Schlachtschiff Provence

Das Schlachtschiff Provence war das zweite Schiff der Bretagne Klasse, welche aus drei Dreadnought Schlachtschiffen bestand und während des ersten Weltkrieges fertiggestellt wurde.

 

Stapellauf und Bauform:

Nach dem Bau der Schlachtschiffe der Courbet Klasse entschied sich das französische Marineministerium für den Bau weiterer, jedoch stärker bewaffneter Dreadnought Schlachtschiffe um die Marine zu Modernisieren und Auszubauen. Als Kaliber der Hauptgeschütze sollten nun nicht mehr die bereits verwendeten 30,5 cm Geschütze dienen sondern 34 cm Geschütze um mit den neuen Schlachtschiffen Großbritannien und des Deutschen Reiches gleichziehen zu können.

Für den Bau der Schiffe waren jedoch die Maße an die Größe der Docks der französischen Werften gebunden. So sollten die Maße der Schiffe denen der Courbet Klasse gleich sein und somit eine Länge von 166 Metern und eine Breite von 27 Metern betragen. Um die neuen, größeren und damit auch schwereren Geschütze aufnehmen zu können, mussten diese näher an den Bug und das Heck der Schiffe versetzt werden, was zwar die Stabilität sicherte, die Seetauglichkeit jedoch verringerte. Insgesamt 10 Geschütze vom Typ Canon de 34 cm Modell 1912 wurden in 5 Doppeltürmen eingesetzt. Jeweils 2 der Türme befanden sich vorne und hinten am Schiff, der letzte Turm war in der Mitte des Schiffe untergebracht und sollte sowohl back als auch steuerbord abdecken können. Als Mittelartillerie wurden 22 x 138 mm Kanonen eingesetzt, die in Einzeltürmen entlang des Rumpfes untergebracht waren. Auf jeder Seite dienten zudem jeweils 2 x 450 mm Torpedo Rohre dem Angriff und es bestand die Möglichkeit, bis zu 28 Seeminen mitzuführen und diese als Sperre zu verlegen.

Ähnlich wie bei den Schiffen der Courbet Klasse wurde auch der Wasserliniengürtel stark gepanzert um das Schiff gegen Angriffe von U-Booten und deren Torpedos zu schützen, jedoch war die Panzerung der Bretagne Klasse lediglich bis zu 250 mm dick, die der Courbet Klasse hingegen bis zu 270 mm. Die Türme der Hauptgeschütze waren durch 300 mm dicke Panzerplatten gegen Beschütz geschützt, die Mittelartillerie durch 160 mm dicke Platten.

Der Bau der Provence begann nach der Bestellung am 1. Mai 1912, der Stapellauf am 20. April 1913 und die Indienststellung am 20 Januar 1916.

 

 

Zeichnung der Bretagne Klasse

 

Schlachtschiff Provence

 

Schlachtschiff Provence

 

 

 

Einsatz im Krieg:

Nach der Indienststellung und den anschließenden Erprobungsfahrten wurde das Schlachtschiff Provence am 1 März 1916 offiziell der Flotte übergeben und dem 1. Kampfgeschwader zugeteilt.

Zu dem Zeitpunkt der Einführung des Schiffes war bereits Italien an der Seite der Alliierten dem Krieg gegen Österreich-Ungarn beigetreten und übernahm den größten Teil der Sicherungsaufgaben vor der Küste Österreich-Ungarns, sodass die französische Flotte lediglich den südlichen Teil des Mittelmeeres patrouillierte.

Nachdem ab dem 27. April 1916 bereits der Hafen von Argostoli auf der griechischen Insel Kefalonia genutzt werden konnte, kam Anfang 1917 die griechische Insel Korfu als Stützpunkt für die französischen Kriegsschiffe hinzu. Jedoch zeigte sich bereits ab 1917 der Mangel an Kohle, sodass die Schlachtschiffe nur noch selten den Hafen verließen, die Bretagne und die Provence blieben sogar das gesamte Jahr im Hafen liegen.

Auch 1918 machte sich der Mangel an Kohle weiterhin bemerkbar, sodass die Schiffe weiterhin im Hafen verblieben. Diese Zeit wurde jedoch genutzt um bei den Schlachtschiffen einige Modernisierungen durchzuführen, was besonders den Austausch von kleineren Geschützen betraf.

Nach dem Waffenstillstand in Europa und der Kapitulation Österreich-Ungarns, des osmanischen Reiches und des Deutschen Reich kehrte das Schlachtschiff Provence in seinen Heimathafen Toulon zurück.

 

 

Schlachtschiff Provence

 

Schlachtschiff Provence

 

 

 

Einsatz nach dem Krieg:

Nach dem Krieg wurden einige französische Schlachtschiffe in das Schwarze Meer geschickt, um die alliierten Truppen im russischen Bürgerkrieg zu unterstützen. Vom Marineministerium war auch die Verlegung der Provence in die Region geplant, als sich jedoch auf den anderen Schlachtschiffen Meutereien ausbreiteten wurde der Plan verworfen und das Schiff zusammen mit der Lorraine nach Konstantinopel entsendet, wo sie den Kern der neuen östlichen Mittelmeer Flotte bilden sollten.

Nach einer Flottenprüfung in Le Havre im Juni 1921 wurde die Provence zusammen mit der Bretagne in den Hafen in Toulon geschickt. Dort verblieb das Schiff und wurde mit der Lothringen in Reserve gestellt um Modernisierungsmaßnahmen durchführen zu können. Am 4. Juli 1923 waren diese abgeschlossen wobei die Reichweite der Hauptgeschütze erhöht wurde, einige Geschütze ausgetauscht und neue Entfernungsmesser und ein Feuerleitsystem installiert wurden.

Die nächste Modernisierung wurde in dem Zeitraum vom 12. Dezember 1925 bis zum 11. Juli 1927 durchgeführt. Dabei wurde erneut die Reichweite der Hauptbewaffnung erhöht, zudem die Gurtpanzerung am Bug des Schiffes entfernt und einige Kohle Kessel gegen Öl Kessel getauscht.

Die dritte und letzte Modernisierung fand zwischen dem 20. September 1931 und dem 20. August 1934 statt. Dabei wurden auch die restlichen Kohle Kessel gegen Öl Kessel getauscht, neue Turbinen eingesetzt und die Geschütze der Hauptbewaffnung ausgetauscht.

Nachdem das Schiff wieder in den Dienst gestellt wurde, wurde es dem 2. Geschwader im Atlantik zugeteilt. Dort wurden einige Manöver durchgeführt und Reisen nach Madeira und Marokko. 1936 wurde eine längere Reise zu mehreren Stationen in Afrika angetreten, bis in Spanien der Bürgerkrieg ausgebrochen war. Die Provence und Bretagne wurden dabei zur Patrouille an den spanischen Küsten eingeteilt ohne in den Bürgerkrieg einzugreifen. Diese endeten im April 1937.

 

 

 

Einsatz im zweiten Weltkrieg:

Als in Europa der zweite Weltkrieg ausbrach, befand sich die Provence zusammen mit der Bretagne im Hafen von Toulon. Nach einer Wartung vom 21. Oktober bis zum 2. Dezember 1939 liefen beide Schiffe in das Mittelmeer um zusammen mit einigen Zerstörern und Kreuzern die Truppentransporte von Afrika nach Frankreich abzusichern.

Anfang 1940 erfolgte die Verlegung nach Casablanca von wo aus mehrere Vorstöße in den Atlantik durchgeführt wurden um Handelsschiffe abzufangen. Bei Gibraltar wurde das Schiff Beschädigt, als es den Grund berührte. Die anschließende Reparatur musste in Toulon durchgeführt werden.

Am 11. April 1940 wurde das Geschwader nach Oran verlegt, später wechselte die Provence mit der Bretagne in den Hafen von Alexandria, bis die beiden Schiffe am 18. Mai nach Mers El Kébir entsendet wurden um dort die französischen Schiffe zu sammeln.

Nach der Kapitulation Frankreichs am 22. Juni 1940 wurden die französischen Kriegsschiffe die nicht in Großbritannien interniert waren dem Vichy Regime unterstellt. Der britische Premierminister Winston Churchill fürchtete jedoch, dass auch diese Schiffe bald der deutschen Kriegsmarine oder der italienischen Marine unterstellt werden könnten und somit eine ernsthafte Bedrohung für Großbritannien darstellten. Er erließ daher die Anordnung, alle französischen Kriegsschiffe die sich bereits in den Häfen Großbritanniens befanden zu übernehmen und die Schiffe die sich in Übersee befanden dazu zu bringen, entweder den Freien Franzosen in Großbritannien unterstellt zu werden, sich in neutralen Staaten internieren zu lassen oder versenkt zu werden.

Am 3. Juli 1940 wurde das Ultimatum zur Übergabe der französischen Kriegsschiffe im Hafen von Mers El Kébir überbracht. Nach dem Ablauf der 10 stündigen Frist begannen die britischen Schiffe das Feuer zu eröffnen.

 

 

 

Verbleib:

Zunächst versuchte die Provence aus dem Hafen auszubrechen, kehrte jedoch schnell wieder zurück. Nachdem das Schwesterschiff Bretagne mehrfach getroffen wurde und explodierte, begann die Besatzung der Provence das Schiff auf den Strand des Hafens zu setzen, da es ebenfalls schon schwer beschädigt war und ein Sinken verhindert werden sollte.

Nach dem Abzug der britischen Kriegsschiffe wurde die Provence gehoben und nach Toulon verlegt, wo alle verbliebenen Kriegsschiffe des Vichy Regime ankerten.

Nachdem die deutsche Wehrmacht am 27. November 1942 damit begann Vichy Frankreich zu besetzen und kurz davor waren auch den Hafen von Toulon zu erreichen, erging der Befehl an die französischen Schiffe zur Selbstversenkung damit diese nicht von der Wehrmacht erbeutet werden konnten.

Die Provence sank zwar ebenfalls im Hafen wurde jedoch am 11. Juli 1943 von der italienischen Marine gehoben. Diese bauten die meisten der Hauptgeschütze aus und verwendeten diese als Küstengeschütze vor Toulon.

Nachdem die Alliierten am 6. Juni 1944 in der Normandie landeten wurde der Rest der Provence vor die Hafeneinfahrt geschleppt und dort versenkt um als Blockschiff die Einfahrt zu versperren.

Erst im April 1949 wurde das Wrack gehoben und mit der Verschrottung begonnen.

 

 

 

Schiffsdaten:

Name:  

Provence

Land:  

Frankreich

Schiffstyp:  

Schlachtschiff

Klasse:  

Bretagne-Klasse

Bauwerft:  

Arsenal de Lorient

Baukosten:  

unbekannt

Stapellauf:  

20. April 1913

Indienststellung:  

20. Januar 1916

Verbleib:  

Nach dem 6. Juni 1944 als Blockschiff in Toulon versenkt, ab April 1949 gehoben und verschrottet

Länge:  

166 Meter

Breite:  

27 Meter

Tiefgang:  

Max. 9,1 Meter

Verdrängung:  

Max. 26.000 Tonnen

Besatzung:  

1.133 Mann

Antrieb:  

18 Belleville-Kessel

nach Umbau:
6 Indret-Dampfkessel

2 Parsons-Dampfturbinen

Leistung:  

28.000 PS (20.594 kW)

Höchstgeschwindigkeit:  

20 Knoten (37 km/h)

 

Bewaffnung:

 

10 × Schnellfeuergeschütz 34 cm L/55 in 5 Doppeltürmen

22 × Schnellfeuergeschütz 13,86 cm L/55 Modell 1910 in Einzeltürmen

2 × Schnellfeuergeschütz 4,7 cm L/50 Hotchkiss

4 × Torpedorohre ⌀ 45 cm

Panzerung:  

Gürtel: 160–270 mm
Zitadelle: 80–180 mm
Oberdeck: 30–40 mm
oberes Panzerdeck: 40 mm
unteres Panzerdeck: 40 mm
Panzerlängsschott: 8 mm
Barbetten: 248–270 mm
Türme: 72–400 mm
Kasematte: 180 mm
Kommandoturm: 314 mm

 

 

 

 

 

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