellen anzutreiben. Dabei sollte eine Leistung von 28.000 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 21 Knoten (39 km/h) erreicht werden. Bei späteren Testfahrten wurde die Geschwindigkeit jedoch leicht unterschritten.

Um der größer werdende Gefahr von Torpedos und solchen Angriffen entgegen wirken zu können, wurde besonders die Panzerung des Hauptgürtelpanzer der Schiffe verstärkt. Der 99 Meter lange und 4,75 Meter hohe Panzerschutz lag 2,35 Meter oberhalb und 2,40 Meter unterhalb der Wasserlinie und hatte eine Dicke bis zu 270 mm.

Der Bau der France begann nach der Bestellung am 1. August 1911, der Stapellauf am 7. November 1912 und die Indienststellung am 15. Juli 1914.

 

 

Zeichnung der Schlachtschiffe der Courbet Klasse

 

 

 

Einsatz im Krieg:

Nach der Indienststellung erfolgten zunächst einige Erprobungsfahrten, bis die France in die Ostsee verlegt wurde um mit dem Schwesterschiff Jean Bart den französischen Präsidenten für Besuche in Sankt Petersburg und anderen Städten zu begleiten. Nachdem sich die politische Lage in Europa zunehmend verschlechterte und ein Krieg drohte, wurden beide Schiffe aus der Ostsee abgezogen und in ihren Heimathafen in Toulon beordert.

Nach dem Ausbruch des Krieges wurden alle vier Schiffe der Courbet Klasse in das Mittelmeer entsendet um die dortigen Schiffe des Deutschen Reiches zu überwachen. Nach der Kriegserklärung zwischen Frankreich und Österreich-Ungarn wurden die Schiffe zudem dafür genutzt, das Auslaufen der Flotte Österreich-Ungarns zu verhindern.

Neben der Unterstützung der montenegrinische Armee beim Beschuss von Zielen entlang der Küste, bleib die Hauptaufgabe der France das Patrouillieren zwischen Griechenland und Italien. Nachdem am 21. Dezember 1914 das Schwesterschiff Jean Bart von dem österreich-ungarischem U-Boot U-12 torpediert und schwer beschädigt wurde, wurden die französischen Schlachtschiffe abgezogen und nur noch im südlichen Teil des Mittelmeeres eingesetzt.

Als Italien am 23. Mai 1915 Österreich-Ungarn den Krieg erklärte und an der Seite der Alliierten in den Krieg eintrat, übernahm die italienische Marine die Sicherung der Küsten, womit die französischen Kriegsschiffe vollständig abgezogen werden konnten.

Ab dem 27. April 1916 konnte die französische Marine auch den Hafen von Argostoli auf der griechischen Insel Kefalonia als Stützpunkt nutzen und verlegte ihre Schiffe zum größten Teil dorthin. Da die Schlachtschiffe kaum noch genutzt wurden, wurden Teile der Besatzung auf die U-Boote umgeschult und bei diesen eingesetzt.

Ab Anfang 1917 konnte neben Argostoli auch die griechische Insel Korfu als Stützpunkt genutzt werden, jedoch zeigte sich der immer stärker auftretende Kohlemangel und der damit eingeschränkte Einsatzbereich der Kriegsschiffe. Ab 1918 war der Mangel so groß, dass die Kriegsschiffe so gut wie gar nicht mehr einsatzbereit waren. Das letzte Kriegsjahr wurde daher überwiegend für Umbaumaßnahmen genutzt und die France wurde am 1. Juli 1918 der 2. Schlachtabteilung des 1. Kampfgeschwaders zugeteilt und verblieb dort bis zum Kriegsende.

 

 

Schlachtschiff France

 

 

 

Einsatz nach dem Krieg:

Nach dem Krieg wurde die France zusammen mit dem Schwesterschiff Paris in das Schwarze Meer beordert um die alliierten Truppen zu unterstützen, die im russischen Bürgerkrieg intervenierten. Dabei kam es auf beiden Kriegsschiffen im April 1919 zu Meutereien, nachdem Besatzungsmitglieder mit den russischen Bolschewisten sympathisierten. Auf der Paris konnte dies eingedämmt werden, nachdem der Besatzung erlaubt wurde an Land gehen zu dürfen. Auf der France entspannte sich die Situation erst, nachdem der Befehl für beide Schiffe erging in den Heimathafen zurück zu kehren.

In den folgenden Jahren war die France an mehreren Manövern im Mittelmeer beteiligt.

 

 

 

Verbleib:

Am Morgen des 26. August 1922 fuhr die France in der Bucht von Quiberon, an der nördlichen Westküste Frankreichs auf eine nicht eingezeichnete Erhebung des Meeresbodens. Das Rumpf des Schiffes wurde dabei so schwer beschädigt, dass große Mengen Wasser in das Innere liefen. Obwohl alle Lenzpumpen des Schiffes zum Einsatz kamen sank es innerhalb von vier Stunden.

3 Besatzungsmitglieder starben bei dem Unfall. Das Schiff wurde von der französischen Marine aufgegeben und später vor Ort mit der Verschrottung begonnen.

 

 

 

Schiffsdaten:

Name:  

France

Land:  

Frankreich

Schiffstyp:  

Schlachtschiff

Klasse:  

Courbet-Klasse

Bauwerft:  

Ateliers et Chantiers de la Loire, Saint-Nazaire

Baukosten:  

rund 63.000.000 franc

Stapellauf:  

7. November 1912

Indienststellung:  

15. Juli 1914

Verbleib:  

Am 26. August 1922 bei Quiberon auf Grund gelaufen, gesunken und vor Ort verschrottet

Länge:  

168 Meter

Breite:  

27,9 Meter

Tiefgang:  

Max. 9 Meter

Verdrängung:  

Max. 23.475 Tonnen

Besatzung:  

1.085 bis 1.108 Mann

Antrieb:  

24 Belleville-Kessel

4 Parsons-Dampfturbinen

Leistung:  

28.000 PS (20.594 kW)

Höchstgeschwindigkeit:  

21 Knoten (39 km/h)

 

Bewaffnung:

 

12 × Schnellfeuergeschütz 30,5 cm L/45 Modell 1910 in Doppeltürmen

22 × Schnellfeuergeschütz 13,86 cm L/55 Modell 1910 in Einzeltürmen

4 × Schnellfeuergeschütz 4,7 cm L/50 Hotchkiss

4 × Torpedorohre ⌀ 45 cm

Panzerung:  

Gürtel: 180–270 mm
Zitadelle: 180 mm
Oberdeck: 30-40 mm
Batteriedeck: 12 mm
Oberes Panzerdeck: 45 mm
Unteres Panzerdeck: 40 mm
Kommandoturm: 270–300 mm
Barbetten: 280 mm
Türme: 100–290 mm
Kasematte: 180 mm

 

 

 

 

 

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