Der große leichte Kreuzer HMS Courageous gehörte der gleichnamigen Schiffsklasse an und war ursprünglich für ein Landungsunternehmen im deutschen Pommern vorgesehen, wurde jedoch nach dem Krieg in einen Flugzeugträger umgebaut.
Stapellauf und Bauform:
Die Pläne für den Bau der beiden Schiffe der Courageous-Klasse gingen auf den Ersten Seelords Lord Fisher zurück. In seiner Zeit als hoher Admiralitätsoffizier war dieser ein großer Anhänger der Großkampfschiffe und trieb dessen Bau maßgeblich voran. Dabei war seine Strategie der Bau von Schiffen mit schweren Geschützen großer Reichweite, überlegender Geschwindigkeit und nur schwacher Panzerung. Dabei sollten diese Schiffe in ihrer Geschwindigkeit und der Reichweite der Geschütze immer außerhalb der feindlichen Reichweite verbleiben und die Schiffe selbst beschießen.
Der eigentliche Plan mit solchen Schiffen auch im Falle eines Krieges mit dem Deutschen Reich waren bereits vor dem ersten Weltkrieg vorhanden. Dabei sollten diese Schiffe schnell in die Ostsee vordringen und dort in Pommern Soldaten abladen um einen Angriff durchzuführen. Hierfür sollten die Schiffe einen möglichst geringen Tiefgang haben, über eine hohe Geschwindigkeit verfügen und die Reichweite der Geschütze über denen der deutschen Schiffe liegen.
Als dann der erste Weltkrieg ausbrach nahm sich das britische Marineministerium diese Pläne an und beauftragte den Bau zwei Schiffe mit eben diesen Spezifikationen.
Klassifiziert wurden diese dann als Große Leichte Kreuzer oder auch als leichte Schlachtkreuzer.
Als Hauptbewaffnung wurden vier 38,1-cm Schnellfeuerkanonen gewählt, die jeweils als Paar in einem Turm am Heck und am Bug untergebracht waren. Zusätzlich wurden 18 10,2-cm Schnellfeuerkanonen in Drillingslafetten zur Torpedobootsabwehr montiert. Da die Schiffe nah an der Küste operieren sollten, waren Angriffe mit solchen Booten am gefährlichsten, zumal das Deutsche Reich über eine nicht geringe Anzahl derer verfügte.
Als Antrieb dienten vier Parsons-Getriebeturbinen auf vier Wellen, die von 18 Yarrow-Schmalrohrkesseln mit Ölfeuerung angetrieben wurden.
Um eine gewünschte Geschwindigkeit von 32 Knoten zu erreichen, wurde die Panzerung sehr schwach gehalten. Es wurde daher eine Binnenpanzerung eingesetzt, die die Explosion von Geschossen verzögert und Splitterlängs- und -querschotten die Explosionswirkung eingrenzen sollten. Insgesamt entsprach die Panzerstärke eher denen eines leichten Kreuzers.
Insgesamt wurden beide Schiffe der Klasse als Fehlkonstruktion eingestuft. Zum einen wegen der schwachen Panzerung, zum anderen war die gesamte Konstruktion des Schiffes so schwach ausgelegt, dass der Rückstoß der eigenen schweren Geschütze Beschädigungen an der Konstruktion anrichten konnten. Ein weiterer Mangel war das eingesetzte Feuerleitverfahren, dass bei einer hohen Geschwindigkeit nicht die erforderliche Treffergenauigkeit leisten konnte, die eigentlich erforderlich gewesen wäre.
Der Stapellauf der HMS Courageous erfolgte am 5. Februar 1916, die Indienststellung am 4. November 1916.
Einsatz im Krieg:
Nachdem bereits kurz vor der Fertigstellung der Schiffe die eigentliche Aufgaben entfallen war, wurde die HMS Courageous nach der Indienststellung und den Erprobungsfahrten der Schlachtkreuzerdivision zugeteilt.
Das einzige Gefecht an dem das Schiff teilnahm war am 17. November 1917 bei der zweiten Helgoland Schlacht. Dabei verfolgte es die deutschen Schiffen der 2. Aufklärungsgruppe, konnte jedoch keinen Treffer erzielen, erhielt im Gegenzug aber auch keinen.
Einsatz nach dem Krieg:
Aufgrund der Bestimmungen der Washingtoner Flottenkonferenz von 1922 konnten weder die HMS Courageous noch das Schwesterschiff HMS Glorious in ihrer Bauweise weiter Dienst in der Royal Navy führen.
Da das Halbschwester Schiff HMS Furious bereits während der Bauphase zu einem Großen Leichten Kreuzer Ende des Krieges zu einem Flugzeugträger umgebaut wurde, entwickelte das britische Marineministerium Pläne für die beiden Schiffe der Courageous-Klasse um diese ebenfalls als Flugzeugträger nutzen zu können und damit den Bestimmungen der Washingtoner Flottenkonferenz zu entsprechen.
Ab 1924 wurde mit dem Umbau begonnen. Hierfür wurde die Bewaffnung und die Aufbauten entfernt, wobei die schweren Geschütze eingelagert wurden. Im Gegenzug erhielten die Schiffe zwei Hangardecks, darüber ein durchgehendes Flugdeck und eine Insel. Auf dem oberen Flugdeck wurden zwei Druckluftkatapulte als Unterstützung zum Start der Flugzeuge eingebaut. Das Heck war geöffnet und mit einem Kran ausgestattet, sodass Wasserflugzeuge auf das untere Flugdeck gehoben werden konnten. Als Bewafnung wurden 16 12-cm L/40 Luftabwehrgeschütze und eine Vielzahl an Flugabwehr Maschinengewehren ausgewählt. Die Panzerung wurde beibehalten, wobei das Flugdeck eine zusätzliche Panzerung von 25 mm erhielt.
Als Flugzeuge wurden ausgewählt:
- 22 Jagdflugzeuge
- 18 Artilleriebeobachtungs- oder Aufklärungsflugzeuge
- 12 Torpedobomber
Der Umbau der HMS Courageous dauerte bis zum 21. Februar 1928.
Von Mai 1928 bis Juni 1930 diente das Schiff in der Mittelmeer Flotte bis es von der HMS Glorious abgelöst wurde. Anschließend diente das Schiff in der Atlantikflotte bis im Dezember 1938 der neue Flugzeugträger HMS Ark Royal fertiggestellt wurde und die Courageous ablöste.
Bis in den Mai 1939 diente das Schiff noch als Schulschiff, wurde dann von der Glorious abgelöst und der Reserve zugeteilt.
Verbleib:
Als der zweite Weltkrieg ausbrach wurde die HMS Courageous wieder reaktiviert und der Grand Fleet zugeteilt.
Am 17. September 1939 fuhr das Schiff in Begleitung der beiden Zerstörer HMS Ivanhoe und HMS Impulsive südwestlich von Irland, als der Flugzeugträger gegen 19:50 Uhr von dem deutschen U-Boot U-29 torpediert wurde und sank.
Von der Besatzung konnten 741 Männer gerettet werden, 519 kamen dabei ums Leben.
Schiffsdaten:
Name: |
HMS Courageous |
Land: |
Großbritannien |
Schiffstyp: |
Großer Leichter Kreuzer Ab 21. Februar 1928: |
Klasse: |
Courageous-Klasse |
Bauwerft: |
Armstrong-Whitworth, Newcastle upon Tyne |
Baukosten: |
unbekannt |
Stapellauf: |
5. Februar 1916 |
Indienststellung: |
4. November 1916 |
Verbleib: |
Am 17. September 1939 durch das deutsche U-Boot U-29 versenkt |
Länge: |
239,8 Meter |
Breite: |
24,7 Meter |
Tiefgang: |
7,9 Meter |
Verdrängung: |
Max. 19.180 Tonnen |
Besatzung: |
842 Mann |
Antrieb: |
18 ölgefeuerte Yarrow-Kessel 4 Parsons-Turbinen |
Leistung: |
90.000 PS (66.195 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
31 kn (57 km/h) |
Bewaffnung: |
4 × 38,1 cm in Doppeltürmen 18 × 10,2 cm in Drillingslafetten 2 × Flugabwehrkanone 7,6 cm 2 × Torpedorohr ⌀ 53,3 cm
als Träger: 16 × Schnellfeuergeschütz 12 cm L/40 24 × Flugabwehrkanone 4 cm 14 × Flugabwehr Maschinengewehre
|
Panzerung: |
Gürtel: 51–76 mm Deck: 19–76 mm Türme: 178–229 mm Flugdeck: 19–25 mm |
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