Mark I Panzer

Der britische Panzer Mark I war nicht nur der erste britische Panzer sondern auch der erste einsatzbereite Panzer der Geschichte der in einem Krieg eingesetzt wurde und eine völlig neue Waffengattung erschuf.

 

Entwicklung und Einsatz:

Vor dem ersten Weltkrieg wurden in allen europäischen Großmächten Vorschläge für gepanzerte Fahrzeuge oder Kettenfahrzeuge als Spielerei oder unnötig abgetan und von der jeweiligen militärischen Führung nicht weiter beachtet. Das änderte sich erst, als im Krieg an der Westfront der Stellungskrieg begann, die Soldaten sich in immer stärker befestigte Unterstände verschanzten und für keine der beteiligten Armeen ein Durchbruch möglich war. Auch die immensen Verlusten bei Angriffen führten dazu, dass mehr Schutz für die eigenen Soldaten gefordert wurde.

Einer der Konstrukteure, die ein solches gepanzertes Fahrzeug vorstellten war der britische Offizier Ernest Dunlop Swinton. Dessen Idee wurde jedoch zunächst vom Generalstab abgelehnt, sodass Swinton seine politischen Kontakte ausnutzen musste um Gehör zu finden. So konnte 1915 der erste Prototyp gebaut und vorgestellt werden. Diese Vorführung schlug jedoch fehl und konnte die anwesenden Militärs nicht überzeugen. Lediglich der anwesende spätere Premierminister und damalige Marineminister Winston Churchill erkannte das Potential der neuen Waffe, klassifizierte es kurzerhand in Landschiff um und konnte es so dem Marineministerium unterstellen. Swinton wurde aufgefordert sein Projekt mit einigen Veränderungen und Anpassungen neu zu bauen, sodass im Januar 1916 im Londoner Hatfield Park ein neuer Prototyp mit der Kennung "Mother" vorgestellt werden konnte. Für diese Vorführung wurden extra Schützengräben, Stacheldrahtverhaue und Befestigungen aufgebaut, damit der Prototyp unter realen Bedingungen vorgeführt werden konnte. Diesmal gelang es die militärische Führung zu überzeugen und es wurden zunächst 100, später 50 weitere Panzer in Auftrag gegeben. Aus taktischen Gründen wurden dabei 75 Panzer mit zwei 57mm Kanonen und vier Maschinengewehren (männliche Version) und 75 Panzer mit fünf Maschinengewehren (weibliche Version) bestellt.

 

Mark I Prototyp Mother im Hatfield Park, 1916

 

Der Mark I Prototyp Mother

 

 

Noch bevor die ersten gebauten Panzer ausgiebig getestet werden konnten, forderte der britische Oberbefehlshaber des Expeditionskorps Sir D. Haig die neuen Panzer für seine Offensive im Sommer 1916 an. Ende August 1916 wurden schließlich die ersten zwei Kompanien nach Nordfrankreich gebracht und Haig unterstellt. Den ersten Einsatzen hatten die Panzer dann am 15. September 1916 bei Flers während der Schlacht an der Somme.

Hier zeigten sich die Schwächen der neuen Waffe. Zum einen waren die Panzer viel zu langsam und konnten so durch die deutsche Artillerie leicht ausgeschaltet werden, zum anderen war die Panzerung nur gegen Beschuss von Gewehren und Maschinengewehren stark genug, Artillerie oder Sprenggranaten konnten hingegen schwere Schäden anrichten. Auch die Bedingungen für die Besatzung war außerordentlich schwierig. Die Sicht nach Außen war sehr begrenzt und der Lärm sowie die Hitze im Inneren der Panzer setzten den Soldaten zusätzlich zu. Somit lautete die Forderung nach den ersten Einsätzen, dass die Geschwindigkeit, Panzerung und die Lenkung deutlich verbessert werden mussten.

Trotzdem erwies sich der Panzer als nützliche Waffe. Die Doktrin der Briten sah vor, dass die schwerer bewaffneten männlichen Panzer die feindlichen Stellungen mit ihren Geschützen zerstörten oder die Soldaten hinaus trieben, während die weiblichen Panzer mit ihren Maschinengewehren Angriffe der feindlichen Infanterie abwehrten. Zwar blieb der Erfolg der Einsätze hinter den Erwartungen der neuen Waffe, trotzdem erzielte das Auftauchen der Panzer bei den deutschen Soldaten zunächst eine starke psychologische Wirkung, denn sowohl Gewehre als auch Maschinengewehre konnten gegen die Panzer nichts ausrichten und der Schock sowie der Überraschungsmoment sorgten für eine kurzzeitige Panik.

Nach der Einführung der Mark II bis Mark IV Panzer wurden die übrigen Mark I Panzer überwiegend für Nachschubzwecke benutzt.

 

Mark I Panzer während der Schlacht an der Somme am 25. September 1916

 

 

Technische Daten:

Bezeichnung: Mark I Panzer
Land: Großbritannien
Länge: 8,05 Meter (mit Spornrädern 9,91 Meter)
Breite: 4,26 Meter
Höhe: 32,45 Meter
Gewicht: 28,4 Tonnen
Höchstgeschwindigkeit: 6,5 km/h
Panzerung: 6 bis 12mm
Hauptbewaffnung: 2 x Hotchkiss L/40 57mm Kanone (männliche Version)
Weitere Waffen: 3 x 7,71mm Maschinengewehre (männliche Version)

5 x 7,71mm Maschinengewehre (weibliche Version)

Antrieb: 4-Takt Sechszylinder Daimler Motor mit 105 PS
Besatzung: 8 Mann

 

 

Mark I Panzer Nr. 746 in der C-Kompanie des Heavy Section Machine Gun Corps (HSMGC)

 

Mark I Panzer Nr. 511 in der D-Kompanie des Heavy Section Machine Gun Corps (HSMGC)

 

Mark I Panzer Nr. 745 in der D-Kompanie des Heavy Section Machine Gun Corps (HSMGC)

 

Mark I Panzer (männlich) bei Flers, 1916

 

 

 

 

 

Passende Literatur zum Thema findet Ihr hier:

 

Panzerkampfwagen: im Ersten Weltkrieg (Typenkompass)

Panzerkampfwagen: im Ersten Weltkrieg (Typenkompass) Taschenbuch – 30. März 2017

Der Tank – Panzer – schien im Ersten Weltkrieg die Lösung zu sein für Probleme, mit denen sich jede kriegsführende Nation herumschlug. Diejenigen mit einer leistungsfähigen Industrie, allen voran Engländer und Franzosen, entwickelten Panzer, nur die Deutschen standen abseits und begannen viel zu spät, sich darüber Gedanken zu machen: Als der Krieg endete, hatte des Kaisers Armee nicht mehr als 20 eigene Panzerfahrzeuge zur Verfügung (und nicht wenige Beutefahrzeuge, die viel besser und geeigneter waren). Wolfgang Fleischer stellt in diesem Typenkompass die gepanzerten Rad- und Kettenfahrzeuge aller Nationen bis 1918 vor.

Hier klicken!

 

 

Panzerkampfwagen: Technik, Tanks und Taktik im Ersten Weltkrieg

Panzerkampfwagen: Technik, Tanks und Taktik im Ersten Weltkrieg Gebundenes Buch – 28. April 2015

Ausgeklügelte, mit Stacheldrahtverhauen und von Maschinengewehr-Nestern beschützte Verteidigungsstellungen bereiteten im Ersten Weltkrieg den Infanterien aller Armeen scheinbar unlösbare Probleme. Als die ersten Panzerwagen unter ihrem Tarnnamen »Tank« 1916 von den Briten in der Somme-Schlacht eingesetzt wurden, um den Stellungskrieg zu überwinden, bedeutete dies eine Revolution für die zukünftige Kriegsführung. Wolfgang Fleischer beschreibt in diesem Band die von viel Skepsis und technischen Problemen begleitete Entwicklung der weltweit ersten Panzerkampfwagen aller Nationen.

Hier klicken!

 

 

Militärtechnik des Ersten Weltkriegs: Entwicklung, Einsatz, Konsequenzen

Militärtechnik des Ersten Weltkriegs: Entwicklung, Einsatz, Konsequenzen Gebundenes Buch – 27. August 2014

Wie jeder Krieg wartete auch der Erste Weltkrieg mit einer Fülle an technischen Erfindungen auf, die nur ein Ziel kannten: Dem Gegner möglichst viel Schaden zuzufügen. Nie zuvor forderte der Einsatz neuer Technologien einen dermaßen hohen Blutzoll, niemals zuvor war die physische Vernichtung der Gegenseite so im Bereich des Möglichen. Wolfgang Fleischer dokumentiert in dieser Dokumentation akribisch die gesamte Waffentechnik, die von den Mittelmächten und ihren Gegnern eingesetzt wurde, egal ob Maschinengewehre, Artilleriegeschütze, Giftgas, erste gepanzerte Kampfwagen, Flugzeuge oder U-Boote.

Hier klicken!

 

 

 

 

 

This post is also available in: English (Englisch) Français (Französisch) Italiano (Italienisch) 简体中文 (Vereinfachtes Chinesisch) Русский (Russisch) Español (Spanisch) العربية (Arabisch)

Kommentare sind deaktiviert.

error: Content is protected !!