Wasserflugzeugträger Foudre

Die Foudre zählt sowohl in der französischen Marine als auch weltweit als erster Wasserflugzeugträger, der speziell zum Transport und zum Einsatz der Wasserflugzeuge umgebaut und eingesetzt wurde.

 

Stapellauf und Bauform:

Nach dem verlorenen Deutsch-Französischem Krieg von 1870 bis 1871 begann nicht nur eine neue Ausrichtung und Aufbau des französischen Heeres sondern auch der französischen Marine. Neben einer hohen Anzahl von Schlachtschiffen und Panzerkreuzern sollte die französischen Marine auch über ein eigenes Schiff verfügen, welches in der Lage war kleine Torpedoboote aufzunehmen, zu transportieren und schnell zu Wasser zu bringen.

Hierfür wurde auf Grundlage vorheriger Transportschiffe ein Konzept entwickelt, welches speziell für die Aufgabe ausgerüstet sein sollte.

Dieses Konzept stellte ein Transportschiff mit einer Gesamtlänge von 118,8 Metern vor, mit einer Breite von 15,5 Metern und einer Verdrängung von 6.100 Tonnen. Auf dem Deck wurden mehrere Lastenkräne montiert, über die die Torpedoboote vom Wasser auf ihre Stellplätze gehoben werden konnten. Diese Plätze konnten zudem abgedeckt werden, damit die Torpedoboote nicht mehr so stark der Witterung ausgesetzt waren. 3 Kräne auf jeder Seite ermöglichten den Transport von bis zu 6 Torpedobooten.

Nachdem das französische Marineministerium dem Entwurf zugestimmt hat, wurde am 9. Juni 1892 mit dem Bau des Schiffes begonnen, welches später auf den Namen Foudre getauft wurde.

Der Stapellauf der Foudre erfolgte dann am 20. Oktober 1895, die Indienststellung im Laufe des Jahres 1896.

 

 

Die Foudre in ihrem ursprünglichem Zustand als Torpedoboot Träger

 

Ein Torpedoboot wird über einen Kran an Bord der Foudre geholt

 

 

 

Werdegang der Foudre:

Nach den Erprobungsfahrten und der Indienststellung wurden zunächst umfangreiche Tests durchgeführt, die den Einsatz von kleinen Torpedobooten auf hoher See im Zusammenspiel von anderen französischen Kriegsschiffen simulieren sollte.

Auch an den jährlich Manövern im Mittelmeer nahm die Foudre teil, wobei sich jedoch zeigte, dass das gesamte Konzept eines Torpedoboot Trägers unzureichend sei.

Aus diesem Grund wurden 1907 und 1910 einige Umbauten vorgenommen. 1907 erfolgte zunächst die außer Dienststellung und der Umbau zu einem Reparaturschiff. Dies sollte es ermöglichen, dass französische Kriegsschiffe auf hoher See weniger für Reparationen auf Werften angewiesen waren und auch schwierigere Arbeiten durch die Hilfe des neuen Reparaturschiffes vorgenommen werden können. Ziel war es, zum einen die Schiffe schneller wieder einsatzfähig zu machen zum anderen sollten teure Aufenthalte in den Werften nach Möglichkeit vermieden werden. Nach dem Umbau zeigte sich jedoch, dass auch dieses Konzept nicht den Anforderungen entsprach. Daher wurde bereits 1910 mit dem Umbau zu einem Minenleger begonnen. Während des russisch-japanischen Krieges zeigte sich der Wert von Seeminen, wenn diese in einer offensiven Strategie eingebunden werden. Da zu diesem Zeitpunkt bereits sowohl Großbritannien als auch das Deutsche Reich an entsprechenden Konzepten arbeiteten, sollte auch die französische Marine über entsprechende Möglichkeiten verfügen. So wurden bei der Foudre die Vorrichtungen angepasst um damit Seeminen transportieren und verlegen zu können.

Zeitgleich zum Umbau des Schiffes wurde vom Vizeadmiral Auguste Boué de Lapeyrère ein Komitee eingerichtet, welches die militärischen Möglichkeiten von Ballons und Flugzeugen zur Nutzung in der französischen Marine erarbeiten sollte. Nachdem das Komitee zu dem Ergebnis kam, dass eine militärische Nutzung von Flugzeug langfristig eine wichtige Rolle spielen wird, wurden umgehend Konzepte erarbeitet um die angestrebten Ziele in der französischen Marine erreichen zu können. In den Fokus rückte dabei das Transportschiff Foudre, welches zu diesem Zweitpunkt noch zu einem Minenleger umgebaut werden sollte. Der Umbau wurde umgehend gestoppt und das Schiff in den seit 29. November 1911 im Bau befindlichen neuen Marinehafen in Fréjus Saint-Raphaël geschickt.

Dort angekommen, wurde das Schiff erneut neu aufgebaut und ausgestattet. Dieses mal wurde auf dem Bug ein Deck errichtet, auf dem die Flugzeuge starten konnten. Auch wurden sowohl Hangars zum Transport und für die Unterbringung der Flugzeuge aufgebaut als auch Kräne um die Flugzeuge in das Wasser zu lassen oder aufzunehmen. Im Dezember 1911 kaufte die französische Marine ihr erste Wasserflugzeug, ein mit Schwimmern ausgerüstetes Wasserflugzeug der Marke Canard Voisin. Mit diesem Flugzeug sollten die ersten Versuche gestartet werden, sobald die Foudre einsatzfähig war.

Am 15. April 1912 waren die Umbaumaßnahmen abgeschlossen und auch die Bewaffnung des Schiffes montiert und funktionsfähig. Die Foudre galt damit, zusammen mit der britischen HMS Hermes als erster Wasserflugzeugträger der Welt.

 

 

Die Foudre nach dem Umbau als Wasserflugzeugträger

 

Ein Canard Voisin Wasserflugzeug, welches für die Foudre gekauft wurde

 

 

Am 1. Mai 1912 wurden von der Marine weitere Wasserflugzeuge gekauft, um diese mit einander vergleichen zu können. Darunter waren Breguet Eindecker, Nieuport Wasserflugzeuge und ein umgebauter Farman Doppeldecker. Ab dem Juli 1912 begannen auch die Übungen zusammen mit den Kreuzern und Schlachtschiffen im Mittelmeer. Bis in die Mitte des Jahres 1913 konnten so 11 Piloten für Wasserflugzeuge voll ausgebildet werden.

 

 

Eine Canard Voisin des Wasserflugzeugträgers Foudre während einer Übung im Mittelmeer im Juni 1912

 

 

Im November 1913 wurde damit begonnen, dass Flugdeck der Foudre anzupassen, um die neuen Caudron Wasserflugzeuge aufnehmen zu können. Die Umbaumaßnahmen waren Anfang des Jahres 1914 abgeschlossen, sodass am 8. Mai 1914 die erste Caudron vom Schiff starten konnte.

 

 

Ein Caudron Wasserflugzeug wird im April 1914 zum Testen der Kräne an Bord der Foudre gehoben

 

Wasserflugzeugträger Foudre im Jahr 1914

 

 

 

Einsatz im Krieg:

Als in Europa der erste Weltkrieg ausgebrochen war, verblieb die Foudre im Mittelmeer.

Bis in das Jahr 1916 diente das Schiff unter anderem als Versorgungsschiff für U-Boote und als Wasserflugzeugträger für Aufklärungsflüge über Österreich-Ungarn, dem osmanischem Reich und Nordafrika.

Nachdem jedoch die Aufklärungsflüge sowie die Versorgung der U-Boote im Jahr 1916 überflüssig wurden, da weder die Flotte von Österreich-Ungarn noch die des osmanischen Reiches aus den Häfen auslief, wurde das Schiff der Reserve zugeteilt.

Bis zum Kriegsende verblieb die Foudre in ihrem Status der Reserve.

 

 

 

Verbleib:

Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Foudre noch einige Zeit für die Ausbildung von Piloten von Wasserflugzeugen genutzt.

Am 1. Dezember 1921 erfolgte dann schließlich die endgültige Außerdienststellung, der Verkauf und die Verschrottung.

 

 

 

Schiffsdaten:

Name:  

Foudre

Land:  

Frankreich

Schiffstyp:  

Torpedoboot Tender

Ab 1907:
Reparaturschiff

Ab 15. April 1912:
Wasserflugzeugträger

Klasse:  

Einzelschiff

Bauwerft:  

Chantiers de la Gironde

Baukosten:  

unbekannt

Stapellauf:  

20. Oktober 1895

Indienststellung:  

Laufe des Jahres 1896

Verbleib:  

Am 1. Dezember 1921 verkauft und anschließend verschrottet

Länge:  

118,8 Meter

Breite:  

15,5 Meter

Tiefgang:  

Max. 7 Meter

Verdrängung:  

Max. 6.100 Tonnen

Besatzung:  

430 Mann

 

Antrieb:

 

Dreifachexpansionsmotoren

24 Wasserdampfkessel

Leistung:  

12.000 PS (8.948 kW)

Höchstgeschwindigkeit:  

19 Knoten (35 km/h)

 

Bewaffnung:

 

8 × 100 mm Geschütze

4 × 65 mm Geschütze

2 × Torpedorohre

4 × Wasserflugzeuge

Panzerung:  

Deck: bis zu 120 mm

 

 

 

 

 

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