Panzerkreuzer Pothuau

Der Panzerkreuzer Pothuau war Teil der französischen Aufrüstung der Marine und sollte sowohl den Panzerkreuzer Dupuy de Lôme als auch die Schiffe der Amiral Charner Klasse verstärken.

 

Stapellauf und Bauform:

Nach dem verlorenen Deutsch-Französischem Krieg wurde neben der französischen Armee auch die Marine neu aufgebaut, strukturiert und ausgerichtet. Ein Teil der neuen Strategie sah den Einsatz schneller Panzerkreuzer gegen die Handelsschiffe einer feindlichen Nation vor, um dessen Wirtschaft und Versorgung zu beeinträchtigen oder zum Erliegen zu bringen.

Speziell für diesen Zweck begann Anfang der 80er Jahre der französische Marine Architekt Henri Dupuy de Lôme mit der Planung und dem Konzept eines passenden Panzerkreuzers, der durch eine starke Panzerung und Bewaffnung nicht nur den gestellten Aufgaben gerecht werden sollte sondern zudem anderen Panzerkreuzern Großbritanniens und dem Deutschen Reich mindestens ebenbürtig sein sollte. Das Ergebnis war der Panzerkreuzer Dupuy de Lôme.

Auf der Grundlage dieses Schiffes wurde Ende der 80er Jahre mit der Planung einer ganzen Schiffsklasse von Panzerkreuzern begonnen, die sich zwar an der Dupuy de Lôme orientierten, aber kleiner und vor allem billiger sein sollten, da die finanziellen Mittel zur Aufrüstung beschränkt waren. Diese, als Amiral Charner bezeichnete Schiffsklasse war auf 4 Schiffe beschränkt. Während sich diese noch im Bau befanden, wurde bereits an weiteren Schiffen gearbeitet, die diese verstärken sollten. Hierfür wurde ein einzelner Panzerkreuzer entwickelt, der sich an der Dupuy de Lôme sowie an den Schiffen der Amiral Charner Klasse orientierte.

Das Ergebnis war ein Panzerkreuzer mit einer Länge von 113,1 Metern, einer Breite von 15,3 Metern und einer Verdrängung von maximal 5.460 Tonnen. Damit war das Schiff in seinen Ausmaßen wieder größer als die Schiffe der Amiral Charner Klasse und ähnlich der Dupuy de Lôme, wenn auch deutlich leichter.

Die Hauptbewaffnung bestand ebenfalls wieder aus 2 x 194 mm Geschützen, jedoch bereits die modernere  Modèle 1893 Version, die in jeweils einem Einzelturm vorne und hinten auf dem Schiff standen. Die Sekundärbewaffnung verblieb vom Kaliber her bei den 138 mm Geschützen, dabei wurde die Anzahl jedoch auf 10 erhöht und ebenfalls die Version 1893 gewählt. Im Gegensatz zu den Sekundärgeschützen der Amiral Charner Klasse waren diese wieder in Kasematten untergebracht und nicht in Türmen. Die weitere Bewaffnung bestand aus 12 x 47 mm, 8 x 37 mm Geschützen sowie 5 x 450 mm Torpedorohren.

Die Panzerung entlang des Gürtels des Schiffes betrug bis zu 80 mm, das Deck hatte eine Panzerung von 55 bis 105 mm. Der Kommandoturm war gepanzert mit einer Dicke von 240 mm, die Geschütztürme mit 180 mm, wobei die Kasematten lediglich eine Stärke von 84 mm erhielten.

Als Antrieb dienten zwei dreifach expandierende Dampfmaschinen die von 18 Belleville Wasserdampf Kesseln angetrieben wurden und eine Leistung von 10.000 PS erbrachten. Damit hatte das Schiff eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 19 Knoten.

Benannt wurde das Schiff nach dem französischem Marine Offizier und Politiker Louis Pierre Alexis Pothuau (1815 – 1882).

Der Stapellauf der Pothuau erfolgte dann am 19. September 1895, die Indienststellung am 9. Juli 1897.

 

 

Der französische Marine Offizier und Politiker Louis Pierre Alexis Pothuau, Namensgeber des Schiffes

 

Panzerkreuzer Pothuau

 

 

 

Werdegang der Pothuau:

Nach der Indienststellung wurde die Pothuau dem Escadre du Nord (Nördliches Geschwader) zugeteilt. Mit diesem Geschwader vertrat das Schiff im Juni 1897 Frankreich während der Diamond Jubilee Fleet Review von Königin Victoria im britischen Spithead. Im August beförderte es den französischen Präsidenten Félix Faure von Dünkirchen aus zu seinem Besuch in Russland.

1898 wurde die Pothuau dem Mittelmeer Geschwader zugeteilt, wo es als Flaggschiff der leichten Division diente. Bis in den Mai 1904 nahm es an den jährlichen Manövern und Übungen teil, als es dann als Flaggschiff des Kreuzergeschwaders eingeteilt wurde.

Mitte 1905 wurde die Pothuau zunächst der Reserve zugeteilt, bis das Schiff am 17. April 1906 wieder reaktiviert wurde um als Schießübungsschiff eingesetzt zu werden. 1910 wurde es schließlich als Flaggschiff der Schießschule übernommen, wobei mehrere Versuche durchgeführt wurden, die ein neues Feuerleitsystem zu testen.

 

 

Panzerkreuzer Pothuau im Jahr 1904

 

 

 

Einsatz im Krieg:

Zu Beginn des ersten Weltkrieges patrouillierte die Pothuau zusammen mit den Schlachtschiffen Jauréguiberry und Bouvet vor der Ostküste Spaniens, biss die drei Schiffe Anfang September 1914 in das Gebiet zwischen Korsika und Italien verlegt wurden, um den Transport von Reservisten des Deutschen Reiches zu unterbinden.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Toulon verließ die Pothuau am 24. Oktober den Hafen um die alliierten Truppen bei der Bekämpfung der deutschen Truppen in der Kolonie Kamerun in Afrika zu unterstützen. Der Einsatz dauerte bis zum 21. Juni 1915 als die Pothuau von dem geschützten Kreuzer Friant abgelöst wurde um in der Werft in Lorient überholt zu werden.

Nach Abschluss der Arbeiten am 2. Januar 1916 erfolgte die Verlegung in das Rote Meer und dem Indischen Ozean um alliierte Handelsschiffe zu eskortieren und nach deutschen Handelsstörern zu suchen.

Da besonders der deutsche Hilfskreuzer Wolf den alliierten Schiffsverkehr beeinträchtigte, wurde die Pothuau zusammen mit dem britischen Wasserflugzeugtender Raven II am 10. März 1917 beauftragt, diesen zu suchen und zu versenken. Die beiden Schiffen fuhren nach Colombo, dem Chagos-Archipel und den Malediven, konnten das deutsche Schiff jedoch nicht finden.

Ab dem 17. Mai 1917 lag die Pothuau in der Werft in Saigon, Französisch-Indochina für eine Überholung bevor das Schiff den Rückweg in das Mittelmeer antrat. Beim Eintreffen im Mittelmeer wurde es in Toulon erneut Überholt, was bis zum 9. November 1917 andauerte.

Da sich zu diesem Zeitpunkt bereits abzeichnete, dass weder von den Schiffen der österreich-ungarischen noch von der osmanischen Marine größere Operationen zu erwarten waren, verblieb die Pothuau bis zum Kriegsende im Hafen von Toulon.

 

 

 

Verbleib:

Nach dem Krieg diente die Pothuau zunächst wieder als Schießübungsschiff, wobei ihre Hauptgeschütze demontiert wurden und mit Flugabwehr Geschützen experimentiert wurde.

Am 12. Juni 1926 wurde es schließlich außer Dienst gestellt, am 3. November 1927 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und am 25. September 1929 für die Verschrottung verkauft.

 

 

 

Schiffsdaten:

Name:  

Pothuau

Land:  

Frankreich

Schiffstyp:  

Panzerkreuzer

Klasse:  

Einzelschiff

Bauwerft:  

Forges et Chantiers de la Méditerranée, Granville

Baukosten:  

unbekannt

Stapellauf:  

19. September 1895

Indienststellung:  

9. Juli 1897

Verbleib:  

Am 25. September 1929 zur Verschrottung verkauft

Länge:  

113,1 Meter

Breite:  

15,3 Meter

Tiefgang:  

Max. 6,4 Meter

Verdrängung:  

Max. 5.460 Tonnen

Besatzung:  

455 Mann

 

Antrieb:

 

zwei dreifach expandierende Dampfmaschinen

18  Belleville Wasserdampfkesseln

Leistung:  

10.000 PS (7.500 kW)

Höchstgeschwindigkeit:  

19 Knoten (35 km/h)

 

Bewaffnung:

 

2 × 194 mm Geschütze

10 × 138 mm Geschütze

12 × 47 mm Geschütze

8 × 37 mm Geschütze

5 × 450 mm Torpedorohre

Panzerung:  

Gürtel: 52 - 80 mm
Deck: 55 - 105 mm
Geschütztürme: 180 mm
Kommandobrücke: 240 mm
Kasematten: 84 mm

 

 

 

 

 

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