Schlachtkreuzer HMS Lion

Der Schlachtkreuzer HMS Lion gehörte der gleichnamigen Schiffs-Klasse an, die aus insgesamt drei Schiffen bestand und als Reaktion auf die Moltke- und Kaiser-Klasse des Deutschen Reiches gebaut wurden.

 

Stapellauf und Bauform:

1909 wurden im Deutschen Reich mit dem Bau der Schiffe der Moltke- und Kaiser-Klasse begonnen, die den britischen Kriegsschiffen zu dieser Zeit überlegen gewesen wären. Als Reaktion darauf wurde vom britischen Marinekommando die Planung für den Bau eines Schlachtkreuzer angeordnet, der zum einen in der Bewaffnung, zum anderen in der Geschwindigkeit den deutschen Schiffen ebenbürtig, wenn nicht überlegen sein sollte.

Um diese Anforderungen zu vereinen wurde bei der Bewaffnung auf die bereits in der Orion-Klasse verwendeten 34,3-cm Kaliber Geschütze zurück gegriffen. Diese wurden eingesetzt als bekannt wurde, dass die Schiffe der Kaiser-Klasse 30,5-cm Kaliber Geschütze verwendete.

Als Höchstgeschwindigkeit wurden 27 Knoten festgelegt, da die Annahme bestand, die Schiffe der Moltke-Klasse hätten eine Höchstgeschwindigkeit von 25 Knoten. Somit sollte es den britischen Schiffen entweder möglich sein die deutschen Schiffe einzuholen oder ihnen zu entkommen.

Um bei einer derart schweren Hauptbewaffnung eine so hohe Geschwindigkeit fahren zu können, mussten auf dem Schiff anstatt wie bei der Orion-Klasse 5 lediglich 4 Doppeltürme verbaut werden. Diese wurden auf eine Linie über dem Kiel aufgestellt, wobei am Bug zwei Türme standen, am Bug einer und im Mittelschiff ein weiterer. Für den Antrieb wurden dafür anstatt der sonst verwendeten 18 Wasserrohrkessel ganze 42 eingebaut um die nötige Leistung zu erzielen. Hierfür musste die Länge auf 213,4 Meter angesetzt werden, womit die Schiffe deutlich länger waren als die Schlachtschiffe der Orion-Klasse. Weiter wurde die Panzerung reduziert um Gewicht einzusparen, was dazu führte, dass die Schlachtkreuzer anfälliger für Treffer werden würden.

Der Stapellauf der HMS Lion erfolgte am 6. August 1910, die Indienststellung am 4. Juni 1912.

 

 

HMS Lion

 

 

 

Einsatz im Krieg:

Bereits kurz nach der Indienststellung und den Erprobungsfahrten brach in Europa der erste Weltkrieg aus.

Am 28. August 1914 erfolgte das erste Gefecht bei Helgoland, wo die HMS Lion am frühen Nachmittag den deutschen kleinen Kreuzer SMS Cöln versenkte ohne selbst größere Schäden zu erhalten.

Am Morgen des 24. Januar 1915 erfolgte ein Vorstoß der deutschen Schiffe nördlich der Doggerbank. Das britische Marinekommando war bereits vorgewarnt, da diese die Funksprüche der Deutschen entziffern konnten und somit über die Aktivitäten der Schiffe bescheid wussten. Dementsprechend konnten die britischen Schiffe die deutschen Schiffe abfangen. Als führendes Schiff des Geschwaders eröffnete die HMS Lion als erstes das Feuer auf den deutschen Panzerkreuzer SMS Blücher. Nachdem die anderen Schiffe des Geschwaders aufgeschlossen hatten, übernahmen diese nach und nach den Beschuss der Blücher. Die Lion wendete sich anschließend zuerst der SMS Derfflinger, dann der SMS Seydlitz zu. Gegen Mittag begannen die deutschen Schiffe ihr Feuer auf die HMS Lion zu konzentrieren, was dazu führte, dass das Schiff mehrere schwere Treffer erhielt, die Geschwindigkeit auf 15 Knoten absank und das Schiff das Gefechtsfeld verlassen musste. Die Treffer führten neben dem Ausfall der Maschinenanlage auch zu einem Toten und 20 Verletzten. Da das Schiff nicht mehr von selbst fahren konnte, musste es von der HMS Indomitable nach Rosyth geschleppt werden.

Nach einer notdürftigen Reparatur erfolgte die Verlegung nach Devonport, wo das Schiff über zwei Monate zur vollständigen Instandsetzung verblieb.

Während der Skagerrakschlacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1916 erhielt die HMS Lion zu Beginn des Gefechtes einen Treffer des deutschen Großen Kreuzers SMS Lützow. Dabei wurde der mittlere Geschützturm direkt getroffen, was zum Tot von 98 Besatzungsmitgliedern führte. Nur durch das schnelle Fluten der Munitionskammer konnte eine große Explosion verhindert werden, die das Schiff vermutlich zerstört hätte. Im weiteren Verlauf des Gefechtes erhielt das Schiff weitere 13 Treffer, wobei ein weiteres Besatzungsmitglied starb und insgesamt 51 verwundet wurden.

Nach der Skagerrakschlacht musste die Lion erneut zur Reparatur in die Werft. Der zerstörte Geschützturm musste ausgetauscht werden, was zu einem mehrmonatigem Aufenthalt in der Werft führte.

Bis zum Kriegsende wurden nur noch einige Patrouillenfahrten durchgeführt, bei denen es zu keinem Feindkontakt mehr kam.

 

 

Der beschädigte Geschützturm der HMS Lion nach der Skagerrakschlacht

 

 

 

Verbleib:

Nach dem ersten Weltkrieg wurde die HMS Lion 1920 außer Dienst gestellt und der Reserve Flotte zugeteilt.

Nach den Bestimmungen des Washingtoner Flottenabkommens vom 6. Februar 1922 durfte das Schiff nicht mehr in der Royal Navy eingesetzt werden. Somit wurde es 1924 verkauft und anschließend verschrottet.

 

 

 

Schiffsdaten:

Name:  

HMS Lion

Land:  

Großbritannien

Schiffstyp:  

Schlachtkreuzer

Klasse:  

Lion-Klasse

Bauwerft:  

Devonport Dockyard, Plymouth

Baukosten:  

unbekannt

Stapellauf:  

6. August 1910

Indienststellung:  

4. Juni 1912

Verbleib:  

1924 verkauft und verschrottet

Länge:  

213,4 Meter

Breite:  

26,9 Meter

Tiefgang:  

Max. 8,8 Meter

Verdrängung:  

Max. 29.680 Tonnen

Besatzung:  

997 Mann

Antrieb:  

42 Dampfkessel

4 Parsons-Turbinen

Leistung:  

73.800 PS (54.280 kW)

Höchstgeschwindigkeit:  

27 kn (50 km/h)

 

Bewaffnung:

 

8 x 34,3 cm Schnellfeuergeschütze L/45 Mk V

16 x 10,2 cm Schnellfeuergeschütze L/45 Mk VII

2 x 53,3 cm Torpedorohre unter Wasser

Panzerung:  

Gürtel 102–229 mm

Deck 25–64 mm

Türme bis 229 mm

Barbetten 229 mm

 

 

 

 

 

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