Ritter

Ritter zählen neben Burgen und Schlössern zu den bekanntesten Merkmalen des Mittelalters in Europa.

Die Bedeutung Ritter bezieht sich im Grunde auf die berittenen, schwer gepanzerten Reiter, die im Mittelalter als Eliteeinheiten eingesetzt wurden.
Diese Ritter waren in der Regel bereits angesehene Personen des Adelsgeschlechts, alleine schon um sich die Ausrüstung leisten zu können, war eine gewisse finanzielle Stellung nötig.
Für ihre Treue und Einsatz gegenüber ihrem König wurden im Gegenzug Ritter mit Land und Bauern belohnt.

 

Die Entstehung:

Gepanzerte Reiter gab es bereits lange vor dem Mittelalter. Bereits die Partherer und Sarmaten setzten solche Einheiten ein. Diese waren in Schlachten so erfolgreich, dass die Römer in der Spätantike ebenfalls Einheiten aus Kataphrakten (in Eisen gehüllte) einsetzten.

Weiter wurden sie bei den Ostgoten, Alanen, Franken und Alamannen eingesetzt, teils eigenständig, teils aber auch nur als Unterstützung der Fußsoldaten.

Die Anfänge der im Mittelalter bekannten Ritter geht auf die Invasion der Mauren auf der spanischen Halbinsel zurück, die zwar in der Abwehrschlacht bei den Pyrenäen durch das gepanzerte Fußvolk zurückgeschlagen werden konnten, jedoch zeigte sich, dass die berittenen arabischen Angreifer wesentlich schneller und beweglicher waren. So entschied sich der fränkische Hausmeister Karl Martell eine neue Truppengattung aufzubauen: die fränkischen Panzerreiter. Aus diesen sollten später, die uns bekannten, mittelalterlichen Ritter entstehen.
Eine nicht unwesentliche technische Entwicklung war zudem nicht unbeteiligt an dem Aufbau der Panzerreiter. Durch die Erfindung des Steigbügels konnte eine gewisse Standfestigkeit des Reiters hergestellt werden, was beim Angriff mit der Lanze oder dem Schwert überlebenswichtig war.

Die erste Bewährungsprobe für die Ritter kam mit den Überfällen der Wikinger im 9. Jahrhundert auf. Diese landeten an den Küstenabschnitten im gesamten Europa, richteten dort ihre Basis und überfielen die umliegenden Ortschaften. Durch die Schnelligkeit der Ritter konnten diese kleinen Invasionen schnell und effektiv bekämpft werden, zumal oft der Überraschungseffekt auf Seiten der Ritter stand.

Ende des 9. Jahrhundert stellten ungarische Reiterkrieger, die Angriffe auf Mittel und Westeuropa durchführten, eine weitere Bewährungsprobe für die neue Truppengattung der Ritter da. Das im ostfränkischem Reich eingesetzte Volksheer hatte den mit Bögen ausgestatteten Reitern nicht viel entgegen zu setzen, so dass neben dem Bau von großen Landesburgen zur Verteidigung, auch gepanzerte Reiter aufgestellt wurden. Im Jahre 955 kam es dann bei Werra, Unstrut und auf dem Lechfeld zu Gefechten aus denen die ostfränkischen Truppen als Sieger hervorgingen und die ungarischen Reiter vertrieben werden konnten.

Auch bei der Rückeroberung der spanischen Halbinsel fiel den gepanzerten Reitern eine wichtige, wenn nicht sogar entscheide Rolle zu.

 

Ausbildung zum Ritter:

Die Ausbildung zum Ritter konnte hauptsächlich nur unter Adelsfamilien oder denen, die genug Ansehen und finanzielle Mittel verfügten, geschehen.

So wurde der Anwärter mit 7 Jahre in die Obhut einer anderen Adelsfamilie gegeben um dort als Page in die Lehre zu gehen.
Mit 14 wurde der Anwärter dann als Knappe einem Ritter zugeteilt. So wurde der Anwärter nicht nur durch einen Zuchtmeister in den Bereichen:
- Schwert- und Lanzenkampf
- Jagen, Reiten, Schwimmen, Tauschen
- Fechten, Armbrust schießen
ausgebildet, der Knappe unterstützte zudem seinen Ritter in der Materialpflege sowie beim An- und Ablegen der Rüstung.

Mit 21 konnte der Knappe dann selbst zum Ritter ernannt werden, dies wurde durch den "Ritterschlag" offiziell bekundet.

 

Ausrüstung und Bewaffnung:

Zur Hauptbewaffnung eines Ritter gehörte die Lanze. Diese Waffe war dazu geeignet, im vollem Galopp eine immens Kraft beim Auftreffen auf ein Ziel zu entfalten und so großen Schaden anzurichten. Diese Kraft konnte mit der Einführung des Steigbügels um ein vielfaches gesteigert werden, da so die Lanze unter den Arm des Reiters geklemmt werden konnte um die Kraft des Pferdes besser in den Aufprall der Lanze fließen zu lassen. Ebenso konnten nun die Lanzen länger und schwerer hergestellt werden.

 

 

Die zweite Hauptwaffe der Ritter war sein Schwert. Wurden zu Beginn noch Spatha Schwerter benutzt, ging man später über karolingische bis zum Ritterschwert über.
Weitere Waffen die eingesetzt wurden waren unter anderem der Morgenstern, die Streitaxt, der Kriegshammer oder der Streitkolben.

Die Schilde der Ritter passten sich im Laufe der Zeit immer mehr der Körperpanzerung des Reiters an. So wurden zum Beginn hin noch Rundschilde benutzt, als erkannbar wurde, dass die Beine des Reiters damit jedoch recht ungeschützt waren, ging man zu den recht großen und schweren Normannenschilden über. Als sich die Beinpanzerung durch Beinschienen erhöhte, wurden die Schilde zur Gewichtsreduzierung wieder kleiner und es wurden immer mehr Dreieckschilde eingesetzt. Diese waren den Normannenschildern sehr ähnlich, nur kleiner und leichter, da der Reiter durch die Mehrpanzerung schon genug Gewicht mit sich mit trug. Um sich auf dem Schlachtfeld noch unterscheiden zu können, wurden mit den Dreieckschilden auch die Wappen eingeführt, die auf den Schilden gemalt wurden. So hatten die Dreieckschilde auch den Beinamen "Wappenschilde".
Mit der Zunahme der Vollpanzerung der Reiter wurden zum Ende der Ritter hin fast ausschließlich runde Buckler (Faustschilde) eingesetzt.

 

 

Auch die Panzerung der Körpers änderte sich mit der Zeit. Für den Kopf waren zu Beginn noch Topfhelme weit verbreitet. Diese wurden nach und nach durch Spangenhelme, dann karolingische Kammhelme, Bandhelme und schließlich durch Nasalhelme ersetzt.

 

 

Wie der Kopf wurde auch der Oberkörper durch verschiedene Rüstungen, die sich im Laufe der Zeit änderten, gegen Angriffe geschützt. Trugen die Reiter zu Beginn karolingische Schuppenpanzer, wurde dies durch die späteren  Kettenhemden ersetzt. Durch das Aufkommen von Fernwaffen mit einer erheblichen Durchschlagskraft wie z.B. der Armbrust oder des Langbogens, musste die Panzerung den Bedingungen angepasst werden. Dies führte dazu, dass über dem Kettenhemd Brustpanzer, Arm- und Beinschienen getragen wurden bis mit Einführung der Plattenpanzer der Körper fast vollständig gepanzert war. Diese schweren Rüstungen wurden bis ins 17. Jahrhundert verwendet.

 

 

 

Das Ende der Ritter als militärische Gattung:

Zum Untergang der Ritter als militärische Truppengattung führten hauptsächlich 2 miteinander verbundene Entwicklungen der Fusstruppen / Infanterie.
Diese konnten durch die Entwicklung neuer Waffen, unter anderem Waffen mit Schießpulver, Spießen und Hellebarden, den gepanzerten Reitern deutlich effektiver entgegentreten. Zudem waren die Infanterie im Laufe der Zeit immer besser organisiert und diszipliniert, was neben dem günstigeren Kostenfaktor ein entscheidener Vorteil war. Die Entwicklung der Ritter hingegen konnte den neuen Waffen und Taktiken nichts mehr entgegen bringen, sodass die Verluste in Schlachten Anfang und Mitte des 14. Jahrhunderts derart gravierend waren,  dass die gepanzerten Reiter mehr und mehr ersetzt wurden. Zwar wurde die Panzerung nochmals verstärkt und auch das Pferd bekam nun eine Panzerung, doch ausser als Söldner konnten die Ritter bis ins 16. Jahrhundert ihren Untergang nicht mehr abwenden.

 

 

 

 

Passende Literatur zum Thema findet Ihr hier:

 

Die Ritter

 Die Ritter Gebundene Ausgabe – 13. März 2013


Die Ritter Gebundene Ausgabe – 13. März 2013

"Du nennst dich Ritter, was ist das?" Dieser Band beantwortet die verwunderte Frage des Parzival, der zum ersten Mal einen Mann in schimmernder Rüstung sieht. Die Autoren schöpfen aus dem wirklichen Leben: Der Leser zieht mit dem Heer Barbarossas in die Schlacht, lernt die Burgen des Cuno I. von Münzenberg kennen und kämpft mit Götz von Berlichingen vergeblich gegen den Niedergang des Rittertums im 15. und 16. Jahrhundert.
Brillante Texte und großformatige Abbildungen lassen den Leser ins Thema eintauchen. Er trifft immer wieder auf Parzival und viele weitere historische Ritterfiguren. So entsteht ein lebendiges und profundes Bild nicht nur des Ritterlebens zwischen höfischer Etikette und Heldentaten im Krieg, sondern auch der Welt, in der sie lebten und kämpften.

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Die Ritter

 Die Ritter Gebundene Ausgabe – 1. April 2011


Die Ritter Gebundene Ausgabe – 1. April 2011

Das weitaus populärste Relikt aus dem Mittelalter ist und bleibt der Ritter. Jeder Junge wollte mal Ritter werden und hat dann Ritter gespielt, jedes Mädchen hat sich gefragt, ob Ritterin zu sein nicht attraktiver wäre als Burgfräulein. Aber hat es die Ritter wirklich gegeben? War das Mittelalter so, wie wir es in Kindertagen träumten? Ritter zu werden, Ritter zu sein, das war immer, auch im hohen und späten Mittelalter, eine schöne Phantasie, ein Spiel. Gespielt haben es zuerst adelige Krieger, die es sich leisten konnten und die aus diesem Spiel die Demonstration ihres Anspruchs auf Selbstbestimmung, Macht und gesellschaftlichen Rang entwickelten: Pferde, Waffen, Burgen und all das als Statussymbole einer aufstrebenden Männergruppe. Das Spiel behielt seine unschönen Seiten in der rauhen Wirklichkeit, aber es entwickelte auch eine verfeinerte Kultur: Freiheit, Großzügigkeit, Vornehmheit, Maß und Eleganz kamen durch sie in Mode. Diesen phantastischen, fiktiven und manchmal ideologischen Charakter des mittelalterlichen Rittertums stellt Karl-Heinz Göttert in seiner farbenreichen und unterhaltsamen Gesamtdarstellung erstmals gebührend in den Fokus des historischen Blicks.

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Ritter und Rüstungen

 Ritter und Rüstungen Gebundene Ausgabe – 1. Oktober 2014


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Die Zeit zwischen 1300 und 1500 war in Europa von beinahe ständigem Kriegstreiben beherrscht. Aus den Folgen dieser Kriege bildete sich das Fundament eines Großteils der modernen europäischen Staaten; nationale Heere wurden gegründet, die die Unabhängigkeit der jüngst eroberten Territorien zu verteidigen hatten, jedoch noch nach feudalem Vorbild gebildet wurden. In diesem Buch werden Aufbau, Waffen und Ausrüstung der Heere, die im mittelalterlichen Europa kämpften, ausführlich erläutert – vom Hundertjährigen Krieg über die Spanische Inquisition bis zu den Französischen Feldzügen in Italien.

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Ritter und Söldner im Mittelalter: Kleidung, Rüstung und Bewaffnung

 Ritter und Söldner im Mittelalter: Kleidung, Rüstung und Bewaffnung Broschiert – Mai 2007


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Ritter-Rüstungen. Der eiserne Gast - ein mittelalterliches Phänomen

 Ritter-Rüstungen. Der eiserne Gast - ein mittelalterliches Phänomen Gebundene Ausgabe – 2003


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