Schlachtschiff HMS Agincourt

Das Schlachtschiff HMS Agincourt wurde ursprünglich von Brasilien in Auftrag gegeben, später an das osmanische Reich verkauft und schließlich von der Royal Navy selbst im ersten Weltkrieg eingesetzt.

 

Stapellauf und Bauform:

Anfang des 20. Jahrhunderts begann ein Wettrüsten der maritimen Streitkräfte der südamerikanischen Länder Brasilien, Argentinien und Chile. Da Brasilien selbst keine großen Kriegsschiffe bauen konnte, bestellte das Land diese in Großbritannien und lies dort die Schiffe auch bauen. So wurden auch die beiden Großkampfschiffe der Minas-Geraes-Klasse von der Armstrong-Werft in Elswick gebaut.

1910 erfolgte der Auftrag für den Bau eines Schlachtschiffes. Nachdem zunächst über Monate hinweg über die Spezifikationen des Schiffes verhandelt wurde, einigten sich Mitte 1911 die Vertragspartner. Als Hauptbewaffnung wurden zwölf 35,6cm Geschütze und eine starke Panzerung ausgewählt. Nach einem Regierungswechsel in Brasilien wurden die Angaben jedoch zurück genommen und auf 14 x 30,5cm Geschütze in sieben Doppeltürmen umgeändert. Hintergrund war, dass bereits die Schiffe der Minas-Geraes-Klasse dieses Kaliber nutzten, die finanzielle Situation in Brasilien schwieriger wurde und auch noch die Kaiserliche Marine des Deutschen Reiches ebenfalls noch dieses Kaliber benutzte. Der Bau konnte dann am 14. September 1911 beginnen.

Der Stapellauf der Rio de Janeiro (brasilianischer und erster Name des Schiffes) erfolgte am 22. Januar 1913, eine Indienststellung fand jedoch nicht statt.

 

 

HMS Agincourt

 

HMS Agincourt

 

HMS Agincourt und HMS Erin 1918

 

 

 

Werdegang der HMS Agincourt:

Nachdem der Markt für Naturkautschuk zusammengebrochen war und Brasilien das gebaute Kriegsschiff nicht mehr bezahlen konnte, bot es dieses Ende 1913 zum Verkauf an.

Am 9. Januar 1914 kaufte es die Marine des osmanischen Reiches, lies es auf den Namen Sultan Osman I. umtaufen und die Endfertigung konnte abgeschlossen werden.

 

 

 

Einsatz im Krieg:

Für den 3. August 1914 war die offizielle Übergabe der Sultan Osman I. zusammen mit dem Schlachtschiff Reshadije angedacht. Durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges jedoch, wurden die beiden Schiffe von der britischen Marine am 2. August 1914 beschlagnahmt und unter den Namen HMS Agincourt und HMS Erin in den Dienst der Royal Navy gestellt.

Zum Zeitpunkt der Beschlagnahmung galt die HMS Agincourt jedoch schon als veraltet. Das Kaliber der schweren Geschütze war zu klein, die Panzerung zu schwach und auch die Durchbrüche für die sieben Geschütztürme galten als Mängel, da dadurch die wasserdicht abschließbaren Abteilungen zu klein waren um das Schiff ausreichend zu schützen. Somit brachte das Schiff der Royal Navy keinen nennenswerten Mehrwert, sorgte jedoch dafür, dass das Deutsche Reich mit dem Verkauf des Großen Kreuzers SMS Goeben und des kleinen Kreuzers SMS Breslau das osmanische Reich kurze Zeit später zum Kriegseintritt bewegen konnte.

Nach der Eingliederung in die Royal Navy wurde die HMS Agincourt zusammen mit der HMS Marlborough, HMS Revenge und der HMS Hercules der 6. Division des 1st Battle Squadron zugeteilt. In diesem Verband nahm das Schiff auch vom 31. Mai auf den 1. Juni 1916 an der Skagerrakschlacht teil. Zwar feuerte das Schiff mehrmals, landete jedoch keinen Treffer, erhielt dafür aber auch keinen.

Bis zum Ende des Krieges nahm der Verband noch an einzelnen Vorstößen in der Nordsee teil, hatte in dieser Zeit jedoch keinen Feindkontakt.

 

 

 

Verbleib:

Gleich nach Kriegsende wurde die HMS Agincourt aus Kostengründen ausgemustert. In den nächsten zwei Jahren wurde die Panzerung verstärkt und die Antriebsanlage umgebaut, um es im Anschluss Brasilien wieder zum Kauf anzubieten. Diese lehnten das Angebot 1921 jedoch ab.

Die Planung das Schiff zu einem Depotschiff umzurüsten, wurden Ende 1921 begonnen, durch das Washingtoner Flottenabkommens im Februar 1922 konnte das Projekt allerdings nicht umgesetzt werden, da das Schiff nicht mehr benutzt werden durfte.

1924 wurde es schließlich in Rosyth verschrottet.

 

 

 

Schiffsdaten:

Name:  

HMS Agincourt

Land:  

Großbritannien

Schiffstyp:  

Schlachtschiff

Klasse:  

Einzelschiff

Bauwerft:  

Armstrong Whitworth, Newcastle upon Tyne

Baukosten:  

unbekannt

Stapellauf:  

22. Januar 1913

Indienststellung:  

20. August 1914

Verbleib:  

1924 in Rosyth verschrottet

Länge:  

204,5 Meter

Breite:  

27,1 Meter

Tiefgang:  

Max. 8,2 Meter

Verdrängung:  

Max. 27.500 Tonnen

Besatzung:  

1.115 - 1.267 Mann

Antrieb:  

22 kohle- und ölgefeuerte Dampfkessel von Babcock & Wilcox

2 Satz Parsons-Dampfturbinen auf 4 Wellen

Leistung:  

40.000 shp (29 MW)

Höchstgeschwindigkeit:  

22,4 kn

 

Bewaffnung:

 

14× 30,5 cm L/45 Geschütze in Doppeltürmen

20× 15,2 cm L/50 Geschütze, meist in Kasematten

10× 7,62 cm einzeln

3× 53,3 cm-Torpedorohre

 

Panzerung:

 

Seiten bis zu 229 mm
Deck bis zu 38 mm
Türme bis zu 203 mm

 

 

 

 

 

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