Der Sturmpanzerwagen A7V war der erste und einzige im deutschen Reich in Serie produzierte Panzerwagen, der an der Front eingesetzt wurde und als Antwort auf die aufkommenden britischen Mark I Tanks dienen. Jedoch kam die Entwicklung und Produktion zu spät um noch wirkungsvoll eingesetzt werden zu können.
Entwicklung:
Im September 1916 tauchten an der Westfront die ersten britischen Mark I Tanks auf. Zwar erzielten diese bei ihren ersten Einsätzen keine nennenswerten Erfolge, der psychologische Schock auf die deutschen Soldaten hingegen war deutlich größer.
Von der obersten Heeresleitung erging schließlich am 13. November 1916 der Auftrag an die Verkehrstechnische Prüfungskommission einen ebenbürtigen Panzerkraftwagen (die Bezeichnung Sturmpanzerwagen erfolgte erst am 22. September 1918) entwickeln zu lassen. Aus Tarnungsgründen erhielt das Projekt die Bezeichnung A7V, angelehnt an die zuständige Verkehrsabteilung. Die Anforderungen an das Fahrzeug wurden bereits zu Beginn spezifiziert:
- Gesamtgewicht rund 30 Tonnen
- Geländegängigkeit
- Schützengräben bis zu 1,5 Meter sollten überwunden werden können
- Die Straßengeschwindigkeit sollte mindestens 12km/h betragen
- 80 bis 100PS als Motorleistung hielt man für ausreichend
Die Entwicklung wurden vom zuständigen Amt in Zusammenarbeit mit dem Oberingenieur Vollmer durchgeführt. Die Konstruktion des Laufwerkes wurde an die Firma Holt-Caterpillar in Bukarest vergeben. Bereits am 22. Dezember 1916 lagen die ersten Konstruktionszeichnungen vor, wobei diese Varianten mit 2 statt mit 1 Motor ausgestattet waren. Der Vorschlag des Amtes das Projekt in der Dringlichkeit ganz nach oben zu setzen wurde jedoch von der obersten Heeresleitung abgewiesen.
Die Vorstellung des ersten Prototyps fand am 30. April 1917 in Marienfelde statt, wobei das dort gezeigte Fahrzeug noch keine Panzerung besaß sondern einen Holzaufbau. Die Vorstellung verlief zur Zufriedenheit der obersten Heeresleitung, jedoch konnte man sich anschließend nicht auf die Hauptbewaffnung der Fahrzeuge einigen. Eine Entscheidung über diesen Bereich erfolgte erst im Frühjahr 1918, wobei man sich auf die 5,7cm Kasemattkanone einigte, die in Belgien massenhaft erbeutet wurden. Statt wie zuerst geplant vorne und hinten diese Waffe einzubauen, sollte in der Endfassung des Fahrzeuges nur noch 1 Kanone eingebaut werden mit Zielrichtung vorne. Im Gegenzug wurde die Anzahl der Maschinengewehre von 4 auf 6 erhöht. Die Vorführung der endgültigen Version erfolgte schließlich am 14. Mai 1917 in Mainz.
Technische Daten:
Bezeichnung: | Sturmpanzerwagen A7V |
Land: | Deutsches Reich |
Länge: | 7,35 Meter |
Breite: | 3,06 Meter |
Höhe: | 3,35 Meter |
Gewicht: | 30 Tonnen |
Höchstgeschwindigkeit: | Straße: 12km/h, Gelände: 4-8km/h |
Panzerung: | Bis zu 30mm |
Hauptbewaffnung: | 5,7cm Kasemattkanone |
Weitere Waffen: | 6 x MG08, 1 x MG 08/15 |
Antrieb: | 2 × Daimler 165 204 4-Zylinder-Reihenmotor 147 kW (200 PS) |
Besatzung: | 16 1 Kommandant, 5 Unteroffiziere, 10 Mannschaften |
Die ersten Einsätze:
Die Auslieferung des ersten einsatzfähigen A7V erfolgte Ende Oktober 1917. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch die Sturmpanzerwagen Abteilungen 1 und 2 gebildet deren Personal aus 5 Offizieren und 109 Unteroffizieren und Mannschaften bestand. Pro Abteilung waren 5 A7V Wagen sowie 9 RadKfz vorgesehen. Die Aufstellung der Abteilung 3 erfolgte etwas später am 6. November 1917.
Die Ausbildung der Abteilung 1 begann im Frühjahr 1918 bei Sedan. Es wurden neue Taktiken der Wagen im Zusammenspiel mit Stoßtruppen und Infanterie erprobt.
Am 21. März 1918 begann mit der Frühjahrsoffensive Michael bei St. Quentin die Feuertaufe der neuen Sturmpanzerwagen. Ende März führten die Abteilungen 1 und 2 erstmal eine gemeinsame Offensive durch und am 24. April kam es bei Villers-Bretonneux an der Somme zum ersten Zusammentreffen mit britischen Tanks.
Die Schlacht bei Villers-Bretonneux:
Um die Stadt sowie den angrenzenden Wald zu erobern, wurden für den Angriff alle 3 Abteilungen der Sturmpanzerwagen eingesetzt. Jedoch fielen bereits 2 Wagen vor dem Angriff aus, Wagen 540 "Heiland" bereits vor der Verladung zur Front und Wagen 503 durch einen Zylinderkopfriss.
Während des Angriffes fiel zunächst Wagen 506 "Mephisto" aus bei dem die Düsen verstopften. Als diese Gereinigt waren kippte der Wagen kurz darauf in einen Trichter und musste aufgegeben werden. Drei Monate später wurde dieser Wagen von australischen Truppen geborgen und nach Australien gebracht, wo der Wagen als einziger der A7V noch heute zu besichtigen ist.
Wagen 542 "Elfriede" musste als nächstes aufgegeben werden, als dieser in einen britischen Gefechtsstand eingebrochen war und nicht mehr fahren konnte. Später wurde dieser Wagen von französischen Truppen geborgen und als Kriegsbeute nach Paris gebracht.
Wagen 561 "Nixe" lieferte sich auf einer Straße ein Feuergefecht mit mehreren britischen Tanks. Als diese den Wagen schwer beschädigten konnte dieser später noch rund 2 Kilometer Richtung der eigenen Frontlinie zurück legen, bevor der Wagen mit einem Motorschaden ebenfalls aufgegeben werden musste.
Erkenntnisse:
Ursprünglich hatte die oberste Heeresleitung 38 der Sturmpanzerwagen bestellt, verringerte dies jedoch auf 20 Wagen um zum einen die knappen Rohstoffe in den U-Boot und Flugzeugbau zu stecken zum anderen sollten mit den vorhandenen Wagen erstmal Erfahrungen gesammelt werden.
Insgesamt konnten sich die Sturmpanzerwagen bewähren, da diese den britischen Tanks in Puncto Panzerung und Feuerkraft überlegen waren. Jedoch beherrschten von Beginn an Probleme mit der mangelnden Standfestigkeit der Antriebe sowie die geringe Einsatzzeit die Wagen. Einsätze konnten in der Regel nur wenige Stunden durchgeführt werden, anschließend musste der komplette Wagen Generalüberholt werden. Zudem konnten die 20 deutschen Wagen gegenüber den 6.000 gepanzerten Fahrzeugen der Alliierten nichts ausrichten.
Chassisnummer: | Name: | Abteilung: | Verbleib: |
501 | Gretchen | 1, dann 3, dann 1 | Bis Kriegsende im Heer |
502 / 503 | Faust | 1, dann 3 |
Nach einem Defekt des Chassis 502 im März 1918 wurde dessen Aufbau auf Chassis 503 gesetzt. Aufgegeben im Oktober 1918 und von Briten vor Ort verschrotteten
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504 / 544 | Schnuck | 2 |
Durch Briten erbeutet, 1919 verschrottet
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505 | Baden I | 1, dann 3 |
Bis Kriegsende im Heer
|
506 | Mephisto | 1, dann 3 |
Durch Australier erbeutet, steht heute im Museum
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507 | Cyklop | 1, dann 3 |
Bis Kriegsende im Heer
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525 | Siegfried | 2 |
Bis Kriegsende im Heer
|
526 | 1 |
Ausgeschlachtet
|
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527 | Lotti | 1 |
Am 1. Juni 1918 festgefahren, aufgegeben und 1922 verschrottet
|
528 | Hagen | 2 |
Durch Briten erbeutet, 1919 verschrottet
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529 | Nixe II | 2 |
Am 1. Juni 1918 festgefahren, aufgegeben und 1942 von den Amerikanern verschrottet
|
540 | Heiland | 3, dann 1 |
Bis Kriegsende im Heer
|
541 | 1 |
Bis Kriegsende im Heer
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542 | Elfriede | 2 |
Durch Franzosen erbeutet, 1919 verschrottet
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543 | Hagen | 2, dann 3 |
Bis Kriegsende im Heer
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560 | Alter Fritz | 1 |
Wurde am 11. Oktober 1918 bei Iwuy gesprengt
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561 | Nixe | 2 |
Ausgeschlachtet
|
562 | Herkules | 1, dann 2 |
Ausgeschlachtet, später von den Briten erbeutet
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563 | Wotan | 2 |
Bis Kriegsende im Heer
|
564 | (Prinz) Oskar | 3 |
Bis Kriegsende im Heer
|
Passende Literatur zum Thema findet Ihr hier:
Sturmpanzerwagen A7V: Vom Urpanzer zum Leopard 2
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