Hilfskreuzer SMS Möve

Die SMS Möve war ursprünglich ein Frachter, der zu Beginn des ersten Weltkrieges von der kaiserlichen Marine als Hilfskreuzer für den Kreuzerkrieg eingesetzt wurde und mit 39 aufgebrachten Handelsschiffen eines der erfolgreichsten Hilfsschiffe des Krieges wurde.

 

Stapellauf und Bauform:

Die SMS Möve lief zunächst unter dem Namen Pungo am 9. Mai 1914 vom Stapel und wurde als Bananenfrachter zwischen der deutschen Kolonie Kamerun und dem Heimatland eingesetzt. Auftraggeber war die Afrikanische Frucht-Compagnie, wobei das Schiff unter F. Laeisz aus Hamburg bereedert wurde.

 

SMS Möve

 

 

 

Einsatz im Krieg:

Zu Beginn des ersten Weltkrieges wurden nur große Passagierschiffe als Hilfskreuzer eingesetzt. Diese waren jedoch wenig effektiv und wurden bereits früh von den Alliierten aufgebracht, versenkt oder mussten wegen fehlendem Nachschub in neutralen Häfen internieren.

Erst als im Frühjahr 1915 der Frachter SMS Meteor für den Kreuzer und Minenkrieg umgerüstet wurde, konnten größere Erfolge erzielt werden. Die Marineleitung entschied sich daher, einen weiteren Dampfer anstatt eines Passagierschiffes zu verwenden. Der künftige Kommandant des Schiffes Korvettenkapitän Burggraf und Graf Nikolaus zu Dohna-Schlodien hatte bei der Auswahl des Schiffes von der Leitung freie Hand bekommen. Nach einiger Zeit fand zu Dohna mit der Pungo das perfekte Schiff für sein Vorhaben. Dieses lag zu der Zeit in Bremen und konnte wegen des Krieges nicht auslaufen.

Das Schiff wurde anschließend von der kaiserlichen Marine eingezogen und mit der Umrüstung begonnen. Dabei wurden vier 15cm Schnellfeuergeschütze, ein 10,5cm Schnellfeuergeschütz, zwei (später vier) 50-cm-Torpedorohre sowie 500 Seeminen eingebaut und das Schiff in SMS Möve umbenannt.

Am 29. Dezember 1915 waren die Umbaumaßnahmen abgeschlossen und das Schiff konnte Wilhelmshaven verlassen. Der erste Einsatz erfolgte im nördlichen Schottland bei Kap Wrath, wo mehrere Minensperren gelegt wurden. Am 6. Januar 1916 fuhr das britische Einheitslinienschiff HMS King Edward VII auf eine der Minen und sank.

Mitte Januar begann für das Schiff der Kreuzerkrieg im Atlantik. Bis Anfang März gelang es dem Schiff 14 feindliche Dampfer sowie 1 Segelschiff aufzubringen.

In der Zeit vom 6. März bis zum 6. Mai 1916 wurde das Schiff in der Kaiserlichen Werft in Wilhelmshaven repariert und aus Gründen der Tarnung in Vineta umbenannt. Vom 12. Juni bis zum 29. Juli 1916 operierte die Vineta in der Ostsee, wo der britische Dampfer Eskimo östlich von Dänemark aufgebracht werden konnte. Die restliche Zeit konnten keine feindlichen Schiffe aufgebracht werden, auch nicht bei einer letzten Fahrt vom 20. bis 23. August 1916.

Ab dem 22. November 1916 wurde die Möve wieder für den Kreuzerkrieg im Atlantik eingesetzt. Vor der brasilianischen und südafrikanischen Küste konnten 21 Dampfer sowie 3 Segelschiffe aufgebracht werden bis das Schiff am 10. März 1917 auf den bewaffneten britischen Dampfer Otaki traf, der den deutschen Hilfskreuzer mit seiner 10,2cm Kanone beschoss. Nach einem kurzen Gefecht, wurde die Otaki versenkt, die Möve hatte 5 Tote zu verzeichnen.

Am 14. März 1917 kam es zu einem erneuten Gefecht mit einem bewaffneten britischen Dampfer. Die Governor beschoss die Möve während der Flucht mit ihrem Heckgeschütz, konnte aber dennoch aufgebracht werden und die Mannschaft gefangen genommen werden. Da sich zu diesem Zeitpunkt bereits rund 800 Gefangene an Bord befanden, entschied sich Korvettenkapitän zu Dohna nach Kiel zurück zu kehren, wo das Schiff am 22. März 1917 einlief.

Bis zum Kriegsende wurde das Schiff anschließend als Sperrbrecherin der Ostsee eingesetzt.

 

Korvettenkapitän Burggraf und Graf Nikolaus zu Dohna-Schlodien

 

Besatzungsmitglieder von SMS Möve im März 1916

 

Hilfskreuzer SMS Möve. Feldpostkarte 1916 von Georg Cording

 

 

 

Verbleib:

Nach dem Krieg musste die Möve an Großbritannien ausgeliefert werden. Dort wurde das Schiff in Greenbrier umbenannt und von einer Londoner Reederei betrieben.

1923 erfolgte der Verkauf an die Deutsche Seeverkehrs-A.G. Midgard in Nordenham und Umbenennung in Oldenburg.

Während des zweiten Weltkrieges wurde die Oldenburg von der Kriegsmarine eingezogen und in Norwegen eingesetzt. Dort wurde das Schiff am 7. April 1945 bei einem Luftangriff im Sognefjord bei Vadheim versenkt.

 

Transportschiff Oldenburg in Gdingen (1939) beim Entladen einer Artillerieeinheit

 

 

 

Kommandanten:

November 1915 bis März 1917 Korvettenkapitän zu Dohna-Schlodien
März bis Dezember 1917 Kapitänleutnant Wolf
Januar bis November 1918 Kapitänleutnant Julius Lauterbach

 

 

 

Schiffsdaten:

Name:  

SMS Möve

Land:  

Deutsches Reich

Schiffstyp:  

Frachtschiff
Ab 1. November 1915 Hilfskreuzer

Klasse:  

Frachtschiff

Bauwerft:  

Joh. C. Tecklenborg, Geestemünde

Baukosten:  

unbekannt

Stapellauf:  

9. Mai 1914

Indienststellung:  

1. November 1915

Verbleib:  

Am 7. April 1945 bei Vadheim versenkt

Länge:  

123,7 Meter

Breite:  

14,4 Meter

Tiefgang:  

Max. 7,2 Meter

Verdrängung:  

Max. 9.800 Tonnen

Besatzung:  

235 Mann

Antrieb:  

5 Dampfkessel

1 x 3-Zylinder-Verbunddampfmaschine

 

Leistung:  

3.200 PSi

Höchstgeschwindigkeit:  

13,3 kn

Bewaffnung:  

4 × 15 cm Schnellfeuergeschütz

1 × 10,5 cm Schnellfeuergeschütz

2 Torpedorohre 50 cm, ab 1916 4 Torpedorohre

500 Minen

 

Panzerung:  

keine

 

 

 

 

 

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