Schlachtschiff Patrie

Das Schlachtschiff Patrie war das zweite und letzte Schiff der République Klasse, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Frankreich gebaut wurde und bis zum Stapellauf der britischen HMS Dreadnought zu den stärksten Schlachtschiffen gehörte.

 

Stapellauf und Bauform:

Im Zuge der französischen Aufrüstung der Marine und dem Ziel, 24 Schlachtschiffe bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts gebaut und im Dienst zu haben, wurde nach dem Bau des Schlachtschiffes Suffren vom französischem Marineministerium neue Kriterien für die folgenden Schiffe ausgeschrieben.

Die neuen Schlachtschiffe sollten gegenüber den Vorgänger deutlich stärker gepanzert und besser bewaffnet sein. Die bereits im Bau befindlichen Schiffe von dem Konstrukteur Louis-Émile Bertin wurden als Grundlage genommen, jedoch den neuen Anforderungen angepasst.

Somit hatten die beiden geplanten Schiffe der République Klasse eine Länge von 135,25 Metern, eine Breite von 24,25 Metern und eine Verdrängung von 14.870 Tonnen, was zu einem Tiefgang von 8,2 Metern führte.

Die Bewaffnung bestand aus insgesamt 4 Geschützen vom Modell Canon de 305 mm Modèle 1893/96 die in jeweils einem Zwillingsturm vorne und hinten lagen. Die weitere Bewaffnung bestand aus 18 x 164 mm Geschützen, 24 x 47 mm Geschützen und 2 x 450 mm Torpedorohren.

Die Panzerung bestand am Gürtel aus einer 280 mm Panzerung, das Deck wurde neu konstruiert, sodass 2 Panzerdecks entstanden. Dabei hatte das obere Deck eine Panzerung von 54 mm, das untere Deck von 51 mm. Die beiden Zwillingstürme wurde mit 360 mm Stahl gepanzert, die Türme der mittleren Artillerie mit bis zu 138 mm.

Als Antrieb wurden drei vertikalen Dreifachexpansionsmotoren mit einer Leistung von 17.500 PS verbaut, die das Schiff auf eine Höchstgeschwindigkeit von 18 Knoten brachten.

Der Stapellauf der Patrie erfolgte dann am 17. Dezember 1903, die Indienststellung am 1. Juli 1907.

 

 

Zeichnung der République Klasse

 

Zeichnung des Schlachtschiffes Patrie

 

 

 

Werdegang der Patrie:

Kurz vor der Fertigstellung lag die Patrie für die restlichen Arbeiten im Trockendock von Toulon als es auf dem benachbarten Schlachtschiff Iéna zu einer schweren Explosion kam. Die Besatzung der Patrie versuchte noch durch den Beschuss des Tores des Trockendocks dieses zu Fluten, die Granaten prallten jedoch von dem Tor ab ohne es zu zerstören.

Bei einer anschließenden Erprobungsfahrt im Mai 1907 kam es auf der Patrie selbst zu einem Unfall, als ein Kondensatorrohr platzte und der heiße Dampf mehrere Besatzungsmitglieder schwer verletzte. Das Schiff musste danach wieder in die Werft von Toulon fahren um den Schaden zu beheben. Nach der Reparatur konnte es dann am 1. Juli 1907 der französischen Marine übergeben werden.

Die Patrie wurde zusammen mit dem Schwesterschiff République dem 1. Geschwader der Mittelmeer Flotte zugeteilt. Mit diesem unternahm das Schiff in den Jahren 1907, 1908 und 1909 mehrere Manöver und Übungen im Mittelmeer und im Atlantik, darunter auch einige Reisen in die Häfen der afrikanischen Kolonien.

Im Jahr 1910 wurden Übungen mit anderen Schlachtschiffen durchgeführt, darunter auch ein simulierter Angriff auf den Hafen von Nizza am 18. Februar. Dabei schoss die Patrie einen ihrer Torpedos ab, welcher versehentlich die République traf und schwer beschädigte.

Am 29. März 1910 beteiligte sich das Schiff zusammen mit den Zerstörern Coutelas und Cognée an der Eröffnung des Ozeanografischen Museums von Monaco. Anschließend wurden wieder die jährlichen Manöver im Mittelmeer durchgeführt, die im Dezember unterbrochen werden mussten, als sich Typhus unter der Besatzung der Schiffe ausbreitete.

1911 wurden weitere Manöver durchgeführt, bis im August die neuen Schlachtschiffe der Danton Klasse an die französische Marine übergeben wurden und dem 1. Geschwader zugeteilt wurden. Die älteren Schlachtschiffe Patrie, République und die Schiffe der Liberté Klasse wurden daraufhin dem 2. Geschwader zugeteilt.

Bis zum Juni 1914 wurden auch mit diesem Geschwader die jährlichen Manöver und Rundreise zu den Häfen im Mittelmeer durchgeführt. Nach der Ermordung des österreich-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand in Serbien und den anschließenden politischen Spannungen in Europa, wurden die französischen Schlachtschiffe angewiesen in der Nähe ihrer Heimathäfen zu verbleiben und in Alarmbereitschaft versetzt.

 

 

 

Schlachtschiff Patrie

 

 

 

Einsatz im Krieg:

Als in Europa der erste Weltkrieg ausbrach wurden die französischen Kriegsschiffe im Mittelmeer angewiesen nach Algerien zu fahren und die dortigen Truppentransporte nach Frankreich zu begleiten, da die Führung der französischen Marine die Befürchtung hatte, deutsche Schiffe könnten diese Transporte angreifen.

Nachdem diese Aufgabe erledigt war und sowohl Frankreich als auch Großbritannien am 12. August 1914 Österreich-Ungarn den Krieg erklärten, wurden die französischen Kriegsschiffe in die südliche Adria geschickt um die Flotte Österreich-Ungarns zum Auslaufen zu zwingen um sie dann bekämpfen zu können. Es wurden jedoch lediglich die beiden Schiffe Zenta und Ulan aufgespürt, wobei bei dem anschließenden Gefecht die Zenta versenkt werden konnte, die Ulan jedoch entkommen konnte. Der Rest der Flotte verblieb in den sicheren Häfen.

Bis in den Dezember 1914 patrouillierten die Schiffe die Küsten und Beschossen zwischenzeitlich einige Befestigungen. Als dann das französische Schlachtschiff Jean Bart von einem U-Boot angegriffen wurden, zogen sich die französischen Schlachtschiffe in das südliche Mittelmeer zurück, da diese unzureichend gegen Torpedos geschützt waren.

Nachdem Italien 1915 in den Krieg gegen Österreich-Ungarn eingetreten war, übernahm die italienische Marine die Aufgaben der Sicherung und die französischen Kriegsschiffe zogen sich überwiegend in die Häfen von Malta und Bizerte zurück.

Die Patrie wurde im Mai 1916 zu den Dardanellen verlegt um die dortigen alliierter Schiffe und Truppen zu unterstützen. Als kurz darauf die Landung in Gallipoli abgebrochen werden musste und sich die alliierten Truppen zurück zogen, unterstützte die Patrie  ebenfalls den Rückzug durch das Beschießen der osmanischen Stellungen.

Im Anschluss wurden die Schiffe der République und Liberté Klasse in dem 3. Geschwader zusammen gelegt und nach Saloniki in Griechenland geschickt. Dort sollten die Schiffe den Druck auf die griechische Regierung erhöhen, sich nicht an der Seite des Deutschen Reiches und Österreich-Ungarns am Krieg zu beteiligen, sondern sich den Alliierten anzuschließen. Im August 1916 bereitete eine Gruppe von Putschisten den Umsturz des griechischen Monarchen vor mit dem Ziel, an der Seite der Alliierten in den Krieg einzutreten. Diese Gruppe wurde von französischen und britischen Soldaten unterstützt, die am 1. Dezember in Athen an Land gingen. Die Gruppe wurde jedoch schnell von griechischen Soldaten und bewaffneten Zivilisten zurückgedrängt. Daraufhin blockierten die alliierten Kriegsschiffe die griechischen Häfen. Nach der Abdankung des Monarchen im Juni 1917 wurde das 3. Geschwader wieder aufgelöst und die Patrie in das östliche Mittelmeer verlegt.

Den Rest des Jahres 1917 verblieben die französischen Schlachtschiffe überwiegend in den Häfen, darunter auch die Patrie, da deren Besatzung zum Teil für die U-Boote eingesetzt werden mussten.

Das Jahr 1918 verlief ähnlich, die Zeit wurde jedoch für Reparaturen und Wartungen genutzt. Im Juli 1918 breitete sich außerdem auf dem Schiff ein Virus aus, der 11 Besatzungsmitglieder tötete und weitere 475 nicht dienstfähig waren.

Bis zum Kriegsende verblieb die Patrie im Hafen von Mudros, da weder die Kriegsschiffe Österreich-Ungarns noch die des osmanischen Reiches zu Gefechten ausliefen.

 

 

 

Einsatz nach dem Krieg:

Unmittelbar nach dem Ende des Krieges wurde die Patrie in das Schwarze Meer entsendet um die alliierten Truppen bei deren Intervention im russischem Bürgerkrieg zu unterstützen.

Als dann auch das osmanische Reich zusammenbrach und sich im Krieg mit Griechenland befand, wurde die Patrie anschließend nach Konstantinopel beordert. Wegen Personalmangels konnte das Schiff jedoch nur noch als Depot und als Wohnschiff genutzt werden. Am 5. Juni 1919 verließ es wieder Konstantinopel und traf am 15. Juni in Toulon ein, wo es am 1. August den Panzerkreuzer Victor Hugo als Ausbildungsschiff ablöste.

Am 19. Februar 1921 erfolgte die Verlegung in die Schule für Torpedo Besatzungen und Elektriker. Dort kam es am 20. Mai 1924 bei einer Übung zu einer Explosion einer Granate, die 8 Besatzungsmitglieder tötete und weitere 5 verletzte. Einen erneuten Unfall gab es wenig später am 3. Juni, als ein abgeschossener Torpedo drehte und im Rumpf der Patrie einschlug. Die anschließende Reparatur dauerte vom 15. August bis zum 15. September 1924.

Als das Schiff wieder einsatzfähig war wurde als als stationäres Trainingsschiff in Saint-Mandrier-sur-Mer eingesetzt, wo es bis in das Jahr 1936 verblieb.

 

 

 

Verbleib:

Nach der Außerdienststellung wurde die Patrie am 25. September 1937 verkauft und anschließend verschrottet.

 

 

 

Schiffsdaten:

Name:  

Patrie

Land:  

Frankreich

Schiffstyp:  

Schlachtschiff

Klasse:  

République-Klasse

Bauwerft:  

La Seyne

Baukosten:  

unbekannt

Stapellauf:  

17. Dezember 1903

Indienststellung:  

1. Juli 1907

Verbleib:  

Am 25. September 1937 verkauft und verschrottet

Länge:  

135,25 Meter

Breite:  

24,25 Meter

Tiefgang:  

Max. 8,2 Meter

Verdrängung:  

Max. 14.870 Tonnen

Besatzung:  

742 Mann

Antrieb:  

3 vertikale Dreifachexpansionsmaschinen

Leistung:  

17.500 PS

Höchstgeschwindigkeit:  

18 Knoten (33 km/h)

 

Bewaffnung:

 

4 × 305 mm Geschütze

18 × 164 mm Geschütze

24 × 47 mm Geschütze

2 × 450 mm Torpedorohre

Panzerung:  

Gürtel: 280 mm
Oberes Deck: 54 mm
Unteres Deck: 51 mm
Hauptgeschütze: 360 mm
Türme: 138 mm
Kontrollturm: 266 mm

 

 

 

 

 

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