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Der Deutsch-Französische Krieg

Der Deutsch-Französische Krieg ergab sich aus der Uneinigkeit eines Thronfolgers für Spanien, über die Veröffentlichung eines Telegramms was in beiden Staaten zu nationaler Empörung führte und schließlich im Krieg endete. Nach dessem Ende stand ein vereinigtes Deutsches Reich, eine neue französische Republik und mit dem Verlust von Elsass und Lothringen der nächste Grund für einen Krieg.

 

 

 

Hintergrund:

1868 wurde die spanische Isabella II. in einem Militärputsch abgesetzt. Anschließend wurde in den europäischen Adelsfamilien nach einem geeigneten Nachfolger gesucht, der auch den Vorstellungen des spanischen Parlaments entsprach und gewählt werden würde.

Der portugiesischen König Ferdinand II. selbst lehnte den spanischen Thron ab, verwies das spanische Parlament jedoch auf seinen Schwiegersohn Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen der aus der Linie der Hohenzollern kam und den Vorstellungen entsprechen sollte.

Zwar lehnte auch Prinz Leopold eine Anfrage im April 1870 zunächst ab, lies sich dann aber von Otto von Bismarck sowie dem preußischen König Wilhelm I. überreden, doch noch als Nachfolger zu kandidieren.

Politisch gesehen war die Kandidatur ein Schachzug Preußens um den französischen Kaiser Napoleon III. zu provozieren. Dieser sah bei einer Krönung Prinz Leopolds Frankreich von preußischen Interessen umzingelt, was ihn in seinem eigenen Land politisch unter Druck setzte. Auch der französische Außenminister Herzog von Gramont sah diese Gefahr und hielt sich in einer Rede im französischen Parlament nicht zurück, was auch Kriegsdrohungen an Preußen beinhaltete.

Um diesen Streitpunkt dann doch noch zu beenden zog Prinz Leopold auf Anraten König Wilhelms die Kandidatur zurück. Doch dieser Schritt ging dem französischen Außenminister nicht weit genug, er forderte zudem, dass sich Preußen ab sofort gänzlich aus der Thronfolge Spanien heraus zu halten hat. Diese Forderung wurde vom französischen Botschafter Vincent Graf Benedetti dem preußischen König persönlich auf der Kurpromenade von Bad Ems überreicht.

Der Inhalt dieses Treffens von Bad Ems wurde von einem Mitarbeiter Bismarcks an ihn per Telegramm geschickt. Bismarck kürzte den Inhalt so, dass man das Auftreten des Botschafters sowie die Reaktion des preußischen Königs als deutlich schroffer auffassen konnte. Der Artikel wurde anschließend am 13. Juli in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung veröffentlicht.

Der Artikel gab dann der französischen Regierung die Möglichkeit ihren Misserfolg zu vertuschen und das Treffen in Bad Ems als Provokation Seitens Preußens als Grund für einen Krieg zu nutzen.

Am 19. Juli 1870 erfolgte die Kriegserklärung Frankreichs an Preußen in dem Glauben, die Süddeutschen Länder würden sich aus dem Krieg heraus halten und die Öffentlichkeit der anderen europäischen Mächte auf die Seite Frankreichs stellen. Doch der Plan von Napoleon III. ging nicht auf, da sowohl die Süddeutschen Länder nach ihrem Schutz- und Trutzbündnis an der Seite Preußens standen und die europäischen Großmächte den Kriegsgrund von Frankreich als kleinlich und unnütz befanden. Damit stand Frankreich alleine gegen einen übermächtigen Gegner.

 

 

 

Der Kriegsverlauf:

Zu Beginn des Krieges wirkte sich die deutlich besser geplante Organisation der deutschen Armee auf die schnelle Mobilisierung aus. So wurden die einberufenen Soldaten in ihren Garnisonen ausgerüstet und bei Erreichen der Gesamtstärke mit dem gut ausgebauten Eisenbahnnetz zur Front verlagert. Die Mobilisierung der französischen Truppen verlief dabei deutlich ungeordneter. So waren die Truppen im regelmäßigem Wechsel über das ganze Land verstreut, ihre Ausrüstung lagerte jedoch immer in ihrer Heimatgarnison. So mussten die Truppen erst zur Garnison verlagert werden und anschließend zur Front, was viel Zeit beanspruchte. Im Gegensatz zu den deutschen Truppen waren jedoch die französischen Infanteristen mit dem besseren Chassepot Gewehr ausgerüstet und verfügten mit der Reffye Mitrailleuse über ein frühes Maschinengewehr. Frontalangriffe der deutschen Infanterie wären damit mit hohen Verlusten verbunden.

Trotz der schnelleren Mobilisierung der Deutschen gelang es den französischen Truppen am 2. August 1870 Saarbrücken einzunehmen, was durch seine isolierte Lage nur durch wenige Soldaten geschützt war. Doch nur kurze Zeit später wurde die Stadt wieder geräumt. Am 3. August standen bereits 320.000 deutsche Soldaten an der französischen Grenze, Napoleons Pläne für eine Großoffensive wurden damit zu Nichte gemacht.

Die deutschen Truppen wurden unter Karl Friedrich von Steinmetz, Prinz Friedrich Karl Nikolaus von Preußen und Kronprinz Friedrich Wilhelm in 3 Armeen aufgeteilt, über die Helmuth von Moltke den Oberbefehl erhielt. Durch die überlegende Beweglichkeit der Truppen gegenüber den Franzosen wurden schnell Weißenburg am 4. August 1870, Wörth und Spichern am 6. August eingenommen.

 

Sturm auf die Spicherer Höhen bei Saarbrücken

 

Die Berennung von Lichtenberg

 

Die deutsche Südarmee drängte zudem weiter ins Elsass und das Rheintal, was von den Franzosen geräumt wurde und Belagerte die Festung Belfort.

Die von Moltke angewandte Taktik zielte auf die Schnelligkeit und Beweglichkeit der deutschen Truppen. So wurden die meisten französischen Einheiten in Zangenbewegungen eingekreist und entweder vernichtet, mussten kapitulieren oder zogen sich vor dem Schließen noch überhastet zurück. Diese Taktik brachte auch den Sieg bei der Schlacht Mars-la-Tour, die der französischen Rheinarmee den Rückzug nach Verdun verwehrte. Als auch noch die Schlacht bei Gravelotte in eine Niederlage der Franzosen endete, entschied sich ihr Kommandeur Marschall Bazaine seine Reste nach Metz in die dortigen Festungsanlagen zu verlagert. Dort wurde seine Armee ab dem 20. August von der 2. Armee unter Führung von Prinz Friedrich Karl (kommend vom linken Moselufer) und der 1. Armee unter Manteuffel (kommend vom rechten Moselufer) eingeschlossen.

 

Das preußische 7. Kürassier-Regiment greift die französischen Stellungen in der Schlacht bei Mars-la-Tour am 16. August 1870 an

 

Um die Belagerung von Metz aufzubrechen, entschied sich die französische Regierung die Truppen die zum Schutz von Paris eingeteilt waren unter das Kommando von Marschall Mac Mahon zu stellen und nach Metz zu versenden, der französische Kaiser Napoleon III. würde die Armee begleiten. Am 25. August erfolgte die Umfassung der französischen Truppen durch die Deutschen. Mac Mahon erwähnte den Rückzug, wurde von der französischen Regierung jedoch zum Weitermarschieren gedrängt.

Am 30. August wurde seine Armee bei der Schlacht bei Beaumont geschlagen und die französische Armee musste sich nach Sedan zurück ziehen, wo sie am 1. September eine vernichtende Niederlage erlitt und kapitulieren musste. Hierbei geriet nicht nur die Armee sondern auch der französische Kaiser Napoleon III. in Gefangenschaft.

 

Napoléon III. bei Sedan, Gemälde von Wilhelm Camphausen

 

Bismarck bei Sedan

 

Napoleon übergibt seinen Degen, Lithographie von Hartwich

 

Napoléon III. als preußischer Gefangener im Gespräch mit Bismarck nach der Schlacht bei Sedan vor dem Maison Tisserand

 

Nach der Niederlage bei Sedan verfügte die französische Armee nur noch über rund 100.000 einsatzfähige Soldaten. Bismarck entschied den Krieg schnell zum Abschluss zu bringen und lies seine Truppen nach Paris marschieren.

 

 

 

Die Absetzung des französischen Kaiser und die Errichtung der dritten Republik:

Nach der Kapitulation der französischen Truppen bei Sedan und der Gefangennahme des Kaisers Napoleon III. wurde in Paris ein unblutiger Umsturz durch General Trochu durchgeführt. Er errichtete eine Übergangsregierung und wies an, neue Truppen auszuheben zur Weiterführung des Krieges.

Am 19. September 1870 erreichten die deutschen Truppen Paris und belagerten die Stadt. Im Gegenzug führten nun die französischen Kräfte einen Guerilla Krieg gegen die Preußen indem Sie deren Versorgungszüge und Besatzungkräfte angriffen. Daraufhin wurde Paris von der deutschen Artillerie beschossen.

Nachdem die letzten französischen Truppen von Metz am 27. Oktober kapitulierten, konnten die nun freigewordenen Truppen unter der Führung von Prinz Karl gegen die neu aufgestellten französischen Armeen in Flandern, an der Loire, im Lyonnais und in der Normandie eingesetzt werden, um diese nicht nach Paris marschieren zu lassen.

 

 

 

Das Ende des Krieges:

Entgegen der Ausrichtung zur Weiterführung des Krieges gefordert durch den französischen Innen- und Kriegsministers Léon Gambetta, handelte das Regierungsmitglied Jules Favre einen Waffenstillstand aus der am 31. Januar 1871 in Kraft trat. Hierfür sollten auch einige Stadtteile Paris von deutschen Truppen besetzt werden, doch da für den 8. Februar Wahlen für eine neue Nationalversammlung eingeräumt wurden, wollte Bismarck diese nicht mit seinen Truppen behindern.

Das Wahlergebnis brachte besonders für die Anhänger der Monarchie viele Stimmen, die den Krieg mit Preußen so schnell wie möglich beenden wollten um danach mit den Anhängern der Republik "abrechnen" zu können und die Monarchie wieder herzustellen.

Der zum provisorischem Staatsoberhaupt gewählte Adolphe Thiers unterzeichnete schließlich am 26. Februar einen Vorfrieden von Versailles mit Preußen.

Bereits während des Krieges lies Bismarck mit den Süddeutschen Staaten die Novemberverträge aushandeln, die damit dem Inhalt nach ebenfalls dem Norddeutschen Bund beitraten. Am 8. Dezember wurde hierfür die Bundesverfassung geändert und trat am 1. Januar 1871 in Kraft. Damit wurde die Bezeichnung Norddeutscher Bund in Deutsches Reich umbenannt und der Königstitel in Kaisertitel. Am 18. Januar wurde Wilhelm I. offiziell im Spiegelsaal von Versailles zum Kaiser ausgerufen.

 

Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches (18. Januar 1871) im Spiegelsaal von Schloss Versailles, Historiengemälde von Anton von Werner aus den 1880er-Jahren

 

Die Beendigung des Krieges wurde am 10. Mai mit den Friedensverträgen von Frankfurt beschlossen.

 

Preußische Truppen ziehen nach dem Krieg in Berlin ein, 1871

 

 

 

Folgen des Krieges:

Frankreich musste mit den Friedensverträgen seine Gebiete Elsass und Lothringen an Deutschland abtreten, was in Frankreich als Schmach angesehen wurde und bei den Verträgen nach dem ersten Weltkrieg wieder Rückgängig gemacht wurde. In der französischen Bevölkerung entwickelte sich mit dem Abtreten der Gebiete zudem eine große Ablehnung gegenüber Deutschland.

Weiter musste Frankreich eine Entschädigungssumme in Höhe von 5 Milliarden Francs an Deutschland zahlen. Mit diesem Geld wurden in Deutschland große Infrastrukturmaßnahmen und öffentliche Gebäude finanziert.

Während des Krieges schlossen sich die Süddeutschen Staaten dem Norddeutschen Bund an. Durch eine neue Verfassung entstand im Januar 1871 das erste deutsche Reich mit Wilhelm I. als deutschen Kaiser. Damit war die Einigung aller deutschen Staaten vollzogen.

 

Mitteleuropa von 1866 bis 1914

 

 

 

 


Passende Literatur zum Thema findet Ihr hier:

 

Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71: Vorgeschichte, Verlauf, Folgen

Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71: Vorgeschichte, Verlauf, Folgen Gebundene Ausgabe – 27. März 2013

1870/71: Der Krieg, der Deutschland einigte

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Die Gründung des Deutschen Reiches 1870/71 in Augenzeugenberichten (Augenzeugenbrichte)

Die Gründung des Deutschen Reiches 1870/71 in Augenzeugenberichten (Augenzeugenbrichte) Gebundene Ausgabe – 27. Juli 2011

Nichts, so heißt es in der Psychologie, interessiert den Menschen so sehr wie der Mensch. Diesem Grundgedanken folgend, wurde vor rund fünf Jahrzehnten die Reihe »...in Augenzeugenberichten« ins Leben gerufen. Eine Reihe, die durch authentische, zeitgenössische Dokumente große Ereignisse, Personen und Epochen der Weltgeschichte in die Gegenwart zurückholte. Hier berichten Augenzeugen von damals und machen in Briefen, Tagebüchern und Berichten Geschichte lebendig. Sachkundig kommentiert durch die Herausgeber, allesamt Historiker und Publizisten, entstehen so unmittelbare, fesselnde Darstellungen von Wegmarken der Geschichte. Die Berichte selbst haben bis heute nichts von ihrer Lebendigkeit eingebüßt und sind erfrischend authentisch - Geschichte aus erster Hand in wohlfeinen Bänden.

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Schlacht von Sedan am 1. September 1870. [Deutsch-Französischer Krieg 1870/71] (Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 - Gesamtausgabe von Carl Bleibtreu (Reprint))

Schlacht von Sedan am 1. September 1870. [Deutsch-Französischer Krieg 1870/71] (Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 - Gesamtausgabe von Carl Bleibtreu (Reprint)) Taschenbuch – 13. Januar 2010

196 Seiten mit 25 Abbildungen, darunter 21 Zeichungen in schwarz/weiß und eine in Farbe, sowie drei Karten. (Altdeutsche Schrift). Band 10 der 19-bändigen Gesamtausgabe von Carl Bleibtreu zum Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 --- Die Schlacht von Sedan fand am 1. September 1870 statt und endete mit der Kapitulation der französischen Truppen sowie der Gefangennahme des französischen Kaisers Napoléon III. Auf deutscher Seite gab es etwa 3000 Tode und 5900 Verwundete und auf französischer Seite etwa 7.000 Tote und 14.000 Verwundete. Dazu kamen noch 86.000 französiche Gefangene.

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"Potsdam ist geschlagen" Briefe aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71

"Potsdam ist geschlagen" Briefe aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 Gebundene Ausgabe – 30. Dezember 2015

In 172 Briefen an seine Eltern übermittelte der junge Leutnant Friedrich Clauson von Kaas seine Eindrücke aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Aufgrund seiner Verwendung - er diente als zweiter Adjutant im Stab des Gardekorps - war sein tägliches Wirken durch das Umfeld der "großen Männer" geprägt, einer von ihnen der Generalmajor Prinz Kraft zu Hohenlohe-Ingelfingen, dem Clauson von Kaas unterstellt war. Die Herausgeber ordnen das Erleben und Erinnern des jungen Offiziers kritisch in die bestehende Überlieferung zumeist prominenterer Zeitgenossen ein. Sie analysieren und kommentieren die militärische wie auch die persönliche Alltagsgeschichte. Ihre erinnerungsgeschichtliche Auseinandersetzung ermöglicht zudem Einblicke in die Entstehungszusammenhänge der einzelnen Schreiben. Friedrichs individueller Blick in seinen Briefen wiederum trägt dazu bei, die deutsche Seite dieses Krieges besser zu verstehen.

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