Schlachtschiff HMS Valiant

Das Schlachtschiff HMS Valiant gehörte der Queen-Elizabeth-Klasse an, die während des ersten Weltkrieges in Dienst gestellt wurden und zu den modernsten Kriegsschiffen der Zeit gehörten.

 

Stapellauf und Bauform:

Die Schiffe der Queen-Elizabeth-Klasse waren als Nachfolger der Iron-Duke-Klasse gedacht, sollten diese jedoch in vielen Punkten übertreffen.

So sollte die Hauptbewaffnung von dem Kaliber 343 mm auf 381 mm gesteigert werden. Entsprechende Prototypen solcher neuen Geschütze befanden sich zwar noch in der Erprobung, aber erst durch den Druck des Ersten Lords der Admiralität Winston Churchill wurden diese in die Konstruktion aufgenommen, was ein erhebliches Risiko darstellte, sollten die Geschütze noch nicht ausgereift genug sein.

Auch die Panzerung wurde im Bereich der Seiten und unter Wasser deutlich verstärkt, da besonders Seeminen und Torpedos den Kriegsschiffen gefährlich werden konnten und schwere Beschädigungen, wenn nicht die Zerstörung des Schiffes zur Folge haben konnten. Die Deckpanzerung hingegen wurde nicht verstärkt, da diese als ausreichend betrachtet wurde.

Im anschließenden Bauprogramm von 1912 waren zunächst drei Schlachtschiffe der Klasse angedacht, dazu ein verbesserter Schlachtkreuzer HMS Tiger, der als HMS Leopard vorgesehen war. Nachdem bei den Schiffen mit einer Geschwindigkeit von 25 Knoten gerechnet wurde, entschied sich das Marineministerium auf die Leopard zu verzichten und dafür ein viertes Schlachtschiff der Queen-Elizabeth-Klasse bauen zu lassen. Als dann noch die Föderierten Malaiischen Staaten die Finanzierung eines fünften Schlachtschiffes in Aussicht stellten, wurde auch dies noch in die Planung eingefügt.

Kritik vom Director of Naval Construction, dass ein solches Vorhaben nur durch Antriebe rein mit Schweröl und nicht in Verbindung mit Kohle zu realisieren sei, wurde von Winston Churchill abgelegt, als dieser die Ölversorgung auch in Kriegszeiten als Verantwortlicher garantierte.

Der Stapellauf der HMS Valiant erfolgte am 4. November 1914, die Indienststellung am 19. Februar 1916.

 

 

HMS Valiant

 

 

 

Einsatz im Krieg:

Nach der Indienststellung und den Erprobungsfahrten wurde die HMS Valiant dem 5. Schlachtgeschwader zugeteilt.

Mit diesem Geschwader nahm das Schiff vom 31. Mai auf den 1. Juni 1916 an der Skagerrakschlacht teil, erzielte und erhielt jedoch keine Treffer.

Im August 1916 kam es mit der HMS Warspite zu einer Kollision, wobei die Valiant beschädigt wurde und zur Reparatur in die Werft musste. Bereits im September 1916 war das Schiff wieder einsatzfähig.

Bis zum Ende des Krieges wurden mit dem Geschwader noch einige Vorstöße in die Nordsee unternommen, wobei es jedoch zu keinem Feindkontakt mehr kam.

 

 

 

Einsatz nach dem Krieg:

Nach dem ersten Weltkrieg wurde die HMS Valiant von 1919 bis 1923 dem 1. Schlachtgeschwader der Atlantikflotte zugeteilt, im Anschluss bis 1929 dem 1. Schlachtgeschwader der Mittelmeerflotte.

Am 23. März 1929 wurde das Schiff außer Dienst gestellt für umfangreiche Umbau und Modernisierungsmaßnahmen. Dabei wurden besonders der Torpedoschutz durch große Torpedowulze am Schiffsrumpf verstärkt, neue Torpedorohre montiert, die Antriebsanlage teilweise ausgetauscht und ein neues Katapult für ein Flugzeug aufgebaut. Am 2. Dezember 1930 konnte das Schiff wieder in den Dienst gestellt werden.

Vom 15. bis 16. September 1931 war der größte Teil der Besatzung an der Invergordon-Meuterei beteiligt, als britische Matrosen begannen die Befehle zu verweigern und ihren Dienst nicht mehr ordnungsgemäß durchführten. Hintergrund war die Weltwirtschaftskrise und die angekündigten Kürzungen des Soldes für die Soldaten und Matrosen. Der Aufstand wurde unblutig beendet.

Bis zum März 1937 nahm das Schiff an den jährlichen Manövern und Übungen teil, anschließend erfolgte für zwei Jahre eine weitere Modernisierung.

 

 

HMS Valiant im Jahr 1939

 

 

 

Einsatz im zweiten Weltkrieg:

Am 30. November 1939 konnte die HMS Valiant nach dem Umbau wieder in den Dienst gestellt werden. Um die Funktionen des Schiffes zu testen und die Besatzung mit dem Schiff vertraut zu machen, wurde es zunächst nach Westindien verlegt. Auf dem Rückweg nach Großbritannien begleitete es einen Konvoi und wurde im Anschluss dem 2. Schlachtgeschwader zugeteilt.

Als ab dem 9. April 1940 der Kampf um Norwegen begann, wurde die Valiant als Sicherung für Truppentransporte eingesetzt. Der einzige Angriff auf das Schiff während dieser Operation wurde vom deutschen U-Boot U-38 durchgeführt, dessen abgeschossener Torpedo das Schiff jedoch nicht traf.

Nachdem Frankreich am 22. Juni 1940 kapitulieren musste, begann kurz darauf von der britischen Marineführung die Ausarbeitung zur Übernahme oder Versenkung der französischen Kriegsschiffe, die entweder schon in den britischen Häfen lagen oder in Übersee stationiert waren. Die HMS Valiant wurde dafür in das mittelmeer verlegt, um die französischen Schiffe im algerischen Hafen Mers-el-Kébir zu übernehmen oder zu versenken. Nachdem am 3. Juli 1940 das britische Ultimatum für die französischen Schiffe abgelaufen war, eröffnete der Schlachtkreuzer HMS Hood als erstes das Feuer auf die französische Bretagne, die innerhalb weniger Minuten sank. Zusammen mit der HMS Valiant, HMS Resolution, HMS Nelson und einigen kleinen Kreuzern wurden im Anschluss die Schlachtschiffe Dunkerque und Provence außer Gefecht gesetzt. Einzig das Schlachtschiff Strasbourg und der Seeflugzeugträger Commandant Teste konnten entkommen.

Bis zum Ende des Jahres wurden nach dem Gefecht nur noch Sicherungsaufgaben im Mittelmeer durchgeführt.

Am 28. März 1941 kam es zu einem Gefecht zwischen dem britischen Mittelmeer Geschwader und der italienischen Marine. Dabei konnte am Morgen die HMS Valiant zusammen mit der HMS Warspite den Schweren Kreuzer Fiume versenken. Später erzielte die Valiant ebenfalls Treffer auf dem Schweren Kreuzer Zara, versenkt wurde das Schiff jedoch durch die Warspite und HMS Barham. Nach dem Gefecht lief das Schiff auf eine Seemine und wurde leicht beschädigt.

Etwas später, ab dem 20. Mai 1941, begann die deutsche Besetzung der Insel Kreta, als deutsche Fallschirmspringer auf der Insel landeten und gegen die dortigen britischen Truppen kämpften. Die HMS Valiant wurde zur Unterstützung der Briten zu der Insel geschickt, erhielt jedoch im Laufe der Kämpfe durch deutsche Bomber zwei Treffer und musste schwer beschädigt für mehrere Wochen in die Werft.

Ein weiterer Angriff auf das Schiff erfolgte am 19. Dezember 1941 als italienische Kampfschwimmer mit bemannten Torpedos vom Typ Maiale in den Hafen von Alexandria eindrangen und Sprengladungen sowohl an der Valiant als auch an der HMS HMS Queen Elizabeth anbrachten und zündeten. Dabei wurde am Bug des Schiffes ein großes Loch gesprengt und die vordere Munitionskammer lief voller Wasser. Beide Schiffe setzten durch die Schäden auf den Grund des Hafens auf, konnten jedoch nach kurzer Zeit gehoben werden. Für eine vollständige Reparatur verlegte das Schiff in den südafrikanischen Hafen von Durban. Erst im Mai 1943 war die HMS Valiant wieder vollständig einsatzbereit.

Ab 1944 wurde die HMS Valiant in der Eastern Fleet im indischen Ozean eingesetzt und sicherte dort Konvois. Als das Schiff ab dem 8. August 1944 im Trockendock von Trincomalee lag, brach das Dock zusammen und das Schiff wurde erneut schwer beschädigt. Nach einer notdürftigen Reparatur sollte das Schiff nach Großbritannien zurück verlegt werden, um es wieder vollständig zu reparieren. Dabei setzte es auf dem Weg im Sueskanal auf Grund und musste nach der Hebung über Kapstadt  nach Großbritannien fahren, wo es im Januar 1945 eintraf.

Zum Zeitpunkt des Kriegsende befand sich das Schiff noch im Dock.

 

 

HMS Valiant während des zweiten Weltkrieges

 

HMS Valiant während des zweiten Weltkrieges

 

 

 

Verbleib:

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die HMS Valiant als Wohnschiff für Besatzungen genutzt, die die Ausbildung in Maschinentechnik ausübten.

1948 erfolgte dann die Außerdienststellung, am 19. März 1948 der Verkauf und ab dem 11. August 1948 in Cairnryan, Schottland die Verschrottung.

 

 

 

Schiffsdaten:

Name:  

HMS Valiant

Land:  

Großbritannien

Schiffstyp:  

Schlachtschiff

Klasse:  

Queen-Elizabeth-Klasse

Bauwerft:  

Fairfield Shipbuilders, Glasgow

Baukosten:  

rund 2.500.00 Pfund Sterling

Stapellauf:  

4. November 1914

Indienststellung:  

19. Februar 1916

Verbleib:  

Am 19. März 1948 verkauft und ab dem 11. August 1948 in Cairnryan, Schottland verschrottet

Länge:  

195 Meter

Breite:  

27,6 Meter

Tiefgang:  

Max. 9,3 Meter

Verdrängung:  

Max. 33.000 Tonnen

Besatzung:  

925 bis 951 Mann

Antrieb:  

24 Babcock & Wilcox Kessel

4 Parsons Turbinen

Leistung:  

76.074 PS (55.952 kW)

Höchstgeschwindigkeit:  

24 kn (44 km/h)

 

Bewaffnung:

 

8 x 38,1 cm L/42
Schnellfeuergeschütze

12 x 15,2 cm L/45 Schnellfeuergeschütze

2 x 10,2 cm L/45 Flugabwehrkanonen

2 x 76 mm Flugabwehrkanonen

4 x Torpedorohre ∅ 53,3 cm

Panzerung:  

Gürtel: 102 – 330 mm

Zitadelle: 152 mm

Oberdeck: 25 mm

oberes Panzerdeck: 32 – 45 mm

unteres Panzerdeck: 25 – 76 mm

Türme: 127 – 330 mm

Barbetten: 102 – 254 mm

Kasematte: 152 mm

vorderer Kommandoturm: 102 – 279 mm

achterer Leitstand: 102 – 152 mm

Querschotten: 51 – 152 mm

Torpedoschott: 51 mm

Rauchfänge: 38 mm

 

 

 

 

 

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