Der Untergang des weströmischen Reiches

Die Zeit von 27 v.Chr. bis ins Jahre 180 wird häufig als Pax Romana (Römischer Frieden) bezeichnet. In dieser Zeit verfolgte das römische Reich kaum Expansionspläne und musste sich lediglich mit wenigen Niederschlagungen von Aufständen im Inneren oder der Sicherung der Grenzen beschäftigen.

Doch schon in diesem Zeitraum wurden Rom, besonderes der römischen Legion ihre Grenzen aufgezeigt. So wurden in der berühmten Varusschlacht (auch bekannt unter der Schlacht am Teutoburger Wald) nicht weniger als 3 ganze Legionen durch die Truppen von Arminius vernichtet. Zwar erfolgte kurze Zeit darauf die Rache Roms durch Strafexpeditionen, doch eine Unterwerfung der germanischen Stämme gelang nie wie z.B. die der Gallier.

 

Varusschlacht (Schlacht am Teutoburger Wald)

Varusschlacht (Schlacht am Teutoburger Wald)

 

Auch in Britannien stießen die Legionen an die Grenze des Machbaren. Zwar eroberte Rom im Handstreich Südengland, jedoch konnte der Widerstand in der Provinz Wales erst nach 16 langen Jahren endgültig gebrochen werden. Die Ausdehnung nach Norden erwies sich als minder schwieriger, leisteten die schottischen Stämme der Legion verlustreiche Gegenwehr. So blieb Rom im Jahre 122 nichts anderes übrig als durch die Errichtung eines Walls, dem Hadrianswall, seine Grenze nach Norden hin zu sichern. Später wurde dieser durch den Antoninuswall im Jahr 142 ersetzt, gehalten werden, konnte dieser jedoch auch nur 20 Jahre lang.

 

Hadrianswall und der spätere Antoninuswall

Hadrianswall und der spätere Antoninuswall

 

Heutige Überreste des Hadrianswalls in England

Heutige Überreste des Hadrianswalls in England

 

Ein weiterer Beleg für die langsame Zersetzung des Reiches waren die anhaltenden Aufstände der einzelnen Provinzen.
So im Jahre 66 die Judäa, durch deren Aufstand 70 n.Chr. durch die Römer die Stadt Jerusalem eingenommen wurde und deren Tempel zerstört hatten. Zwar hielten die Judäa noch 3 weitere Jahre die Festung Masada, konnten dem römischen Ansturm jedoch auch bald nichts mehr entgegen setzen, sodass sie sich durch einen Massensuicid der Gefangennahme entzogen.

Durch weitere Auseinandersetzungen zwischen dem römischen Herrscher Trajan und den Parther auf dem Gebiet des heutigen Israel konnte bis zum Jahre 117 die größte Ausdehnung des Imperium Romanum hergestellt werden. Halten ließen dich die Grenzen im Nahen Osten jedoch nicht, so begannen kurze Zeit später die Rückverlegung der Legionen auf besser zu verteidigende Stellungen. Dem anschließenden Druck durch die Parther im Osten und den germanischen Stämmen im Nord-Osten konnte Rom anschließend nicht mehr viel entgegen setzen.

 

Römisches Reich 117 n.Chr.

Römisches Reich 117 n.Chr.

 

Das Imperium der Spätzeit

Die letzte Phase des Weströmischen Reiches war geprägt von der Dominanz germanischer Stämme. Ob jetzt als Hilfstruppen der römischen Legion oder als Gegner, oft verschwamm die Loyalität der Stämme und aus Feinden wurden Verbündete oder auch anders herum.

Doch nicht nur die aufstrebenen germanischen Stämme sorgten für den Untergang, auch die schwache politische Führung, die fehlenden Ressourcen und die geschwächten Legionen konnten das Reich nicht mehr zusammenhalten.
So waren die Legionen gegen Ende des 3. Jahrhunderts nicht mehr rein römisch geprägt, durch den Einsatz von Legionären der unterworfenen Provinzen der letzten Jahrhunderte, waren die Legionen mit den unterschiedlichsten Ethnischen Herkünften zusammengesetzt. Zudem machten sich die Ressourchenknappheit an der Qualität der Ausrüstung bemerkbar, ebenso das Fehlen von Freiwilligen Soldaten.

Die Schlacht am Frigidus im Jahre 394 zeigt Beispielhaft das versagen des römischen Systems und das Zerbrechen des Reiches. So unterstand die oströmische Streitmacht unter dem Kaiser Theodosius dem Feldherren Stilicho der gegen den Franken Arbogast mit seinen Usurpatoren kämpfte. Zu Stilicho´s Truppen gehörte ein großes Kontingent der Westgoten unter dem Häuptling Alarich an, der nach dem Sieg plündernd durch die Gegend zog. Aus ehemaligen Verbündeten wurden so schnell Feinde, was zu dieser Zeit kein Einzelfall mehr wurde. Im Jahre 410, nach Stilicho´s Tod plünderten die Westgoten Rom. Nach 800 Jahren fiel die Stadt erstmals wieder in feindliche Hände. Doch nur wenige Jahre später bat Rom eben diese Westgoten um Hilfe, um gegen einen anderen germanischen Feind, den Wandalen, entgegenzutreten.

Ein weiterer Beleg für den Zerfall waren die Plünderungen des Hunnenführers Attila, der 1 Jahrzehnt durch das Weströmische Reich zog und Angst und Schrecken mit seinen Streifzügen verbreitete. Zwar endeten diese mit dem natürlichen Tod Attilas im Jahre 453, doch zu dieser Zeit war der Zerfall des weströmischen Reiches schon in vollem Gange und lies sich nicht mehr aufhalten.

 

Attila der Hunnenkönig

Attila der Hunnenkönig

 

Nach dem Zerfall

Der Untergang des weströmischen Reiches wird in der Regel auf das Jahr 476 datiert, da zu diesem Zeitpunkt der germanische Heerführer Odoaker den römischen Kaiser Augustulus absetzte, jedoch den Kaiser des oströmischen Reiches Zenon in Konstantinopel anerkannte.
Nach der Absetzung Augustulus entstanden neue germanische Königreiche. So gründeten die Franken in Gallien unter Chlodwig ein Reich, in Spanien herrschten von nun an die Westgoten und 493, nach dessen Niederlage gegen die Ostgoten, herrschte Odoakar in Italien nur noch als Statthalter des oströmischen Reiches.

 

Europa nach dem Zerfall des weströmischen Reiches

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