Schlachtschiff Bouvet

Das Schlachtschiff Bouvet was das letzte Schiff einer Reihe der ersten in Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts gebauten Schlachtschiffe, die eine Reaktion auf die Vergrößerung der Royal Navy und der deutschen Marine darstellte.

 

Stapellauf und Bauform:

Nach dem verlorenen Deutsch-Französischen Krieg 1870 bis 1871 begann Frankreich damit, seine Armee neu Aufzubauen und zu Strukturieren. Bereits kurze Zeit nach dem Krieg begann die Planung für das Heer, erst einige Jahre später begannen auch die Planungen die französische Marine zu Modernisieren und neue Schiffe bauen zu lassen.

Bei diesem Vorgang entstanden auch die Pläne für mehrere frühe Schlachtschiffe. Bis zu dieser Zeit hatte Frankreich noch keine Erfahrungen im Bau solcher Schiffe, die technische Entwicklung in Großbritannien und dem Deutschen Reich zwangen das Marineministerium jedoch dazu, ebenfalls derartige Schiffe bauen zu lassen.

Ausgehend von den Erfahrungen der Marceau-Klasse begann 1884 der Bau der beiden Schlachtschiffe Brennus und Charles Martel. Diese wurden jedoch von Admiral Théophile Aube abgebrochen, da die technische Entwicklung bereits viele Neuerungen brachte, die in die neuen Schiffe eingebracht werden sollten. Hierfür wurden die Konstruktionspläne neu überarbeitet und angepasst.

1888 begann der Bau der Brennus, welches als das erste in Frankreich gebaute Schlachtschiff galt.

Als in Großbritannien 1889 der Naval Defense Act erlassen wurde und 8 Schlachtschiffe zum Bau freigegeben wurden, sah sich das französische Marineministerium gezwungen, 1890 das Statut Naval zu erlassen, was den Bau von 24 Schlachtschiffen und weiteren kleineren Kriegsschiffen zur Folge hatte. Die erste Phase des Programmes beinhaltete den Bau von 4 Schlachtschiffen auf der Grundlage der Pläne der Brennus. Am 24. Dezember 1889 wurden vom Ministerium die Grundanforderungen von gestellt. Somit sollte die Verdrängung rund 14.000 Tonnen betragen, die Hauptgeschütze sollten ein Kaliber von 340 mm haben und die Panzerung bis zu 450 mm betragen. 5 Marinearchitekten reichten daraufhin ihre Entwürfe für die neuen Schiffe ein, wobei die Kommission sich auch für den zweiten Entwurf von Charles Ernest Huin entschied. Dieser hatte bereits das Schlachtschiff Charles Martel entworfen und die Konstruktion eingereicht, welche auch schon von der Kommission angenommen wurde. doch bereits kurz nach dem Einreichen der Charles Martel, bat das französische Marineministerium um eine verbesserte Version eines solchen Schiffes. Zwar waren zu dem Zeitpunkt lediglich 4 Schlachtschiff eingeplant, der nachgereichte Entwurf der Bouvet wurde dennoch als 5. Schlachtschiff angenommen.

Bei dem Entwurf der Bouvet orientierte sich Charles Ernest Huin an der Konstruktion der Charles Martel, lies jedoch die Wünsche des Ministeriums mit einfließen was dazu führte, dass das Schiff insgesamt etwas größer war, mehr Verdrängung hatte und die Mittelartillerie einen größeren Kaliber erhielt. Wie bei den anderen Schlachtschiffen auch, hatte die Bouvet lediglich zwei Einzeltürme in denen die Hauptgeschütze mit einem Kaliber von 305 mm jeweils einer vorne und einer hinten am Schiff untergebracht waren. Die beiden 274 mm Geschütze wurden jeweils in einem Turm an den Seiten des Schiffes untergebracht. Weiter wurden noch 8 x 138 mm, 8 x 100 mm, 12 x 47 mm und 8 x 37 mm Geschütze eingebaut. Insgesamt erwies sich die Bewaffnung im Vergleich zu anderen Kriegsschiffen der Zeit jedoch als zu schwach. Bereits vor dem Baubeginn der Bouvet experimentierte das Marineministerium mit einem neuartigem Feuerleitsystem, welches mehrere Geschütze mit einander verband und so ein konzentriertes Feuer abgeben konnte. Die Bouvet wurde als erste französisches Schlachtschiff mit diesem System ausgestattet. Der zentrale Kommandoposten wurde hierfür unter dem Verbindungsturm unter dem Panzerdeck eingerichtet. Mit diesem System konnten die Hauptgeschütze oder die mittlere Artillerie zusammengeschaltet werden oder Gruppen die kleineren Kaliber.

Als Antrieb dienten 3 vertikale Dreizylinder Dreifach Expansionsmaschinen, die jeweils eine Schraube antrieben und die Bouvet damit erst das zweite französische Schlachtschiff mit so einem Antrieb war. Die dafür benötigte Leistung wurde von 32 Wasserrohrkesseln erbracht, die in 4 Kesselräumen untergebracht waren. Die angestrebte Leistung sollte 14.000 PS betragen und die Höchstgeschwindigkeit 18 Knoten. Die Länge des Schiffes betrug 122,4 Metern, die Breite 24,4 Meter, der Tiefgang 8 Meter und es hatte eine maximale Verdrängung von 12.200 Tonnen.

Die Panzerung bestand aus Nickel-Stahl der am Gürtel bis zu 400 mm dick war und besonders die Munitionsräume und die Kesselräume schützen sollte. Die beiden Hauptgeschütztürme waren mit einer 370 mm dicken Panzerung geschützt, die anderen Türmen mit bis zu 100 mm.

Der Stapellauf der Bouvet erfolgte dann am 27. April 1896, die Indienststellung im Juni 1898.

 

 

Schlachtschiff Bouvet

 

Schlachtschiff Bouvet

 

Schlachtschiff Bouvet

 

 

 

Werdegang der Bouvet:

Nach der Indienststellung und den Erprobungsfahrten wurde die Bouvet dem Mittelmeer Geschwader zugeteilt, wo zu diesem Zeitpunkt alle neuen und modernen Kriegsschiffe der französischen Marine eingesetzt wurden.

In den folgenden Jahren erfolgten mehrere Übungen und Manöver auch zusammen mit der Atlantik Flotte. Zudem wurden mehrere Rundreisen zu den verschiedenen Häfen im Mittelmeerraum durchgeführt.

Im Jahr 1902 wurde die Bouvet zusammen mit dem Schlachtschiff Jauréguiberry und dem neuen Schlachtschiff Iéna dem 2. Schlachtgeschwader im Mittelmeer zugeteilt. Mit diesem wurden erneut einige Manöver durchgeführt, wobei es am 31. Januar 1903 zu einem Unfall kam, als die Bouvet bei Schießübungen zu weit von ihrer Position abkam und versehentlich durch das Schlachtschiff Gaulois getroffen wurde, dabei kam es zu geringen Beschädigungen.

Bis in das Jahr 1906 wurden erneut jährlich Manöver und Rundreisen durchgeführt, bis am 10. April 1906 der Vesuvs in Italien ausbrach und die französischen Kriegsschiffe Hilfe leisteten indem Nahrung angeliefert wurde und Verletzte auf den Schiffen behandelt wurden.

Nach der Umstrukturierung des Mittelmeer Geschwaders wurde die Bouvet im Juli 1908 zusammen mit der Jauréguiberry und Suffren dem 3. Schlacht Geschwader zugeteilt.

Nachdem im Januar 1909 die neuen Schlachtschiffe der République und Liberté Klasse im Mittelmeer eingetroffen waren, wurden die Geschwader erneut umstrukturiert. Die Bouvet wurde zunächst in die Reserve gestellt und erst 1911 wieder reaktiviert um wieder im 2. Schlacht Geschwader eingesetzt zu werden.

Am 16. Oktober 1912 erfolgte dann die Verlegung in das 3. Geschwader um als Ausbildungsschiff zu dienen. Diese Aufgabe wurde bis zum ersten Weltkrieg durchgeführt.

 

 

 

Einsatz im Krieg:

Nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges wurden die französischen Schlachtschiffe im Mittelmeer überwiegend dazu genutzt, die Truppentransporte zwischen Nordafrika und Frankreich zu sichern, diese Aufgabe entfiel auch auf die Bouvet.

Ende August 1914 war diese Aufgabe beendet und die Bouvet überwachte bis zum November den Handelsverkehr zwischen Tunis und Italien, damit keine Schmuggelware in das Deutsche Reich gelangen konnte.

Nach einem kurzen Einsatz im Suez-Kanal zur Entlastung der dortigen britischen Kriegsschiffe, wurde die Bouvet am 20. Dezember 1914 zu den Dardanellen beordert, wo die Alliierten in den nächsten Monaten damit begannen, eine große Flotte für die Invasion der osmanischen Stellungen zusammen zu ziehen. Bereits Mitte Februar bestand diese Flotte aus 4 französischen und 12 britischen Schlachtschiffen. Die Angriffe begannen am 19. Februar als die Bouvet zusammen mit dem französischem Schlachtschiff Suffren und den britischen Schiffen Albion, Triumph und Cornwallis osmanischen Küstenbefestigungen an der Meerenge beschossen. Dieser Angriff wurde am 25. Februar erneut durchgeführt, diesmal erfolgreicher, sodass die osmanischen Stellungen zerstört werden konnten.

Ab dem 1. März 1915 wurden diese Angriffe im Golf von Saros wiederholt und dort ebenfalls osmanische Stellungen zerstört. Am 18. März wurden die inneren Befestigungen der osmanischen Armee angegriffen, die die engste Stelle der Meerenge schützten. Zunächst wurden die Stellungen durch britische Schlachtschiffe aus größerer Entfernung beschossen. Anschließend stießen die französischen Schiffe vor um weitere Befestigungen aus der Nähe zu beschießen. Die asiatische Seite der Meerenge sollten dabei von der Bouvet und der Suffren beschossen werden. Im Gegensatz zu den ersten Vermutungen waren die osmanischen Stellungen jedoch nicht von den britischen Schlachtschiffen zerstört worden, sondern noch funktionsfähig. Diese beschossen daraufhin die einlaufenden französischen Schiffe. Bereits am frühen Nachmittag hatte die Bouvet mehrere Treffer erhalten, 2 Geschütze waren ausgefallen und auf der Brücke war ein Feuer ausgebrochen. Zu dieser Zeit erhielten die beiden französischen Schiffe auch den Befehl sich zurück zu ziehen und die britischen Schiffe sollten die Befestigungen weiter bekämpfen.

 

 

Das Schlachtschiff Bouvet 1915 vor den Dardanellen

 

 

 

Verbleib:

Nach dem Erhalt des Befehls zum Rückzug, begann die Bouvet mit der Fahrt nach Süden, als eine Explosion das Schiff erschütterte und eine starke Rauchwolke das Schiff einhüllte.

Die eskortierenden britischen Zerstörer eilten umgehend zu dem Schiff um Überlebende aufzunehmen, doch die Bouvet sank innerhalb von 2 Minuten, sodass schließlich nur noch 75 Besatzungsmitglieder gerettet werden konnten, 643 kamen dabei ums Leben.

In späteren Untersuchungen stellte sich heraus, dass das Schiff auf eine Seemine gefahren war und vermutlich die Munitionskammer getroffen wurde und explodierte.

 

 

Das Schlachtschiff Bouvet kurz nach der Explosion

 

Das sinkende Schlachtschiff Bouvet

 

 

 

Schiffsdaten:

Name:  

Bouvet

Land:  

Frankreich

Schiffstyp:  

Schlachtschiff

Klasse:  

Einzelschiff

Bauwerft:  

Lorient

Baukosten:  

unbekannt

Stapellauf:  

27. April 1896

Indienststellung:  

Juni 1898

Verbleib:  

Am 18. März 1915 beim Rückzug von den Dardanellen auf eine Seemine gelaufen und gesunken

Länge:  

122,4 Meter

Breite:  

21,4 Meter

Tiefgang:  

Max. 8 Meter

Verdrängung:  

Max. 12.200 Tonnen

Besatzung:  

632 Mann

Antrieb:  

32 Belleville Wasserrohrkessel

3 vertikale Dreifachexpansionsmaschinen

Leistung:  

14.000 PS

Höchstgeschwindigkeit:  

18 Knoten (33 km/h)

 

Bewaffnung:

 

2 × 305 mm Geschütze

2 × 274 mm Geschütze

8 × 138 mm Geschütze

8 × 100 mm Geschütze

12 × 47 mm Geschütze

8 × 37 mm Geschütze

4 × 450 mm Torpedorohre

Panzerung:  

Gürtel: bis zu 400 mm
Deck: 70 mm
Hauptgeschütze: 370 mm
Türme: 320 mm

 

 

 

 

 

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