Das Schlachtschiff Voltaire war das 6. und damit letzte Schiff der Danton Klasse und bedeutete einen deutlichen technologischen Sprung aus der Liberté Klasse heraus, die als Grundlage für die neuen französischen Schlachtschiffe dienten.
Stapellauf und Bauform:
Bereits seit Beginn der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts hat Frankreich damit begonnen, seine Marine deutlich auszubauen und eine große Anzahl an Schlachtschiffen gefordert, bestellt und zum größten Teil auch schon im Dienst.
Das Wachstum der Marine des Deutschen Reiches und auch das Flottenbau Programm Großbritanniens mit Beginn des 20. Jahrhunderts führte dazu, dass eine Kommission des französischen Marineministeriums damit begann, das französische Bauprogramm zu überarbeiten und den neuen Gegebenheiten anzupassen. Für die Untersuchung wurden auch Berichte aus dem Russisch-Japanischen Krieg hinzugezogen und ausgewertet. Dabei kam die Kommission zu dem Ergebnis, dass die Niederlage der russischen Maine durch viele Treffer in den Aufbauten der Schiffe durch die Mittelartillerie der japanischen Schiffer herrührte, weniger durch Treffer der Hauptgeschütze. Auch die hohe Geschwindigkeit der japanischen Schiffe spielte für deren Sieg eine Rolle.
Mit diesem Ergebnis wurde eine Überarbeitung der Schlachtschiffe der Liberté Klasse angeregt, die die Stärken der japanischen Kriegsschiffe übernehmen sollten. So wurde entschieden, dass die Mittelartillerie nicht mehr aus 194 mm Geschützen bestehen sollte, sondern aus 240 mm Geschützen, da diese bei einer größeren Reichweite auch eine stärkere Durchschlagskraft besaßen. Der von der französischen Marine geforderte Punkt der höheren Geschwindigkeit musste bei der Planung der neuen Schiffsklasse jedoch verworfen werden, da vom Finanzministerium strikte Grenzen über die finanziellen Mittel gesetzt wurden, was zur Folge hatte, dass die neuen Schiffe nur über eine maximale Verdrängung von 18.000 Tonnen verfügen durften. Um diese Grenze halten zu können und trotzdem eine höhere Geschwindigkeit zu bekommen, hätten Einsparungen an der Panzerung durchgeführt werden müssen, was schließlich von der Marine doch bevorzugt wurde.
Im März 1906 wurden die ersten Entwürfen der neuen Danton Klasse vorgelegt, die jedoch kaum auf Einvernehmen stießen. So wurden Änderungen an der Bewaffnung gefordert und zusätzliche 305 mm Hauptgeschütze gefordert, was jedoch wieder das Gewicht deutlich erhöht hätte. Das französische Parlament hingegen war weniger an der Bewaffnung interessiert, sondern eher an dem Antrieb der neuen Schiffe. Das in Großbritannien bereits im Bau befindliche Schlachtschiff Dreadnought hatte neben einer deutlich stärkeren Bewaffnung auch einen Antrieb mit Parsons-Dampfturbinen. Das Parlament befürchtete, durch den Einbau von Dreifachexpansionsdampfmaschinen technologisch zurück zu fallen und nicht an Großbritannien oder dem Deutschen Reich anschließen zu können. So wurden im Mai 1906 Konstrukteure und Techniker in die Parson Werke, Waffenfabriken und Werften in Großbritannien entsendet, um sich dort über die technischen Möglichkeiten zu informieren. Das Ergebnis war schließlich, dass die Turbinen mehr Leistung erbrachten und dafür weniger Platz benötigten und somit den Dreifachexpansionsdampfmaschinen überlegen wären.
Bis zum 3. Juni 1908 wurden noch weitere Änderungen, Diskussion und Debatten über die endgültige Ausstattung der Kriegsschiffe geführt, wobei sich das Typenschiff bereits im Bau befand. Schließlich einigten sich die Marine, die Kommission und das Parlament darauf, alle 6 Schiffe der Klasse mit Turbinen auszustatten.
Das Ergebnis war dann die Danton Klasse mit einer Länge von 146,6 Metern, einer Breite von 25,8 Metern und einer Verdrängung von maximal 19.736 Tonnen, wobei zunächst nur 18.318 Tonnen angestrebt waren, neue Hauptgeschütze jedoch das Gewicht während des Bau deutlich erhöhten.
Bei der Bewaffnung wurden schließlich 4 x 305 mm Geschütze Modèle 1906 in jeweils einem Zwillingsturm vorne und hinten am Schiff montiert. Als Mittelartillerie dienten 12 x 240 mm Geschütze, die in jeweils drei Zwillingstürmen auf beiden Seiten des Schiffes untergebracht waren. Weiter wurden 16 x 75 mm, 10 x 47 mm Geschütze verbaut sowie 2 x 450 mm Torpedorohre.
Die Panzerung musste jedoch gegenüber der Liberté reduziert werden, da sonst das Gewicht des Schiffes nochmals deutlich höher gelegen wäre. Der Gürtel hatte somit nur noch eine 270 mm dicke Panzerung, die Hauptgeschütze 300 mm und das Deck 40 bis 70 mm.
Als Antrieb dienten erstmals 4 Parsons Dampfturbinen mit 26 Wasserdampf Kesseln die eine Leistung von 22.500 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 19 Knoten erbrachten.
Der Stapellauf der Voltaire erfolgte dann am 16. Januar 1909, die Indienststellung am 1. August 1911.
Werdegang der Voltaire:
Nach der Indienststellung und den Erprobungsfahrten wurde die Voltaire zusammen mit den bereits fertiggestellten Schwesterschiffen dem 2. Geschwader der 1. Mittelmeer Flotte zugeteilt. Mit diesem Geschwader wurden ab April 1912 Manöver und Übungen durchgeführt.
1913 bis Mitte 1914 wurden wieder die jährlichen Manöver im Mittelmeer abgehalten, bis sich die diplomatische Lage nach der Ermordung des österreich-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand in Serbien immer weiter zuspitzte und die französischen Kriegsschiffe angewiesen wurden, in der Nähe ihrer Heimathäfen zu verbleiben und in Alarmbereitschaft versetzt wurden.
Einsatz im Krieg:
Als in Europa der erste Weltkrieg ausgebrochen war, wurde die Voltaire im Mittelmeer dazu eingeteilt, in der Nähe von Sizilien Jagd auf die beiden deutschen Schiffe Goeben und Breslau zu machen. Am 9. August wurden das Schiff um weitere französische Schlachtschiffe verstärkt, da die deutschen Schiffe nicht gefunden werden konnten und ein Ausbrechen in den Westen des Mittelmeeres verhindert werden sollte.
Als Erkennbar wurde, dass die beiden deutschen Schiffe dem osmanischem Reich unterstellt wurden, wurden die französischen Schlachtschiffe an die Adria Küste beordert um dort die Marine Österreich-Ungarns zum Auslaufen und damit zum Gefecht zu zwingen. Nachdem die Schiffe jedoch nicht die Häfen verließen, beschränkten sich die französischen Schiffe auf den Beschuss von Stellungen und Befestigungen entlang der Küste. Dabei wurde das Schlachtschiff Jean Bart am 21. Dezember von dem österreichisch-ungarischen U-Boot U-12 angegriffen und schwer beschädigt. Daraufhin wurden die Schlachtschiffe zurückgezogen, nachdem erkannt wurde, dass diese immer noch ungenügend gegen Angriffe von U-Booten geschützt sind. Die Voltaire übernahm daraufhin zusammen mit der Condorcet und der Diderot die Blockade der Meerenge von Otranto um das Auslaufen der osmanischen Kriegsschiffe zu verhindern.
Seit dem Januar 1916 beteiligten sich neben britischen auch französische Kriegsschiffe an der Bedrängung der griechischen Monarchie nicht an der Seite des Deutschen Reiches und Österreich-Ungarns in den Krieg einzutreten. Ab August begannen die Vorbereitung für einen Putsch, der im Dezember durchgeführt werden sollte. Die Voltaire stieß Ende November zu der Gruppe der Schiffe im Hafen von Athen und überlies einen Teil der Besatzung der Gruppe von Putschisten, die am 1. Dezember an Land gehen sollten. Die Gruppe wurde jedoch schnell von griechischen Soldaten und bewaffneten Zivilisten zurückgedrängt. Daraufhin blockierten die alliierten Kriegsschiffe die griechischen Häfen. Die Voltaire wurde kurze Zeit später von dieser Aufgabe abgezogen und nach Mudros verlegt, um zu verhindern, dass der Schlachtkreuzer Goeben, der nun unter der Flagge des osmanischen Reiches fuhr, Ausbrechen und in das Mittelmeer vordringen könnte. Diese Aufgabe wurde bis zum April 1918 durchgeführt.
In der Zeit vom Mai bis Oktober 1918 lag das Schiff in Toulon in der Werft für Reparations und Wartungsarbeiten. Nach dem Auslaufen um wieder Aufgaben bei Mudros zu übernehmen, wurde die Voltaire am 10. Oktober vor der Insel Milos von dem deutschen U-Boot U-48 torpediert und zwei mal getroffen. Die ersten Reparationen konnten noch in Milos durchgeführt werden, die vollständige Reparation musste jedoch in Bizerte gemacht werden, da diese Werft für solche Aufgaben deutlich besser ausgerüstet war. Da zu dieser Zeit erste Verhandlungen über einen Waffenstillstand begonnen hatten, konnte das Schiff bis zum Kriegsende nicht mehr eingesetzt werden.
Einsatz nach dem Krieg:
Nach dem Ende des Krieges wurde die Voltaire nach Toulon verlegt und dort der Reserve zugeteilt.
In den Jahren 1922 bis 1925 wurden einige Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt, wobei besonders der Unterwasserschutz gegen Torpedos verstärkt wurde und auch ältere Geschütze ausgetauscht wurden.
Von 1927 an diente das Schiff für die Ausbildung, erst am 17. März 1937 wurde es von dieser Aufgabe abgezogen.
Verbleib:
Am 31. Mai 1938 wurde die Voltaire in der Bucht von Quiberon versenkt um dort als Zielschiff für Waffentests zu dienen.
Das Wrack wurde schließlich im Dezember 1949 verkauft und die Verschrottung begann im März 1950.
Schiffsdaten:
Name: |
Voltaire |
Land: |
Frankreich |
Schiffstyp: |
Schlachtschiff |
Klasse: |
Danton-Klasse |
Bauwerft: |
Forges et Chantiers de la Méditerranée, La Seyne-sur-Mer |
Baukosten: |
unbekannt |
Stapellauf: |
16. Januar 1909 |
Indienststellung: |
1. August 1911 |
Verbleib: |
Im Dezember 1949 verkauft und ab dem März 1950 verschrottet |
Länge: |
144,9 Meter |
Breite: |
25,8 Meter |
Tiefgang: |
Max. 9,2 Meter |
Verdrängung: |
Max. 19.763 Tonnen |
Besatzung: |
681 Mann |
Antrieb: |
26 Wasserdampf Kessel 4 Parsons-Dampfturbinen |
Leistung: |
22.500 PS (16.800 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
19,2 Knoten (35,6 km/h) |
Bewaffnung: |
4 × 305 mm Geschütze 12 × 240 mm Geschütze 16 × 75 mm Geschütze 10 × 47 mm Geschütze 2 × 450 mm Torpedorohre |
Panzerung: |
Gürtel: 270 mm |
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