Tiere im Krieg

Seit Beginn militärischer Auseinandersetzungen zwischen den Menschen wurden Tiere genutzt um die eigenen Soldaten zu unterstützen, zu retten oder wurden selbst als Waffe eingesetzt. Über die Jahrtausende entwickelte sich nicht nur die Kriegsführung weiter sondern auch der Einsatz der Tiere im Krieg wurde bis heute angepasst.

 

Entwicklung:

Tiere begleiten die Menschen seit Beginn der Zivilisation. Bereits zu der Zeit der ersten primitiven Menschen dienten Tiere als Nahrungsquelle oder Lieferant für Rohstoffe wie Felle oder Knochen. Mit dem Aufkommen des modernen Menschen wurde begonnen die Tiere zu Domestizieren und diese als Haus- oder Nutztiere zu gebrauchen.

Wie bei vielen zivilen Entwicklungen dauerte es auch nicht lange, bis Tiere auch für militärische Zwecke interessant wurden. Hierbei wurde nach Eigenschaften gesucht, die den eigenen Soldaten Vorteile gegenüber dem Feind einbrachten und somit die Möglichkeiten für einen Sieg steigerten. Der Kreativität der militärischen Führung waren dabei kaum Grenzen gesetzt, weder in den Möglichkeiten noch in moralischer Hinsicht. Bis heute haben sich dabei die Grundzwecke kaum verändert, wofür Tiere im Militär genutzt werden:

  1. Transportzwecke
  2. Kampfzwecke
  3. Kommunikation

Daneben gibt es noch die sekundären Zwecke als Nahrungsmittel und für die moralische Stabilität von Soldaten als Maskottchen oder Glücksbringer.

Bei den Transportzwecken wurden Tiere dafür genutzt Waffen, Ausrüstung, Munition oder auch später Geschütze von einem Punkt zum anderen zu Transportieren. Hierfür wurden überwiegend Pferde, Maultiere, Ochsen oder auch Kamele verwendet.

Bei den Kampfzwecken wurden die Tiere entweder als Unterstützung eines Soldaten eingesetzt oder direkt als Waffe gebraucht. Das bekannteste Beispiel für diese Verwendung ist der Ritter oder die Kavallerie. Auch die Aufklärer und Späher fallen unter diesen Gesichtspunkt, wenn auch diese selten an Kampfhandlungen teilnahmen.

Bei den Kommunikationszwecken handelte es sich um die Übermittlung von Nachrichten und Befehlen zwischen den Einheiten oder der militärischen Führung. Dieser Bereich wurde erst sehr spät eingeführt, da diese Aufgaben überwiegend Menschen durchführten. Die bekanntesten Beispiele hierfür waren die Meldehunde oder die Brieftauben.

Um zu Entscheiden, welches Tier sich für militärische Zwecke nutzen lies, wurde bereits in der Antike der abschließende Effekt der Nutzung erwogen. Zusammengefasst kamen somit im Laufe der Zeit drei Faktoren zusammen, nach denen ein Tier eingestuft werden konnte:

  1. Effektivität im Kampf oder der Unterstützung
  2. Strategischer Vorteil in der Nutzung
  3. Psychologische Wirkung wie Einschüchtern

Dazu kamen dann die Kosten die für die Ausbildung und die Versorgung eines Tieres aufgebracht werden mussten.

Somit wurden schließlich im Laufe der Jahrtausende folgende Tiere militärisch genutzt:

  • Pferde
  • Maultiere
  • Kamele
  • Elefanten
  • Ochsen
  • Hunde
  • Tauben

Daneben gab es noch weitere Tierarten, die entweder in kleineren Stückzahlen oder nur experimentell genutzt wurden. Insgesamt sollen rund 32 Tierarten militärisch genutzt worden sein.

 

 

 

Pferde:

Pferde gehören zu den bekanntesten und am meisten verwendeten Tieren, die für militärische Zwecke genutzt wurden.

Bereits 2.000 Jahre vor Christus wurden Pferde als Zugtiere von Streitwagen eingesetzt. Die erste Überlieferung für diese Nutzung stammt aus der Zeit der Hyksos, die im Nahen Osten große Gebiete erobert hatten. Darunter fiel auch das heutige Ägypten. Nach der Vertreibung der Besatzer und der Unabhängigkeit Ägyptens machten sich die damaligen Herrscher diese Technik zu Nutze, passten sie ihren Anforderungen an und stellten eine Streitmacht von den bekannten ägyptischen Streitwagen auf. Zu dieser Zeit waren noch keine Pferdesättel erfunden worden, sodass das stabile Reiten eines Pferde kaum möglich war.

Diese Streitwagen bestanden aus Holz und Leder und waren durch die Leichtbauweise auf Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit ausgelegt. Er wurde von 2 Pferden gezogen und konnte durch seine weit hinten liegende Achse mit den weit auseinander liegenden Speicherrädern auf einen geringen Wenderadius zurück greifen. Bemannt waren die Streitwagen in der Regel mit zwei Mann. Einer diente dem Gefährt als Lenker, der Zweite führte die Angriffe oder Verteidigung durch indem er mit Pfeil und Bogen oder Speeren die Feinde attakierte oder sich und den Fahrer mit einem Schild gegen Angriffe verteidigte. Es kam auch dazu, dass diese Streitwagen während der Feldzüge von gepanzerten Läufern begleitet wurden und sich so voll und ganz dem Angriff widmen konnten.

Eine besondere Auffälligkeit war, dass nicht der Staat den Streitwagen und das Pferd zur Verfügung stellten und bezahlten, sondern diese von den Besitzern selbst zu bezahlen waren. Somit konnten sich nur wohlhabende Personen und besonders der Adel nur diese Streitwagen leisten, eine Eigenheit die bis zum Ende des Mittelalters beibehalten wurde.

 

Ägyptischer Streitwagen

 

Das Prinzip der Streitwagen übernahmen später auch die Assyrer, die diese vergrößerten und anstatt mit zwei mit vier Mann besetzten. Im Laufe der Zeit gingen die Assyrer jedoch dazu über, die schweren Streitwagen gegen einzelne Pferde mit einem gepanzerten Reiter auszutauschen und damit den Grundstein für die heute bekannte Kavallerie zu legen. Diese Kavallerie wurden nach dem Zusammenbruch des assyrischen Reiches von den Persern übernommen, wobei diese nicht mehr so viele berittene Einheiten unterhielten. Erst das makedonische Reich baute die leichte Kavallerie wieder stark aus, was besonders Alexander der Große nutzte um damit das bis dahin größte Reich der Geschichte zu gründen.

 

Im Gegensatz zu den Reichen zuvor setzte das römische Reich mehr auf seine Fußsoldaten als auf die Kavallerie. Zwar hatte die römische Legion von Beginn an berittene Soldaten, diese setzten sich jedoch fast ausschließlich aus der Oberschicht des Reiches zusammen. Da Pferde im römischen Reich nicht als Nahrungslieferant dienten, sprich sie gegessen wurden, standen diese bei der Nahrungsverteilung in Konkurrenz mit dem Menschen. Somit wurde die Aufzucht und Haltung von Pferden als Luxusgut angesehen und damit nur für die Oberschicht verfügbar. Die römischen Legionäre waren für ihre Ausrüstung selbst verantwortlich, das beinhaltete die Anschaffung sowie die Reparatur und den Austausch. Dieses Prinzip galt sowohl für den einfachen Soldaten als auch für die Offiziere. Pferde stellten somit einen sehr hohen Kostenfaktor da, was sich nicht nur auf die Aufzucht begrenzte, sondern auch für den Unterhalt in Feldzügen galt.

 

Frühe römische Kavallerie

 

In der frühen Phase des römischen Reiches als die gesamte Truppenstärke lediglich 3.300 Soldaten betrug, stellte die Kavallerie mit 300 Reitern einen sehr kleinen Teil der Armee da. Im Laufe der römischen Republik vergrößerte sich nicht nur das römische Reich sondern auch die Armee. Aus anfänglich einer Legion wurden bis zu 27 vor Christus 25 Legionen geschaffen. Unter Kaiser Augustus und dessen Heeresreform wurde aus dem ehemaligen Freiwilligen Heer ein stehendes Heer und er bediente sich den Hilfstruppen aus allen Teilen des römischen Reiches. Die römische Kavallerie wurde somit besonders mit gallischen und germanischen Reitern verstärkt, später auch mehr und mehr ersetzt. Die Anzahl von 300 Reitern pro Legion wurde jedoch beibehalten. Bis zum Verfall des Weströmischen Reiches wurde der römischen Kavallerie immer mehr Aufgaben im Meldewesen und in der Aufklärung zugeteilt, die Kämpfe wurden fast nur noch durch die Hilfstruppen ausgeführt.

 

Der nächste große Sprung in der Entwicklung der Kavallerie und der Pferde wurde mit den fränkischen Panzerreitern vollführt. Diese waren die Antwort auf die arabischen Mauren, die mit ihrer leichten Kavallerie innerhalb weniger Jahre große Teile Spaniens eroberten und anschließend das Franken Reich bedrohten. Die Panzerreiter waren speziell ausgebildete und schwer gepanzerte Reiter die mit einer Lanze bewaffnet waren. Die Entwicklung des Steigbügels sorgte zudem dafür, dass die schweren Reiter leichter auf die Pferde kamen, stabiler im Sattel saßen und die Kraft des Pferdes indirekt auf die Lanze übertragen werden konnte und damit an Schlagkraft gewann. Die Einführung der fränkischen Panzerreiter begründete zudem die Entwicklung der Ritter, die das Mittelalter entscheidend dominierten und prägten.

 

Fränkische Panzerreiter mit Drachenstandarte, Miniaturmalerei, Goldener Psalter von St. Gallen, Stiftsbibliothek St. Gallen, zweite Hälfte 9. Jahrhundert

 

Während des Mittelalters entwickelte sich jedoch nicht nur der Panzerreiter weiter zu einem Ritter, auch der Umgang mit den Pferden erhielt eine bis dahin nicht gekannte Form. Vier Aspekte prägten diese Zeit:
- Die emotionale Bindung zwischen Pferd und Reiter
- Pferde werden erstmals als Opfer von Kriegen angesehen
- Pferde werden als kriegswichtiges Gut angesehen
- Pferde werden als Schwachstelle des Feindes angesehen

Die emotionale Bindung zwischen einem Pferd und dessen Reiter begründet sich auf dem, teilweise jahrelangen gemeinsamen Weg dieser beiden Parteien. Da die Aufzucht und der Unterhalt von Pferden weiterhin sehr kostspielig ist, ist dies nur der vermögenden Bevölkerungsschicht möglich. Aus dieser stammen auch fast ausschließlich die Ritter, denn Ritter konnte nur werden wer auch die finanziellen Möglichkeiten hatte sich dementsprechend auszurüsten. Von daher waren die Pferde in der Regel von Geburt an in den Händen ihres späteren Reiters, mit dem das Tier auch seine Ausbildung durchführte. Somit waren Reiter und Tier nicht nur ein eingespieltes Team im Kampf, sondern es verband sie auch eine sehr innige und persönliche Bindung. Der Tod des Pferdes stürzte den Reiter nicht selten in ein emotionales Loch oder führte zu Depressionen.

Ein weiterer Punkt im Umgang mit Pferden war die aufkommende Rolle des Tieres als Opfer, welche ausschließlich im Mittelalter präsent war. Verantwortlich dafür waren überwiegend Geschichtenerzähler oder Minnesänger, die von Ort zu Ort zogen und Geschichten über Schlachten sangen oder erzählten. Im Laufe der Zeit wurden dabei die Pferde immer häufiger mit einbezogen oder sogar in den Mittelpunkt gestellt. Dabei handelte es sich um Erzählungen von Schlachten, bei denen verletzte Tiere auf dem Schlachtfeld lagen und ohrenbetäubend unter Schmerzen schrien oder unglaubliche Heldentaten für ihre Reiter vollbrachten, was in der Regel jedoch mehr mit der Fantasie des Erzählers zu tun hatte. Doch trotz der vielen Fantasien oder Ausschmückungen gelangte ein gewisses Mitgefühl in den größten Teil der Bevölkerung und auch in die Soldaten, was den Umgang mit den Pferden abgelangte. Erstmals wurden diese als leidende Geschöpfe anerkannt, die ebenso Schmerzen und Angst empfanden wie die Menschen. Das war zu dieser Zeit unter anderem auch deßwegen möglich, weil es noch keinen massenhaften Einsatz von Pferden in den jeweiligen Armeen gegeben hatte, erst als die Pferde in größerer Stückzahl eingesetzt wurden, wurden diese wieder eher als militärisches Mittel anstatt eines Tieres angesehen.

In der Zeit des Mittelalters wurde das Pferd auch verstärkt als kriegswichtiges Gut angesehen. Bereits in den vorherigen Jahrhunderten war es üblich, das der Sieger sich alle ihm nützlichen Ausrüstungen des besiegten Feindes aneignete und zu Nutze machte. Im Laufe des Mittelalters wurden auch die Pferde immer öfters als kriegswichtig angesehen und somit wurde versucht, nach der Niederlage des Feindes so viele Pferde wie möglich von ihm selbst zu übernehmen und damit seine eigene Armee auszurüsten.

Ein völliger Gegensatz zu dem Aspekt des kriegswichtigen Gutes war die Erkenntnis, dass Pferde auch eine schwerwiegende Schwachstelle des Feindes bieten konnte. Da die Panzerung der Ritter immer schwerer wurde, wurden diese zwangsläufig immer unbeweglicher wenn diese zu Fuß laufen mussten. Somit versuchten die Fußsoldaten bei einem Gefecht zunächst das Pferd des Ritter anzugreifen und dieses entweder zu verletzten oder zu töten, womit der Ritter gezwungen wurde ohne das Tier zu kämpfen und damit leichter zu besiegen war. Mit der Entwicklung und dem Einsatz von Hellebarden und Haken gelangte es später den Ritter vom Pferd zu reißen ohne dieses zu verletzen oder gar töten zu müssen.

 

Ritter mit Lanze

 

Mit dem Aufkommen der ersten Schusswaffen entwickelte sich auch die Kavallerie weiter. Die schwere Panzerung entfiel sowohl für den Reiter als auch für das Pferd, sodass sich mehr und mehr wieder die leichte Kavallerie entwickelte. Die Hauptwaffe der Reiter bestand jedoch weiterhin aus einer Lanze, wobei diese durch Gewehre, Pistolen oder Säbel ergänzt wurde. Diese, oftmals als Ulanen bezeichnete Truppengattung wurde bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges von fast allen Streitkräften eingesetzt.

 

Ulanen-Regiment „König Wilhelm I.“ (2. Württembergisches) Nr. 20

 

Einen entscheidenden Einschnitt in dem Einsatz von Pferden für militärische Zwecke stellt unverhohlen der erste Weltkrieg da. Zwar entwickelten sich die Waffen Ende des 19. Jahrhunderts bis 1914 stetig weiter und wurden verbessert, die Kriegsführung blieb jedoch im Grunde genommen die gleiche, auch was den Einsatz der Kavallerie betrifft. Bei Ausbruch des Krieges hatte alleine das Deutsche Reich 110 Kavallerieregimenter, dazu kamen noch die Reserven. Der Anteil der Kavallerie betrug zwischen 8 bis 10 %, das galt für fast alle europäischen Großmächte. Zu dieser Zeit stellten die Pferde die einzige Waffengattung der Streitkräfte, die schnell und beweglich war. In den ersten Wochen des Krieges konnte diese Eigenschaften noch an allen Fronten eingesetzt werden, doch als im Westen aus dem Bewegungskrieg ein Stellungskrieg wurde, zeigte sich das die Kavallerie auf einen modernen Krieg alles andere als vorbereitet war. Während auf der einen Seite befestigte Stellungen des Feindes warteten, stürmten die Reiter in alter Vorgehensweise mit gezogenem Säbel auf die Stellungen zu. Auf freiem Feld boten diese damit hervorragende Ziele für die feindlichen Maschinengewehre, die Verluste waren dementsprechend hoch. So verlor die Kavallerie, zumindest an der Westfront schnell an Bedeutung und die Regimenter wurden entweder an andere Fronten abgegeben oder wurden der Logistik zugeteilt, wo sie als Zugpferde für die Geschütze dienten.

 

Deutsche Kavallerie im ersten Weltkrieg

 

Royal Scots Greys cavalry regiment

 

Ein britischer Mark V Panzer fährt an einem toten Pferd vorbei, die Gegensätze zwischen alter und neuer Kriegsführung werden hier besonders deutlich

 

Im Laufe des Krieges kamen im Umgang mit den Pferden einige besondere Eigenschaften zum Tragen, die sich sowohl negativ als auch positiv auswirkten:

  • Die ärztliche Versorgung der Tiere wurde den gesamten Krieg über auf einem sehr hohen Niveau gehalten. Tierärzte wurden von Beginn an dem Militär unterstellt und begleiteten die Streitkräfte. Hinter der Front wurden ganze Arztpraxen zur Versorgung von verwundeten Tieren aufgebaut und eingerichtet. Dies galt neben den Pferden auch für andere Tierarten die im Krieg eingesetzt wurden
  • Die Versorgung der Pferde mit Futter hingegen war den gesamten Krieg über kritisch. Da nach dem Schlieffen-Plan der Krieg nur kurz andauern sollte und sich die Armee aus dem feindlichen Land selbst versorgen sollte, gab es dementsprechend keine Vorräte für eine längere Zeit. So musste bereits kurz nach Kriegsbeginn die deutsche Bevölkerung Laub aus den Wäldern sammeln und diese dem Kriegsamt übergeben, damit die Pferde an der Front versorgt werden können
  • Neben dem Futter waren Krankheiten ebenfalls ein großes Problem für die Pferde, dies betraf alle beteiligten Streitkräfte. Durch den Schlamm, Dreck und die allgemeinen unhygienischen Verhältnissen traten Krankheiten oft auf und konnten sich schnell verbreiten
  • Mit den ersten Einsätzen von chemischen Kampfstoffen an der Westfront wurden nicht nur die Soldaten durch die Entwicklung und Einführung von Gasmasken gegen diese Stoffe geschützt, es wurden auch für die Tiere, besonders die Pferde ebenfalls Möglichkeiten zum Schutz entwickelt und eingeführt

 

Bei einem angeschnallten Pferd wird eine Schusswunde operiert

 

Ein Soldat und sein Pferd ausgerüstet mit Gasmaske

 

Tote Pferde am Straßenrand

 

Im ersten Weltkrieg wurden von allen Beteiligten Streitkräften zwischen 10 und 16 Millionen Pferde eingesetzt. Nach Schätzungen wurden rund 8 Millionen Tiere getötet, wobei diese Zahl vermutlich deutlich höher liegt. Nach dem Krieg waren viele der Pferde ausgemergelt, erschöpft oder krank. Nach der Kapitulation kam es zu massenhaften Erschießungen der Tiere an der Front, die zu schwach oder zu krank waren die Heimreise anzutreten. Die britischen Soldaten verkauften oftmals auch ihre Pferde an französische Metzger, was in Großbritannien von den Tierschutzorganisationen scharf verurteilt wurde. Nach einigem Protest wurden zumindest 60.000 Tiere nach Großbritannien zurück geholt und dort überwiegend in extra eingerichtete Altersheime für Tiere untergebracht. 2004 wurde von Prinzessin Anne das Animals in War Memorial in London eingeweiht, einer Gedenkstätte für die in Kriegen eingesetzten Tiere.

 

Animals in War memorial

Die Gedenkstätte trägt unter dem Schriftzug „Animals in War“ zwei getrennte Inschriften:

„This monument is dedicated to all the animals
that served and died alongside British and allied forces
in wars and campaigns throughout time“

(„Dieses Denkmal ist allen Tieren gewidmet, die zu allen Zeiten in Kriegen und Konflikten den britischen und alliierten Streitkräften dienten und starben.“)

„They had no choice“
(„Sie hatten keine Wahl.“)

 

Zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg reduzierten die meisten Streitkräfte ihre Kavallerie Einheiten und ersetzten diese durch motorisierte Einheiten und Panzer, wenn auch die Pferde nicht völlig verschwanden. Mit Ausbruch des Krieges waren trotz der einsetzenden Motorisierung viele Infanterie Divisionen auf Pferde angewiesen. Dies hatte technische, taktische und ökonomische Gründe.

  • Technische Gründe war die begrenzte Kapazität bei der Produktion von motorisierten Fahrzeugen, Brennstoff und Reifen für die militärischen Fahrzeuge, somit war es alleine aus wirtschaftlichen Gründen zu dieser Zeit gar nicht möglich eine vollmotorisierte Streitkraft zu besitzen
  • Taktische Gründe waren besonders bei der Aufklärung, der Überwachung weitläufiger Gebiete und der schnellen Verlegung von Truppen, Ausrüstung und Geschützen zu finden
  • Unter die ökonomischen Gründe fielen die geringeren Kosten von Pferden im Gegensatz zu LKW´s und auch deren Lebenserwartung. So hatte das deutsche Oberkommando des Heeres errechnet, dass die Lebenserwartung eines Pferdes vier Jahre betrug, die eines Kraftfahrzeuges jedoch nur ein Jahr

Während der Feldzüge in Polen, Dänemark, Norwegen und schließlich Frankreich wurden weniger Pferde eingesetzt. Das lag zum einen daran, dass sowohl die polnische als auch die französische Armee der deutschen Wehrmacht und ihrer Strategie eines Blitzkrieges kaum etwas entgegen zu setzen hatten, zum anderen konnten Pferde mit den Panzern nicht mithalten oder wie in Norwegen nicht eingesetzt werden.

Für den Feldzug in Afrika waren erst gar keine Pferde vorgesehen, da diese mit den klimatischen Bedingungen nicht zurecht gekommen wären, hier bediente man sich eher den Kamelen. Auch auf dem Balkan und in Griechenland wurden während des Feldzuges kaum Pferde eingesetzt, erst nach der Eroberung der Gebiete kamen diese für Sicherungsaufgaben in Frage.

Gänzlich anders sah es im Russlandfeldzug aus. Während die deutsche Wehrmacht erneut auf einen schnellen Sieg setzte und somit nur mit wenigen Pferden plante, standen in der russischen Armee deutlich mehr Pferde der Kavallerie zur Verfügung. Dieses Versäumnis der deutschen Heeresführung zeigte sich bereits nach einigen Wochen, als die eingesetzten und erbeuteten Fahrzeuge nicht mehr ausreichten die Truppe zu versorgen. Auch die einsetzende Schlammperiode sorgte dafür, dass Kraftfahrzeuge und Panzer stecken blieben und lediglich Pferde noch für den Transport geeignet waren. Zwar erhielt die Wehrmacht eine große Anzahl an russischen Pferde die sie erbeuteten, der Bedarf konnte damit jedoch nicht gedeckt werden.

 

Deutsche Infanteristen mit Pferd in der Sowjetunion

 

Soldat und Pferd im Winter, Russlandfeldzug

 

Besonders zur Aufklärung in den weiten der Tundra und in der Bekämpfung von Partisanen wurden die Pferde an der Ostfront eingesetzt, da diese die Aufgaben ebenso gut wie Fahrzeug ausführen konnten, dabei jedoch günstiger waren und keine kriegswichtigen Rohstoffe wie Benzin verbrauchten. Allerdings hatte die Tiere, ebenso wie die Soldaten mit den Wetterverhältnissen und der schlechten Versorgung zu kämpfen. So kam es nicht selten vor, dass wegen fehlender Nahrungsmittel die Soldaten die Pferde schlachten mussten und diese dann aßen.

Im zweiten Weltkrieg wurden nicht annähernd so viele Pferde eingesetzt wie es noch im ersten Weltkrieg der Fall war. Mit rund 2,8 Millionen Pferden nur auf deutscher Seite war es trotzdem noch eine sehr hohe Anzahl. Rund 1,56 Millionen Pferde überlebten den Krieg nicht. Mit 90% Verlust war es an der Ostfront am schlimmsten für die Tiere.

 

Nach dem zweiten Weltkrieg gingen fast alle Streitkräfte dazu über nur noch Panzer und Fahrzeuge für ihre Soldaten einzusetzen. Pferde verloren daraufhin endgültig ihre militärische Bedeutung und wurden nur noch in wenigen Konflikten eingesetzt, in der Regel von Partisanen, Terroristen oder weil das Gelände keine Fahrzeuge und Panzer ermöglichte. Die heute noch eingesetzten Pferde in den Streitkräften werden nur noch für zeremonielle Zwecke verwendet, wie z.B. vom britischen Militär bei Paraden oder Hochzeiten des Königshauses.

 

Neben der Nutzung der Pferde direkt und indirekt als Waffe oder Unterstützung eines Kriegers bzw. Soldaten wurden die Tiere auch oftmals als Zugtiere verwendet. Bereits bei den Ägyptern dienten die Pferde die Streitwagen zu ziehen, hierfür wurden ein oder zwei Pferde vor den Wagen gespannt und durch einen der beiden Soldaten gelenkt.

Im römischen Reich wurden Pferde in wenigen Fällen als Zugtiere für Karren genutzt, da Pferde allgemein teuer waren und von den Offiziere die über die nötigen finanziellen Mittel verfügten mehrheitlich genutzt. Ebenso wie im späteren Mittelalter wurden für den Transport der Karren eher Ochsen oder auch Esel verwendet.

Als die Ritter mit dem Mittelalter verschwanden und die Reiter wieder ohne schwere Panzerung auf den Pferden saßen erhöhte sich dementsprechend auch die Geschwindigkeit mit denen die Kavallerie weite Strecken überbrücken konnte. Da Ochsen und Esel nicht die gleiche Geschwindigkeit hatten wie Pferde, wurde nun öfters für die Karren ebenfalls Pferde verwendet um den Nachschub und die Ausrüstung mit den Soldaten mit führen zu können. Zudem wurde die Logistik mit der Entwicklung des Schießpulvers und der ersten Geschütze vor die Aufgabe gestellt, diese auch an die Front zu bringen. Auch hierbei eigneten sich die Pferde am besten, da diese von der Geschwindigkeit ausreichend waren und auch kräftig genug, die immer schwerer werdenden Geschütze ziehen zu können.

Die Funktion als Zugtier für Geschütze blieb auch während des ersten und zweiten Weltkrieges erhalten, wobei neben den Geschützen auch noch weitere Varianten der Karren hinzu kamen, so z.B. Lazarettkarren oder Feldküchen. Für den Transport wurden hierfür ebenfalls überwiegend Pferde eingesetzt.

 

Deutsche Soldaten und ein Pferd, auf das ein speziell gebauter Rahmen mit einem russischen Maxim M1910 Maschinengewehr montiert ist

 

Ein von Artillerie zerschossener deutscher Krankentransport mit toten Pferden

 

Von Pferden gezogene deutsche Artillerie

 

Deutsche Zugpferde im Schlamm des Russlandfeldzuges

 

Bespannte deutsche Einheiten bei Flussüberquerung

 

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Pferde für den Transport ebenso wie für die Kavallerie nicht mehr eingesetzt und durch Lastkraftwagen ersetzt.

 

 

 

Kamele:

Kamele waren das Pendant zum Pferd, wurden jedoch nur im Nahen Osten, Afrika und einigen Teilen Asiens eingesetzt.

Die Vorteile der Kamele waren ihre Anpassung an die klimatischen Verhältnisse, die Pferden deutlich stärker zugesetzt hatten. Sie waren für den Einsatz in Wüsten perfekt ausgestattet, konnten längere Zeit ohne Wasser auskommen und ihre Hufen sanken nicht so schnell in den Sand ein wie andere Tiere.

Nachteile waren jedoch die geringere Geschwindigkeit und die schwierige Ausbildung. Zudem konnte Kamele nicht direkt als Waffen eingesetzt werden, da sie Menschen nicht wie Pferde umrennen und mit ihren Hufen die Knochen brechen konnten, bei wenigen Ausnahmen mag diese Technik jedoch geklappt haben.

Ebenso wie die Pferde dienten Kamele auch in der Zeit des ersten und zweiten Weltkrieges, wurden anschließend jedoch kaum noch für militärische Zwecke eingesetzt, da hierfür Fahrzeuge genommen wurden.

 

Ein osmanischer Soldaten und sein Kamel

 

Das australische Kamelkorps im ersten Weltkrieg

 

Kamele an ihrer Trinkstation

 

Für den Transport von Ausrüstung oder Geschützen wurden Kamele im Gegensatz zu den Pferden eher weniger genutzt. Lediglich leichtes Gepäck konnte von den Tieren mitgenommen werden, für andere Ausrüstung waren diese jedoch zu schwach.

 

 

 

Esel und Ochsen:

Esel und Ochsen wurden bereits seit der Antike für zivile Zwecke genutzt, sei es in der Landwirtschaft oder in dem Transport von Waren. Die Tiere waren von ihren Eigenschaften her zwar deutlich sturer und damit schwieriger Auszubilden als Pferde, trotz dessen jedoch unersetzlich.

Bereits früh wurden diese Tiere für militärische Zwecke genutzt und dienten entweder als Zugtiere von Karren und damit der Ausrüstung und dem Nachschub für die Soldaten, oder hatten leichteres Gepäck aufgeschnallt und waren direkt bei den kämpfenden Einheiten. Da diese nur eine geringe Geschwindigkeit hatten, kamen die Tiere nicht als Reittiere zum Einsatz, lediglich im ersten Weltkrieg dienten einige Esel den Meldegänger als Ersatz für Pferde.

 

Abladen eines Maultieres von einem deutschen Schiff im ersten Weltkrieg

 

Ein serbischer Meldegänger bei der Artillerie im ersten Weltkrieg

 

Maultier mit Kriegswaffe und Munition im ersten Weltkrieg

 

 

 

Hunde:

Hunde wurden bereits seit der Antike für militärische Zwecke eingesetzt, da diese feindliche Soldaten selbst angreifen konnten oder ihren Besitzer beschützten. Solche Einsätze waren jedoch nur sehr selten. Im Mittelalter wurden Hunde erstmals als Melder eingesetzt.

Erst Anfang des 20. Jahrhunderts begann das Militär Hunde in großer Anzahl für ihre Zwecke zu verwenden. Ab 1908 begann Leutnant Jupin in Frankreich mit der Einführung von Diensthunden in die französische Armee, die Streitkräfte der anderen Staaten folgten recht schnell dem französischen Beispiel. Die Aufgaben der Hunde wurden in folgende Kategorien eingeordnet:

  • Wach und Schutzhund
  • Sanitätshund zum Aufspüren von Verwundeten
  • Sprengstoffspürhund
  • Als Zugtier für leichte Schlitten (nur im ersten Weltkrieg)
  • Meldehund
  • Panzerabwehrhund (Experiment im zweiten Weltkrieg)
  • Drogenspürhund (nach dem zweiten Weltkrieg)

Die ersten überwiegend eingesetzten Hunderassen waren Collies sowie Schäferhunde.

Im ersten Weltkrieg wurden Hunde fast ausschließlich als Meldegänger, zum Verlegen von Kommunikationskabeln und zum Transport von leichter Ausrüstung eingesetzt. Da an den Fronten die Aufgaben für die Soldaten in der Regel zu gefährlich waren und diese ein größeres und damit für die feindlichen Schützen ein besseres Ziel abgaben, wurden zur Übermittlung von Meldungen gerne Hunde eingesetzt. Diese waren schneller, schwerer zu treffen und konnten in dem schwierigen Gelände besser durch kommen. Das Gleiche galt bei der Verlegung von Kabeln zur Kommunikation.

Besonders von den Belgiern wurden Hunde auch vor leichte Schlitten gespannt und transportierten so Ausrüstung und Nachschub zu den Soldaten. Ebenfalls zum Transport wurden Hunde bei den Briten eingesetzt, jedoch wurden dabei hauptsächlich Käfige mit den Meldetauben transportiert.

 

Ein Meldehund wird von deutschen Soldaten während des Gefechtes los geschickt

 

Ein Hund bringt einem verwundeten britischen Soldaten Verbandszeug

 

Ein Hund spannt ein Kommunikationskabel zwischen den Frontabschnitten

 

Belgische Zivilisten nutzen einen Hund zum Transport ihrer Habseligkeiten

 

Ein deutscher Soldat und sein Hund

 

Wie viele Hunde tatsächlich im ersten Weltkrieg eingesetzt wurden und wie viele dabei starben ist bis heute ungeklärt.

 

Im zweiten Weltkrieg wurden Hunde ebenfalls in größerer Anzahl eingesetzt, wobei sich die Aufgaben nur noch auf Meldetätigkeiten und auf Wachaufgaben beschränkten, als Zugtiere wurden Hunde nicht mehr eingesetzt. Als neues Aufgabenfeld kamen jedoch die Minensuche und die Suche nach Verletzten unter Trümmern hinzu, da sowohl Minen großflächig gelegt wurden und Städte massiv Bombardiert wurden.

Einen besonders perfiden Einsatz hatten einige Hunde der sowjetischen Armee, die als Panzerabwehrhunde ausgebildet wurden. Diese sollten mit Sprengstoff beladen unter deutsche Panzer kriechen und dort explodieren und so den Panzer zerstören. In den ersten Einsätzen zeigte sich jedoch, dass zum einen die Hunde nicht zwischen deutschen und sowjetischen Panzern unterscheiden konnten zum anderen, dass die Tiere oftmals zu viel Angst vor Panzern hatten und vor ihnen weggelaufen sind.

 

Ausbildung sowjetischer Panzerabwehrhunde

 

Begleithund eines Wehrmachtssoldaten

 

Ein deutscher Soldat und zwei seiner Hunde

 

In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg verloren Hunde ihre taktische eigenschaften in den Streitkräften zunächst völlig und wurden nur noch für den Wachdienst eingesetzt.

Dies änderte sich erst mit den Konflikten in Vietnam, wo Dschungel den Einsatz von Panzern fast unmöglich machten und Hunde gebraucht wurden um Feinde aufzuspüren. Auch in den nachfolgenden Konflikten mit Guerilla Kämpfern, die sich nicht an die klassische Kriegsweise hielten, waren Hunde unablässig zur Aufspürung von Verstecken und Hinterhalten. In der heutigen Zeit übernehmen immer mehr moderne Systeme diese Aufgaben, sodass Hunde kaum noch in solchen Einsätzen vorhanden sind, Wachdienste werden jedoch weiterhin mit diesen ausgeführt.

 

 

 

Elefanten:

Elefanten dienten zu Beginn hauptsächlich als erhöhte Kommandostände, später dienten sie auch als Plattform für Bogenschützen und Speerwerfer. Selbst das Tier an sich wurde teilweise als Waffe genutzt, denn neben dem Schockeffekt den seine Größe im Schlachtfeld ausstrahlt, konnte es feindliche Infanterie niedertrampeln oder schwer verletzen. Durch den Umstand, dass Elefanten jedoch selbst leicht in Panik zu versetzen sind und durch Ausbrechen in den eigenen Reihen schwere Verluste erwirken konnte, wurden diese nur selten in vorderster Reihe in einer Schlacht eingesetzt.
Erste Elefantenzähmungen fanden in der frühen Indus-Kultur vor etwa 4000 Jahren statt. Dabei wurden Elefanten bis auf wenige Ausnahmen nicht gezüchtet, sondern stets in freier Wildbahn eingefangen und gezähmt. Der erste Einsatz von Elefanten zu Kriegszwecken fand etwa um 1100 v. Chr. statt und wurde erstmals in alten Sanskrit-Hymnen erwähnt. Von Indien aus wurden die Elefanten ins Perserreich importiert und in mehreren Feldzügen eingesetzt so z.B. auch bei der Invasion Xerxes in Griechenland.

 

Kriegselefanten

 

Bereits um 400 v. Chr. bauten die ägyptischen Pharaonen die Stadt Ptolemais Theron (Jagdplatz des Ptolemaios), dem Seehafen von Meroe an der Küste des Roten Meeres im heutigen Sudan, die ein Umschlagplatz für gefangene Elefanten wurde. Im Meroitischen Reich wurden Elefanten ebenfalls in Kriegen eingesetzt, vermutlich dienten sie auch als Reittier des Königs und für Zeremonien. An der Westwand des Löwentempels von Musawwarat sind in einem Relief ein Zug von Kriegselefanten und Gefangenen dargestellt.

Auch im späteren römischen Reich wurden Kriegselefanten eingesetzt.
Die erste Begegnung Roms mit Kriegselefanten fand in der Schlacht von Heraclea 280 v. Chr. gegen Pyrrhus statt. Der bekannteste Feldherr, der Kriegselefanten gegen Rom einsetzte, war der Karthager Hannibal. Berühmt geworden ist vor allem seine Überquerung der Alpen mit 37 hauptsächlich afrikanischen, aber auch mindestens einem indischen Elefanten im Jahre 218 v. Chr. Doch nach der verlustreichen Überquerung der Alpen und der Schlacht an der Trebia hatte er bei der Schlacht am Trasimenischen See nur noch einen einzigen Elefanten zur Verfügung. Er befehligte die Schlacht von diesem indischen Elefanten mit Namen Suru aus, von dem aber während seines weiteren Feldzugs in Italien keine Rede mehr sein sollte. Sein Bruder sollte noch einige Kriegselefanten von Spanien zur Verstärkung bringen, wurde jedoch in der Schlacht am Metaurus vernichtend geschlagen. In Hannibals letzter Schlacht, der Schlacht von Zama im Jahre 202 v. Chr., wieder auf afrikanischem Grund, wurde jedoch deutlich, dass die hier eingesetzten, noch nicht fertig trainierten Elefanten der Karthager vor den römischen Fanfaren scheuten. Zudem war ihr Einsatz ineffektiv, da die Römer Gassen für die Elefanten bildeten und somit nur wenige Soldaten niedergetrampelt wurden. 156 Jahre später, in der Schlacht bei Thapsus am 6. Februar 46 v. Chr., bewaffnete Julius Caesar seine Legio V Alaudae mit Äxten und gab Anweisung, auf die Beine der Tiere einzuschlagen. Die Legion war siegreich und wählte fortan den Kriegselefanten zu ihrem Wappentier. Die Schlacht bei Thapsus gilt als der letzte große Einsatz von Kriegselefanten im westlichen Kulturkreis.

In der Spätantike setzten, so berichten uns Ammianus Marcellinus, Prokopios von Caesarea und arabische Autoren, insbesondere die Sassaniden Kriegselefanten ein, unter anderem auch in den Kämpfen gegen die Römer. In der Schlacht von Avarayr (451 n. Chr.) wurden sie von den Sassaniden gegen die Armenier eingesetzt, in der Schlacht von Kadesia (636 n. Chr.) gegen die Araber.

Für das im Norden des heutigen Äthiopien gelegene Aksumitische Reich ist der Einsatz von Kriegselefanten bis zu seinem Untergang im 7. Jahrhundert belegt. Nonnosus kam als Gesandter Justinians Mitte des 6. Jahrhunderts von Konstantinopel nach Aksum und schätzte die Zahl der wilden Elefanten im äthiopischen Hochland auf etwa 5000. Sure 105 im Koran („Der Elefant“) begründet sich auf einem Feldzug des christlichen Königs von Aksum mit 13 Elefanten gegen Mekka im Jahr von Mohammeds Geburt um 570.

Im Mittelalter dann verschwanden Elefanten im Militär in europa völlig. Lediglich in Asien, besonders in Indien wurden weiterhin Elefanten für militärische Zwecke genutzt, was nach dem Aufkommen des Schießpulver jedoch auch dort eingestellt wurde.

Im ersten Weltkrieg jedoch wurden einige wenige Elefanten wieder eingesetzt. Dabei handelte es sich jedoch ausschließlich um Tiere aus dem Zoo, die für Aufräumarbeiten hinzugezogen wurden. So wurden einige Tiere aus dem Hamburger Zoo dem deutschen Militär unterstellt und waren an der Beseitigung von Trümmern und Straßensperren in Belgien und Frankreich beteiligt.

 

Ein Elefant aus dem Zoo im Dienst der deutschen Armee

 

 

 

Tauben:

Domestizierte Tauben wurden bereits seit der frühen Antike zur Übermittlung von Nachrichten über weite Strecken eingesetzt. Erst mit der Erfindung und Einführung der Telefonkabel und des Funk wurden die Tauben überflüssig.

Die ersten Versuche, Tauben in größerer Anzahl zur Nachrichtenübermittlung zu nutzen wurden bereits von den Sumerer begonnen, die die besondere Fähigkeit der Tauben erkannten, selbst von weit entfernten Orten von sich aus zu ihren Nistplätzen zurück zu finden. Durch diesen Umstand wurde es möglich, kleine Zettel mit Nachrichten aus dem ganzen Reich zu einem bestimmten Ort zu schicken, dessen Reise mit Menschen für gewöhnlich Tage oder Wochen gedauert hätte, wurde mit Hilfe der Tauben deutlich schneller.

Diese Art der Nachrichtenübermittlung übernahmen später auch sowohl die Ägypter als auch das römische Reich, wenn auch die Römer die Tauben überwiegend für ihr Militär nutzten und weniger im zivilen Bereich.

Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches verschwanden auch die Tauben aus Europa, nur im Nahen Osten blieb diese Form der Nachrichtenübermittlung weiterhin verbreitet. Erst mit den Kreuzzügen wurden auch wieder Tauben nach Europa gebracht und dort wieder vermehrt genutzt.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts und der Entwicklung des Telegraphen Systems, begann sich eine konkurierende Nachrichtenübermittlung aufzubauen. Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges jedoch und der Anfälligkeit der Leitungen bei Beschuss oder durch Sabotage aus zufallen, bekamen die Tauben wieder einen sehr hohen Stellenwert und wurden von allen beteiligten Streitkräften in großer Anzahl eingesetzt. Nach Schätzungen waren während des gesamten Krieges bis zu 100.000 Tauben im Einsatz. Für deren Transport und die Unterbringung wurden teilweise mobile Taubenschläge aus Bussen angefertigt oder auf Pferde und Esel geschnallt. Nicht wenige Tauben wurden zu Beginn des Krieges auch mit Kameras ausgerüstet und über den feindlichen Stellungen abgesetzt, wo die Kameras Bilder der Front machten und diese anschließend ausgewertet wurden. Mit der Verbesserung der Aufklärungsflugzeuge entfiel den Tauben jedoch nach einiger Zeit diese Aufgabe.

 

Eine Taube mit umgeschnallter Kamera zur Aufklärung

 

Eine Nachricht erreicht britische Soldaten an der Front

 

Ein mobiler Taubenschlag aus einem umgebautem Bus

 

Trotz der Weiterentwicklung der Telefon und Funkübertragung wurden Tauben ebenfalls im zweiten Weltkrieg in großer Stückzahl eingesetzt, die Anzahl übertraf mit über 300.000 Tieren sogar die des ersten Weltkrieges. Hintergrund waren überwiegend die Sorge um ein Abhören der Kommunikation durch den Feind und die Sabotage der Infrastruktur und damit den Ausfall der Kommunikation. Somit wurden Tauben, besonders in der britischen Armee als unablässig und kriegswichtig gewertet. Im Gegensatz zum ersten Weltkrieg wurden die Tauben jedoch überwiegend Nachts eingesetzt um deren Abschuss zu erschweren. Die deutschen Wehrmacht indes setzte überwiegend auf die neue Funktechnik anstatt auf Tauben. Um feindliche Tiere abzufangen wurden sogar Greife speziell abgerichtet um die Tauben zu jagen.

 

Nach dem zweiten Weltkrieg verschwanden die Tauben weitestgehend aus den Streitkräften, die fast nur noch moderne Kommunikationsmittel nutzte. Der letzte große Einsatz erfolgte im Koreakrieg, als verdeckt operierende US Soldaten hinter den feindlichen Linien mit anderen Teilen der US Army kommunizieren musste. Danach verschwanden auch in den US Streitkräften die Tauben endgültig.

 

 

 

Weitere Tiere:

Neben den oben genannten Tieren kamen für militärische Zwecke im Laufe der Zeit noch einige hinzu. Diese wurden entweder in sehr kleiner Stückzahl eingesetzt oder dienten nur für Experimente.

Aktiv für militärische Zwecke eingesetzt wurden unter anderem:

  • Schweine
    Schweine wurden von der römischen Legion eingesetzt, als diese auf ihren Feldzügen auf Kriegselefanten stießen. Da die Elefanten zum einen Angst vor dem ihnen unbekannten Grunzen der Tiere hatten konnte diese damit verwirrt werden. Als diese Taktik nicht mehr funktionierte, wurden die Schweine mit Öl übergossen, angezündet und in die Richtung der Elefanten getrieben. Bei dem Eintreffen der Schweine gerieten die Elefanten in Panik und gingen entweder durch oder konnten von den Legionären bekämpft werden
  • Katzen
    Katzen wurden rein militärisch nur im ersten Weltkrieg eingesetzt. Aufgrund der Bedingungen in den Stellungen und den Schützengräben vermehrten sich dort Mäuse und Ratten unkontrolliert. Wegen der vielen Leichen die nicht geborgen werden konnten, hatten die Tiere ausreichend Futter und gewöhnten sich sehr schnell an die Soldaten, sodass diese während des Schlafes oft von Mäusen oder Ratten geplagt wurden oder Nahrung und Ausrüstung beschädigten. Die Katzen sollten die Nagetiere finden und dezimieren, was im Endeffekt den Soldaten sehr zu Gute kam.
  • Delfine
    Delfine wurden überwiegend von der US Navy und auch von der russischen Marine trainiert um entweder Seeminen oder in Not geratene Seeleute zu finden und zu retten. Experimente gab es auch mit Versuchen, durch Delfine Haftminen an feindlichen Schiffen anzubringen und diese per Zeit oder Fernzünder zu zünden.

Für Versuchszwecke eingesetzt wurden unter anderem:

  • Fledermäuse
    Fledermäuse wurden von der US Army im zweiten Weltkrieg für experimentelle Zwecke genutzt. Diese sollten mit Brandbomben ausgerüstet werden und japanische Gebäude in Brand setzen. Nach einigen gescheiterten Versuchen wurde dieses Projekt aufgegeben.
  • Seelöwen
    Seelöwen haben eine ähnliche Intelligenz wie Delfine, weßwegen sie für ähnliche Aufgaben herangezogen wurden. Zwar gab es einige Versuche mit diesen Tieren, tatsächliche Einsätze hingegen gab es nicht.

 

Neben dem direkten oder indirekten Einsatz im Militär gab es nicht wenige Tiere, die nur für die Moral der Truppe genutzt wurde. Diese Tiere sollten entweder verwundete Soldaten aufmuntern, eine psychologische Therapie begleiten oder dienten als Maskottchen für einen einzelnen Soldaten oder einer ganzen Einheit. Auch heute noch werden Tiere hierfür in den modernen Streitkräften verwendet.

 

Ein Koala Bär dient der Aufmunterung in einem australischen Lazarett im ersten Weltkrieg

 

Eine Katze dient als Maskottchen auf einem britischen Kriegsschiff

 

Ein Soldat der Waffen SS streichelt kleine Kätzchen

 

 

 

 

 

 

Passende Literatur zum Thema findet Ihr hier:

 

Tiere im Krieg: Von der Antike bis zur Gegenwart

Tiere im Krieg: Von der Antike bis zur Gegenwart Taschenbuch – 20. Mai 2009

Die Menschheitsgeschichte ist voll von Kriegen – und in den meisten waren Tiere wichtige Teilnehmer. Sie wurden (und werden) als Trag- und Zugtiere verwendet, um Güter und Waffen zu transportieren, als Reittiere, um schnelle und weiträumige Angriffe durchzuführen, und auch als Nachrichtenübermittler wurden sie benutzt, ja sie dienten sogar selbst als Waffe. Auch als Symbole des Krieges erwiesen bestimmte Tiere sich als vielfältig verwendbar.
Bei der militärischen Nutzung von Tieren waren die Menschen also stets erfindungsreich, von der Antike bis zur Gegenwart. Der vorliegende Band widmet sich diesem bisher nur wenig erforschten Thema. Er betritt Neuland.
Die Tiere im Krieg, die er behandelt, sind Elefanten und Pferde (die es zu einer eigenen Waffengattung, der Kavallerie, brachten), Löwen und Kamele, Brieftauben und Raben, und natürlich Hunde wie etwa 'Laika', die unfreiwillige russische Weltraumerkunderin, die zum Objekt medialer Kriegsdiskurse wurde. Aber auch Honigbienen bei der Minensuche und Maultiere im afghanischen Jihad gegen die Rote Armee findet der Leser 'im Einsatz'.

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Die Anthropomorpha: Tiere im Krieg

Die Anthropomorpha: Tiere im Krieg Gebundene Ausgabe – 30. Januar 2017

Fallschirmspringende Hunde, ferngesteuerte Haie, Raketen, die von Tauben gelenkt werden, Katzen mit implantierten Abhörgeräten : In diesem Buch geht es um Tiere, die der Mensch zu Kriegsteilnehmern gemacht hat. Die militärische Nutzung von Tieren spielt seit Anbeginn der Kriegsgeschichte eine entscheidende Rolle. Tiere sind ständige Wegbegleiter, jedoch keineswegs ebenbürtige Partner der Menschen. 32 erstaunliche, skurrile und bizarre Tiersoldaten dieses Buches zeigen, dass der Mensch keine Grenzen kennt, wenn es darum geht, sich gegenüber dem Feind einen Vorteil zu verschaffen. Woher kommt die Selbstsicherheit, mit der der Mensch sich die Fähigkeiten der Tiere zunutze macht ? Welche Konsequenzen hat das für Mensch und Tier, und wie und warum gerät der Vormachtsglaube der Menschen gerade zu Kriegszeiten ins Wanken?

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Schlachthof Schlachtfeld: Tiere im Menschenkrieg (Tierrechte - Menschenpflichten)

Schlachthof Schlachtfeld: Tiere im Menschenkrieg (Tierrechte - Menschenpflichten) Taschenbuch – Januar 2010

Die historischen und aktuellen Fakten zum Thema 'Tiere im Krieg' sind der eine Aspektdieses Buches. Ein weiterer, und nicht min-der wichtiger, sind aber die ethischen, juristi-schen und theologischen Fragen, die sichdaran knüpfen, daß es, wenn wir über die Rolle von Tieren im Krieg spre-chen, tatsächlich immer über Tiere im 'Menschenkrieg' geht.

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Pferde in der Geschichte: Begleiter in der Schlacht, Nutztier, literarische Inspiration (Beiträge zur Tiergeschichte)

Pferde in der Geschichte: Begleiter in der Schlacht, Nutztier, literarische Inspiration (Beiträge zur Tiergeschichte) Taschenbuch – 9. Mai 2016

Pferde waren lange bedeutend für die Geschichte des Menschen und wurden zu wesentlich mehr als nur zur Freizeitgestaltung genutzt. Gerade die Geschichtswissenschaft hat die Rolle von Tieren für den Lauf der Ereignisse zu lange unterschätzt. Der vorliegende Band hat es sich zum Ziel gesetzt, im Besonderen die Bedeutung von Pferden für historische Entwicklungslinien und geschichtliche Prozesse etwas genauer zu untersuchen und einen möglichst chronologisch wie geographisch breit angelegten Überblick über die Bedeutung dieser Vierbeiner zu geben. Dafür werden nicht nur militärhistorische, sondern auch wirtschaftliche sowie kulturelle Aspekte untersucht, um dem interessierten Leser einen guten Einblick in die Geschichte der Pferde sowie deren Rolle für die Geschichte des Menschen zu gewährleisten.

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Tiere im Ersten Weltkrieg: Eine Kulturgeschichte (Rotbuch)

Tiere im Ersten Weltkrieg: Eine Kulturgeschichte (Rotbuch) Gebundene Ausgabe – 21. August 2014

Der Erste Weltkrieg war ein industrialisierter Massenkrieg. Doch in das Grollen der Artilleriegeschütze und das Rattern der Maschinengewehre mischten sich millionenfaches Hufgetrappel, bellten hunderttausendfach Hunde und vernahm man den leisen Flügelschlag von Brieftauben. Millionen von Reit-, Last- und Zugtieren waren zwischen 1914 und 1918 für die Fortbewegung von Menschen und Material unverzichtbar. Und auch wenn nicht jeder Soldat mit Pferden, Meldehunden oder Militärbrieftauben zu tun hatte, so fochten doch fast alle ihren täglichen Kampf mit Läusen, Wanzen und Flöhen, die in den Quartieren und Schützengräben ebenso omnipräsent waren wie Ratten. Fernab von gängigen Mythen und Heldengeschichten schildert Rainer Pöppinghege, wie im Ersten Weltkrieg massenhaft Tiere rekrutiert und eingesetzt wurden. Mit kundigem Blick auf die vielfältigen Beziehungen zwischen Mensch und Tier fokussiert er einen vernachlässigten Aspekt der Historiographie und liefert einen aufschlussreichen Essay zum letzten großen Krieg, in den der Mensch mit dem Tier zog und der somit das Ende einer jahrtausendealten Kulturgeschichte markiert.

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