Das Großlinienschiff SMS Kronprinz gehörte zur Königs-Klasse, die zu den modernsten Schiffen der kaiserlichen Marine gehörten und erst kurz vor dem ersten Weltkrieg in Dienst gestellt wurden. Wie jedoch auch die meisten anderen modernen Schiffe, teilte auch die Kronprinz das Schicksal der Selbstversenkung in Scapa Flow.
Stapellauf und Bauform:
Die Schiffe der Königs-Klasse gingen aus den Erfahrungen der Kaiser-Klasse hervor. Die größte Änderung gab es in der Anordnung der schweren Geschütze, die erstmal in der Schiffsmittellinie aufgestellt wurden. Bereits im April 1910 wurde vom Allgemeinen Marine-Departement ein derartiges Konzept vorgelegt um die Bauweise der üblichen Flügeltürme abzulegen. Zwar lehnte der Staatssekretär im Reichsmarineamt Admiral Tirpitz diesen Entwurf zunächst ab, genehmigte ihn später trotzdem. Ein Wechsel auf ein größeres Kaliber der schweren Geschütze von 30,5-cm auf 38-cm unterblieb jedoch, da dies zu deutlich höheren Kosten geführt hätte.
Durch die Umverteilung der schweren Geschütze konnte weiter die Fläche reduziert werden die gepanzert werden musste. Diese Einsparung des Gewichtes nutzen die Entwickler um die Dicke der Panzerung zu erhöhen.
Der Stapellauf der SMS Kronprinz erfolgte am 21. Februar 1914, die Indienststellung am 8. November 1914.
Einsatz im Krieg:
Als das Schiff in Dienst gestellt wurde, befand sich Europa bereits im Kriegszustand. Auf die sonst üblichen Erprobungsfahrten wurde bei der Kronprinz ebenso wie beim Schwesterschiff SMS König verzichtet sondern das Schiff bereits am 12. August dem III. Geschwader zugeteilt.
Vom 31. Mai auf den 1. Juni 1916 beteiligte sich die Kronprinz an der Skagerrakschlacht, blieb dabei jedoch unbeschädigt. Anschließend erfolgte am 5. November eine Beteiligung an einem Vorstoß bis Hornsriff, wo das Schiff von den britischen U-Boot J1 einen Torpedotreffer abbekam. Durch den Schaden lag das Schiff bis zum 4. Dezember 1916 in Kiel in der Werft zur Reparatur.
Bei einer Verbandsübungen in der Nähe von Helgoland am 5. März 1917 wurde die Kronprinz von ihrem Schwesterschiff Großer Kurfürst in Höhe des zweiten 30,5-cm Doppelturmes gerammt und stark beschädigt. Die anschließende Reparatur dauerte bis zum 14. Mai 1917.
Im Oktober 1917 beteiligte sich die Kronprinz an dem Unternehmen Albion zur Besetzung der baltischen Inseln, dabei beschoss das Schiff unter anderem die russischen Stellungen in Kap Ninnast. Im Moon-Sund kam es zwischen den russischen Linienschiffen Slawa und Graschdanin, dem russischen Panzerkreuzer Bajan und den deutschen Schiffen SMS Kronprinz und SMS König zu einem kurzen Gefecht, wobei die Kronprinz die Graschdanin und die Bajan beschädigen konnte.
Durch leichte Grundberührungen am 18. Oktober und 26. Oktober 1917 musste das Schiff zunächst in Kiel, anschließend in Wilhelmshaven bis zum 8. Januar 1918 zur Reparatur.
Am 15. Juni 1918 wurde das Schiff aufgrund des 30-jährigen Thronjubiläums Kaiser Wilhelms II. in Kronprinz Wilhelm umbenannt.
Am 23. April 1918 erfolgte der letzte Vorstoß des Schiffes auf Höhe der nördliche Breite von Utsire in Norwegen.
Verbleib:
Mit den Bedingungen des Waffenstillstandes gehörte die SMS Kronprinz zu den Schiffen, die an die Siegermächte ausgeliefert und in Scapa Flow Interniert werden sollten.
Als zum Ende der Verhandlungen von Versailles abzusehen war, dass die Schiffe nicht mehr an Deutschland zurück gegeben werden, erteilte Konteradmiral Ludwig von Reuter an die noch auf den Schiffen verbliebende Besatzungsmitglieder am 21. Juni 1919 den Befehl zur Selbstversenkung.
Das Wrack der SMS Kronprinz konnte, im Gegensatz zu den meisten anderen Wracks, nicht geborgen werden. Es gelang einer Firma nur Teile des Hecks abzusprengen und zu heben, der Rest des Schiffes liegt heute noch in Rund 35 Metern Tiefe und ist unter Sporttauchern ein beliebtes Ziel.
Kommandanten:
November 1914 bis August 1915 | Kapitän zur See Gottfried Freiherr von Dalwigk zu Lichtenfels |
August 1915 bis November 1916 | Kapitän zur See Constanz Feldt |
November 1916 bis August 1918 | Kapitän zur See Bernhard Rösing |
August bis Dezember 1918 | Kapitän zur See Otto Seidensticker |
Dezember 1918 bis Juni 1919 | Kapitänleutnant Hans Becker |
Schiffsdaten:
Name: |
SMS Kronprinz
Ab 15. Juni 1918 SMS Kronprinz Wilhelm |
Land: |
Deutsches Reich |
Schiffstyp: |
Großlinienschiff |
Klasse: |
König-Klasse |
Bauwerft: |
Germaniawerft in Kiel |
Baukosten: |
45.000.000 Mark |
Stapellauf: |
21. Februar 1914 |
Indienststellung: |
8. November 1914 |
Verbleib: |
Am 21. Juni 1919 in Scapa Flow selbst versenkt |
Länge: |
175,4 Meter |
Breite: |
29,5 Meter |
Tiefgang: |
Max. 9,19 Meter |
Verdrängung: |
Max. 28.600 Tonnen |
Besatzung: |
1136 Mann |
Antrieb: |
15 kohle-/ölgefeuerte Dampfkessel |
Leistung: |
43.300 PS (31.847 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
23 kn (43 km/h) |
Bewaffnung: |
10 × 30,5 cm L/50 Schnellfeuergeschütz 14 × 15 cm L/45 Schnellfeuergeschütz 6 × 8,8 cm L/45 Schnellfeuergeschütz (bis 1915) 4 × 8,8 cm L/45 Flugabwehr Kanonen (ab 1915 nur 2) 5 × Torpedorohr ø 50 cm
|
Panzerung: |
Gürtel: 350 mm |
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