Panzerkreuzer HMS Euryalus

Der Panzerkreuzer HMS Euryalus war das letzte Schiff der Cressy-Klasse, einer Klasse von Panzerkreuzern die lediglich gebaut wurden, da andere Großmächte ihre Marinestreitkräfte verstärkten und modernisierten.

 

Stapellauf und Bauform:

Mit dem Naval Defence Act 1889 entschloss sich Großbritannien zu einer Rüstungspolitik, die die Größe der britischen Marinestreitkräfte zu den anderen Großmächten definierte. Dabei sollte die britische Marine die doppelte Größe erreiche als die nächsten beiden Marinestreitkräfte zusammen. Dabei setzte das Marinekommando jedoch mehr auf Schlachtschiffe und auf geschützte Kreuzer als auf Panzerschiffe, da die Kreuzer wegen des fehlenden Gürtelpanzers deutlich günstiger und schneller zu bauen waren.

Da der Naval Defence Act nicht den gewünschten Effekt hatte und andere Großmächte ebenfalls begannen ihre Marinestreitkräfte zu vergrößern, entschied sich Großbritannien Ende des 19. Jahrhunderts dazu, wieder Panzerkreuzer zu bauen. Damit sollten gleichwertige Kriegsschiffe vorhanden sein gegen die neuen Kreuzer Russlands, Frankreichs und dem Deutschen Reich. Zudem erreichten die Schiffe der Powerful und Diadem-Klasse bereits Ausmaße, die mit Panzerkreuzern fast identisch waren.

Ausgehend aus den Erfahrungen der Diadem-Klasse entstanden die Pläne für die Cressy-Klasse. Dabei wurde nun mit dem Panzerungssystem von Krupp ein 152 mm starker Gürtelpanzer verbaut. Im Gegenzug wurde das Panzerdeck schmaler um Gewicht einzusparen.

Als Hauptbewaffnung dienten zwei 233 mm Geschütze vom Typ Mark X die in Einzeltürmen jeweils am Heck und am Bug standen. Dazu kamen in Kasematten untergebrachte zwölf 152 mm Kanonen vom Typ Mark VII.

Der Stapellauf der HMS Euryalus erfolgte am 20. Mai 1901, die Indienststellung am 5. Januar 1904.

 

 

HMS Euryalus

 

Zeichnung der Cressy-Klasse 1906

 

 

 

Werdegang der HMS Euryalus:

Nach der Indienststellung und den Erprobungsfahrten wurde die Euryalus am 22. Januar 1904 als Flaggschiff nach Australien geschickt um in der Australia Station Dienst zu leisten.

Bis Anfang Dezember 1905 wurden mehrere australische Häfen angelaufen um die neuen Schiffe vorzustellen. Die HMS Powerful löste im Anschluss die HMS Euryalus als Flaggschiff ab, die daraufhin nach Großbritannien zurück kehrte.

Nach einer Überholung wurde das Schiff der der North America & West Indies station und dem dort eingesetzten 4. Kreuzergeschwader zugeteilt. Diese Station wurde zwar am 8. Februar 1907 aufgelöst, das Geschwader blieb jedoch weiterhin bestehen.

Als am 28. Dezember 1908 ein schweres Erdbeben die italienische Stadt Messina und die Umgebung schwer verwüstete, gehörte die Euryalus zu den britischen Schiffen, die am Rettungseinsatz beteiligt waren.

Bis in das Jahr 1912 verblieb das Schiff weiterhin in dem 4. Kreuzergeschwader bis es der Reserve zugeteilt wurde.

 

 

HMS Euryalus

 

HMS Clio und HMS Euryalus in Sydney

 

Heckansicht der HMS Euryalus

 

 

 

Einsatz im Krieg:

Als der erste Weltkrieg ausbrach wurde alle Schiffe der Cressy-Klasse, bis auf die HMS Sutlej dem 7. Kreuzergeschwader zugeteilt und dienten der Sicherung der Themsemündung und dem östlichen Kanalzugang.

Während des Seegefechtes bei Helgoland am 28. August 1914 bildeten die Kreuzer zusammen mit der HMS Amethyst die Fernsicherung, während die britischen Schlachtkreuzer und leichten Kreuzer das Feuer auf die deutschen Schiffe eröffneten.

Nachdem am 22. September 1914 die drei Schiffe HMS Cressy, HMS Hogue und HMS Aboukir durch das deutsche U-Boot U-9 versenkt wurden, wurden die beiden anderen Panzerkreuzer HMS Euryalus und HMS Bacchante der Western Channel patrol in Gibraltar unterstellt.

Als der Bau einer U-Boot Basis in der Nähe des Suezkanal durch das osmanische Reich befürchtet wurde, griff die HMS Euryalus zusammen mit den Linienschiffen HMS Triumph und HMS Swiftsure sowie den Minensucher Smyrna das Gebiet an. Da weder die Zerstörung der osmanischen Befestigungen gelang noch der Gouverneur der Kapitulationsaufforderung nach kam, mussten sich die Schiffe am 15. März 1915 zu den anderen britischen Schiffen vor den Dardanellen zurück ziehen.

Konteradmiral Wemyss bezog nach der Ernennung zum Befehlshaber der Landungen auf Gallipoli die HMS Euryalus als Flaggschiff und lies auf dieser drei Kompanien der Lancashire Fusiliers einziehen, die zu den ersten Einheiten gehörte, die an Land gehen sollte. Am 25. April 1915 um 4:00 Uhr morgens begannen die Soldaten auf kleinere Schiffe umzusteigen und an Land zu gehen. Durch das feindliche Feuer vom Strand aus, starben bei diesem Unternehmen sechs Besatzungsmitglieder des Schiffes, die als Ruderer der kleinen Boote eingesetzt waren. Als die Landung Ende des Jahres abgebrochen werden musste, wurden die britischen Truppen erneut mit kleinen Booten vom Strand zu den Schiffen gebracht, darunter auch zu der Euryalus. Mit den Truppen an Bord lief das Schiff anschließend wieder zum Suezkanal.

Am 16. Januar 1916 wurde Konteradmiral Wemyss zum Oberbefehlshaber der Ostindischen Station ernannt und begann gegen die osmanischen Truppen in Ägypten und Libyen, wobei die HMS Euryalus Häfen und Einfahrten von Libyen blockierte. Bis in den September 1917 nutzte Wemyss das Schiff zudem für den Transport arabischer Truppen der Verbündeten und als Büro für seinen Stab bis er zum First Sea Lord ernannt wurde und das Kommando abgab.

Bis Anfang 1919 verblieb die Euryalus als Flagschiff in der Ostindischen Station.

 

 

 

Verbleib:

Nach der Rückkehr Anfang 1919 nach Großbritannien wurde die HMS Euryalus außer Dienst gestellt, am 1. Juli 1920 verkauft und in Deutschland verschrottet.

 

 

 

Schiffsdaten:

Name:  

HMS Euryalus

Land:  

Großbritannien

Schiffstyp:  

Panzerkreuzer

Klasse:  

Cressy-Klasse

Bauwerft:  

Vickers,
Barrow-in-Furness

Baukosten:  

unbekannt

Stapellauf:  

20. Mai 1901

Indienststellung:  

5. Januar 1904

Verbleib:  

Am 1. Juli 1920 verkauft und in Deutschland verschrottet

Länge:  

143,9 Meter

Breite:  

21,9 Meter

Tiefgang:  

Max. 7,9 Meter

Verdrängung:  

Max. 12.000 Tonnen

Besatzung:  

760 Mann

Antrieb:  

30 Belleville-Wasserrohrkessel

2 x 4 Zylinder Dreifach-Expansionsmaschinen

Leistung:  

21.000 PSi

Höchstgeschwindigkeit:  

21 kn

 

Bewaffnung:

 

2 x 233 mm L/46 Geschütze

12 x 152 mm L/45 Geschütze

13 x 76 mm L/40 Geschütze

3 x 47 mm L/40 Geschütze

2 x Torpedorohre ∅ 45 cm

Panzerung:  

Gürtelpanzer 150 mm

Decks 25–76 mm

Türme 152 mm

Kasematten 127 mm

Kommandoturm 305 mm

 

 

 

 

 

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