Flugzeugträger HMS Furious

Die HMS Furious war ursprünglich wie die Schiffe der Courageous-Klasse für ein Landungsunternehmen im deutschen Pommern vorgesehen, wurde jedoch vor Fertigstellung in einen Flugzeugträger umgebaut.

 

Stapellauf und Bauform:

Die Pläne für den Bau von Großen Leichten Kreuzern gingen auf den Ersten Seelords Lord Fisher zurück. In seiner Zeit als hoher Admiralitätsoffizier war dieser ein großer Anhänger der Großkampfschiffe und trieb dessen Bau maßgeblich voran. Dabei war seine Strategie der Bau von Schiffen mit schweren Geschützen großer Reichweite, überlegender Geschwindigkeit und nur schwacher Panzerung. Dabei sollten diese Schiffe in ihrer Geschwindigkeit und der Reichweite der Geschütze immer außerhalb der feindlichen Reichweite verbleiben und die Schiffe selbst beschießen.

Der eigentliche Plan mit solchen Schiffen auch im Falle eines Krieges mit dem Deutschen Reich waren bereits vor dem ersten Weltkrieg vorhanden. Dabei sollten diese Schiffe schnell in die Ostsee vordringen und dort in Pommern Soldaten abladen um einen Angriff durchzuführen. Hierfür sollten die Schiffe einen möglichst geringen Tiefgang haben, über eine hohe Geschwindigkeit verfügen und die Reichweite der Geschütze über denen der deutschen Schiffe liegen.

Als dann der erste Weltkrieg ausbrach nahm sich das britische Marineministerium diese Pläne an und beauftragte den Bau der zwei Schiffe der Courageous-Klasse und der HMS Furious mit eben diesen Spezifikationen.

Klassifiziert wurden diese dann als Große Leichte Kreuzer oder auch als leichte Schlachtkreuzer.

Im Gegensatz zu den beiden Schiffen der Courageous-Klasse sollte die Furious jedoch nicht mit vier 38,1 cm sondern mit zwei 45,7 cm Geschützen ausgerüstet werden. Auch waren die Abmessungen und die Verdrängung größer.

Der Stapellauf der HMS Furious erfolgte am 15. August 1916, die Indienststellung am 26. Juli 1917.

 

 

Ursprüngliche Planung der HMS Furious

 

 

 

Umbau zu einem Flugzeugträger:

Nach der Skagerrakschlacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1916 und der schlechten Aufklärung über die Standorte der deutschen Schiffe, wurde der britischen Marine bewusst, wie wichtig Aufklärungsflugzeuge und dementsprechend Trägerschiffe waren.

Allerdings fehlten der Royal Navy entsprechende Schiffe die von der Geschwindigkeit mit den großen Schlachtkreuzern und Schlachtschiffen mit halten konnten. Da der Bau der HMS Furious noch nicht abgeschlossen war und sich sowohl dieses Schiff als auch die beiden Schiffe der Courageous-Klasse als Fehlkonstruktion noch vor dem Einsatz erwiesen, wurde beschlossen die Furious im Mai 1917 zu einem Flugzeugträger umzurüsten.

Dafür wurde der vordere Geschützturm wieder demontiert und ein 21 m x 11,8 m Hangar aufgebaut, dessen Fassungsvermögen acht bis zehn Wasserflugzeuge war. Über dem Hanger wurde ein 69 Meter langes und 15,5 Meter breites Flugdeck montiert auf dem die Wasserflugzeuge mit Hilfe eines Startwagens starten konnten. Die Landung sollte auf dem Wasser erfolgen und die Aufnahme auf das Schiff mit einem Kran.

In der Zeit vom 2. August 1917 bis zum 11. September 1917 wurden mehrere Tests zur Landung mit Flugzeugen gemacht, die über ein Radfahrwerk verfügten. Dabei konnte am 2. August 1917 Squadron Commander Edwin Dunning mit einer Sopwith Pup die erste Landung auf einem fahrenden Kriegsschiff durchführen. Am 7. August 1917 verunglückte Dunning bei seinem dritten Versuch tödlich.

Vom November 1917 bis März 1918 wurden weitere Umbaumaßnahmen durchgeführt. Dabei wurde auch der hintere Geschützturm entfernt, ein Hanger errichtet und ein 86,4 Meter langes und 21,3 Meter breites Landedeck montiert. Die Anzahl der Flugzeuge konnte somit auf 16 erhöht werden, wobei teilweise bis zu 26 Flugzeuge an Bord mitgeführt wurden.

 

 

HMS Furious nach dem ersten Umbau 1917

 

HMS Furious

 

HMS Furious

 

Sopwith Camel Flugzeuge auf dem Flugdeck der HMS Furious

 

 

 

Einsatz im Krieg:

Nach dem zweiten Umbau nahm das Schiff am 19. Juli 1918 am Angriff auf die deutschen Hallen der Luftschiffe in Tondern mit sieben Flugzeugen teil. Dabei konnten zwei Luftschiffe zerstört werden, jedoch mussten auf dem Rückweg drei Flugzeuge notwassern, drei in Dänemark internieren und eines musste als vermisst gemeldet werden.

 

 

 

Einsatz und Umbau nach dem Krieg:

Nach dem ersten Weltkrieg wurde die HMS Furious in die Ostsee verlegt und blockierte im Jahr 1919 die Stadt Kronstadt während des russischen Bürgerkriegs.

Da bereits in der ersten Erprobungsphase Ende 1917 bis Anfang 1918 abzusehen war, dass die Umbauten nur provisorisch sein konnten, wurde das Schiff ab Juni 1922 erneut umgebaut. Dabei wurde nun ein durchgehendes Flugdeck montiert, wobei sich die Hangers erneut wieder darunter befanden. Der obere Hanger war mit einem Aufzug ausgestattet über den die Jagdflugzeuge auf das vordere Flugdeck gebracht werden konnten. Bei der Bewaffnung wurden die vorhandenen 14-cm Geschütze an anderen Positionen aufgestellt, zudem wurden drei 10,2-cm Flugabwehrgeschütze montiert. Im Gegensatz zu den anderen Flugzeugträgern erhielt die Furious keine Insel in der der Kommandostand unterbracht war. Dafür wurde der Kommandostand rechts und die Schiffsführung links neben dem Flugdeck angebracht. Der versenkbare Navigationsstand befand sich auf dem Flugdeck. Der Umbau war im August 1925 abgeschlossen, anschließend wurde das Schiff wieder in Dienst gestellt.

Der letzte Umbau erfolgte vom November 1938 bis Mai 1939. Dabei erhielt das Schiff eine kleine feste Insel an der Steuerbordseite des Flugdecks und alle 14-cm und 10,2-cm Geschütze wurden demontiert. Im Gegenzug wurden zwölf 10,2-cm Flugabwehrkanonen in Doppeltürmen montiert, die teilweise auf dem vorderen Flugdeck angebracht waren.

 

 

HMS Furious im zweiten Weltkrieg

 

HMS Furious im zweiten Weltkrieg 1941

 

Eine Fairey Barracuda des 831 Squadron bei der Landung auf der HMS Furious

 

 

 

Einsatz im zweiten Weltkrieg:

Den ersten Einsatz während des zweiten Weltkrieges hatte die HMS Furious während der Kämpfe um Norwegen. Dabei sollten britische, französische und polnische Truppen wichtige norwegische Häfen besetzen um die Rohstoff Lieferung an Deutschland zu unterbinden. Als das Schiff am 9. April 1940 in Norwegen eintraf hatte es jedoch noch keine Flugzeuge an Bord, diese flogen erst später von Großbritannien ein. Als die Fairey Swordfish Flugzeuge endlich auf dem Träger waren, griffen diese am 11. April die Einheiten der Wehrmacht in Trondheim an. Am 13. April erfolgte das zweite Gefecht um Narvik, bei dem acht deutsche Zerstörer entweder versenkt wurden oder von ihrer Mannschaft selbst versenkt wurden. Am 21. April wurden noch Flugzeuge nach Norwegen gebracht, danach verließ das Schiff das Gebiet.

Nach der Besetzung Norwegens durch Deutschland verlegt die HMS Furious in das Mittelmeer und Überführte vom September 1940 bis zum 29. Juni 1941 Hawker Hurricane Jagdflugzeuge auf den britischen Luftwaffen Stützpunkt in Malta.

Vom Juli bis September 1941 war die Furious wieder in der Nordsee eingesetzt, wo sie mit ihren Flugzeugen Angriffe auf die norwegische Stadt Petsamo flog, um die dortigen Einrichtungen der deutschen Luftwaffe zu zerstören.

Im September 1941 wurden wieder Hawker Hurricane Jagdflugzeuge nach Malta gebracht, im Anschluss erfolgte bis in den April 1942 eine Umrüstung des Schiffes.

Nachdem das Schiff wieder im Mittelmeer eingesetzt werden konnte, wurden ab August bis  November 1942 Supermarine Spitfire Flugzeuge nach Malta gebracht. Anschließend unterstütze das Schiff die Landung der Alliierten bei Algiers.

Im Jahr 1943 war die HMS Furious wieder an Angriffen auf deutsche Luftwaffen und U-Boot Stützpunkte in Norwegen beteiligt.

Im März 1944 wurde das Schiff in das schottische Loch Eriboll beordert und sollte für den Angriff auf das deutsche Schlachtschiff Tirpitz vorbereitet werden. Hintergrund war die von den Alliierten geplante Landung in Nordfrankreich. Damit die Tirpitz nicht aus dem norwegischen Liegeplatz ausläuft und die Landungsschiffe angreift, wurde von Winston Churchill die Order zur Versenkung des Schiffes ausgegeben. Vom 3. April bis Juni 1944 flogen die Flugzeuge der Furious insgesamt vier Angriffe auf das Schiff, wobei keiner der Angriffe es versenken konnte.

Am 15. September 1944 wurde das Schiff aufgrund des hohen Verschleißes der Reserveflotte zugeteilt und wurde nicht mehr im Krieg eingesetzt.

 

 

 

Verbleib:

Nach dem zweiten Weltkrieg diente die HMS Furious als Erprobungs- und Zielschiff für Angriffe mit Flugbomben im schottischen Loch Striven.

Ab 1948 wurde das Schiff zunächst in Dalmuir, ab 1954 in Troon verschrottet.

 

 

 

Schiffsdaten:

Name:  

HMS Furious

Land:  

Großbritannien

Schiffstyp:  

Flugzeugträger

Klasse:  

Einzelschiff

Bauwerft:  

Armstrong Whitworth, Elswick

Baukosten:  

unbekannt

Stapellauf:  

15. August 1916

Indienststellung:  

26. Juli 1917

Verbleib:  

von 1948 bis 1954 zunächst in Dalmuir dann in Troon verschrottet

Länge:  

239,8 Meter

Breite:  

26,8 Meter

Tiefgang:  

7,3 Meter

Verdrängung:  

Max. 23.256 Tonnen

Besatzung:  

880 Mann

Antrieb:  

18 Yarrow-Kessel
mit Ölfeuerung

4 Brown-Curtis-Getriebeturbinen

Leistung:  

90.000 PS (66.195 kW)

Höchstgeschwindigkeit:  

32 kn

 

Bewaffnung:

 

2 x 45,7-cm L/40 Geschütze

11 x 14-cm L/50 Geschütze

4 x 7,6-cm Flugabwehr Geschütze

2 x 533-mm Torpedorohre Unterwasser

4 x 533-mm Torpedorohre Überwasser

Panzerung:  

Flugdeck 25 mm

 

 

 

 

 

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